Herbst
Endlich ist es soweit! Meine Jahreszeit ist angebrochen. Die Wolkenberge rasen wieder vom Wind gepeitscht über das Himmelszelt, Vögel jagen ihnen hinterher. Frische kühle Luft pumpt sich in meine Lungen, ich ziehe meine Jacke enger um meinen Körper. Ein Lächeln umspielt meine Lippen, als ich die Leute schutzsuchend unter Vordächern der Geschäfte laufen sehe; die Regentropfen malen ihre Bahnen an mir. Dann wird es wieder einsamer, ich spaziere durch einen kleinen Wald, sehe junge Bäume sich in dem Wind verbeugen. Einsam und trostlos die abgeernteten Felder vor mir. Am Horizont scheint sich Erde und Himmel zu vereinen. Nur vereinzelt sehe ich gebeugte Menschengestalten in der Ferne. Ob sie den Herbst genauso lieben wie ich?

Jeder Quadratzentimeter meiner Haut meldet meinem Gehirn die Ankunft dieser Jahreszeit. Immer weiter werden die Farben zurückgedrängt, die Lautstärke des Windes wird zunehmen. Dann, in ruhigen Momenten, wenn die Natur scheinbar lautlos zu Atem kommt, wird die Natur ihren eigenen Farbzauber den morgendlichen Zuschauer präsentieren. Wie ein graues Tuch wird der Herbstnebel die Welt bedecken, um dann von hellen Lichtmessern zerteilt zu werden und mich in eine andere Welt entführen, wo Licht, Schatten und Farben in überschwenglichen Maßen vorhanden sind.

Heute Morgen begrüßte ich meinen alten Freund, das Sternbild des Orion. Wir kennen uns seit meinen Kindheitstagen und alljährlich kündet er mir die nahe Ankunft der Herbst/Winterzeit. Auf ihn ist verlaß. Ich freue mich jedes Jahr, wenn ich ihn sehe.