Hochzeitsfotos
Jaaa, sie kamen gut an. Ich spreche von meinen Fotos, die ich bei der Hochzeit vor 3 Wochen gemacht habe. Als ich ankam, mußte ich erkennen, dass ich der einzige Fotograf dort war. Da war der Leistungsdruck natürlich sehr hoch. Ich ging mit meiner Frau in dem Raum, wo die Zeremonie eine Stunde später anfangen sollte. Oh Gott, kaum Fenster, dunkle Wände und Decke, also keine Refelektionsflächen für mein Blitz. Die Leute selber, die dann nach und nach hereinströmten, trugen Schwarz/Weiße Klamotten; also Kontrast pur. Und dann fingen sie schon an. Ich ballerte darauf los. Natürlich in RAW-Modus, sicher ist sicher. Ob es an den schwülen Temperaturen lag, weiß ich nicht mehr zu sagen, auf jeden Fall schwitzte ich wie noch nie.

Das Entgegennehmen der Glückwünsche wurde Gottlob draußen praktiziert. Während ich dort ein Bild nach dem anderen schoß, mußte meine Frau mir einen freien Chip schnell zustecken. Ich ladete die Kamera neu, und schon ging es weiter. Plötzlich fragte mich jemand, wo denn das Gruppenfoto gemacht werden soll. "Scheiße, ich bin ja der Hauptfotograf, ich muß mich ja darum kümmern", dachte ich noch so bei mir. Ich schaute mich etwas nervös um, und entdeckte eine große Wiese. Dorthin leitete ich dann die über 80 Gäste (alles Bankies und Geschäftsleute in ihren teuren Klamotten). Tja, wenn sie nun alle auf's Bild sollten, mußten sie näher zusammen rücken. Aber irgendeine physikalische Kraft stieß sie immer auseinander. So blieb mir nichts anderes übrig, als auf einen Findelstein zu klettern, um von oben herab eine bessere Perspektive zu bekommen. Ich erhielt Szenenapplaus...

Abends wechselten meine Frau und ich uns ab. Während ich im Hotelzimmer die Fotos vom Chip auf mein Notebook packte, sah ich Blitzlicht aus den Fenstern des Partyraumes auf die Wiese gewittern. Meine Frau hatte alles im Griff.

Nach Mitternacht waren wir beide ziemlich kaputt. Wir verabschiedeten uns vom Brautpaar, schließlich mußten wir noch über 2 Stunden nach Hause fahren. Zuhause brauchte ich dann ca. 1 Woche, bis ich die Bilder zu meiner Zufriedenheit bearbeitet hatte. Meine Arbeitskollegin gab ich dann die DVD und die 10 Fotos, die ich noch zusätzlich abgezogen und in einem Leparello gepackt hatte. Am selben Abend nun kamen die beiden extra aus Düsseldorf vorbei, um bei ihr die Bilder abzuholen.

Es dauerte bis zum nächsten Morgen, bis ich dann endlich erlöst wurde. Er rief an, und wir telefonierten fast eine Stunde lang. Die Bilder hätten sie sich gestern abend noch angeschaut und waren absolut begeistert. Einen besseren Fotografen hätten sie nicht wählen können, meinte er.
Das ging runter wie Öl! Sehr gut gefallen hätte ihnen auch meine Kombination von SW-Fotos (tja, ist nunmal mein Steckenpferd).
Er bot nun an, ich solle doch so 70 Visitenkarten ihnen schicken, so dass sie eine jeweils bei den Dankeskarten mit Fotos beilegen werden. Eine bessere Werbung für mich gebe es wohl nicht, meinte er.

Trotzdem werde ich bei Hochzeiten nicht mehr den Hauptfotografen machen; ist mir alles zu stressig. Obwohl... im Herbst habe ich schon wieder zwei Aufträge...