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Tagebuch CharlieB
2005-04-12 06:35
Dresden 1
Nach einem Frühstück in Braunschweig (ich liebe diese Stadt) erreichten wir nach 8 Stunden Autofahrt Dresden. Je näher man der Altstadt kam, um so mehr Kopfsteinpflaster malätrierten meine Stoßdämpfer. An der Semperoper angekommen, suchten wir das Hotel „Kempinski“, in der wir eine Nacht bleiben wollten. Wie es im Internet steht, liegt es der Oper relativ nahe gegenüber. Vor dem Gittertor befindet sich ein kleines Wachhäuschen, was mich an diese Häuschen vor dem Buckingham-Palast erinnern ließ. Hier befand sich aber kein zum Stillstand verdonnerter Wachmann, sondern ein in dezent grauen Wrack mit schwarzen Zylinder gekleideter Typ, der, als wir unseren schmutzigen kleinen Fiesta gedreht und vor ihm stehen blieben, mit einem eingemeißelten Lächeln zu uns trat. Meine Freundin kurbelte das Fenster runter, ich beugte mich vor und sagte, dass wir gerne hier ins Hotel möchten. Er meinte, wir seien herzlich willkommen und fragte sofort, ob wir denn Hilfe bezüglich unseres Gepäcks oder parken des Autos benötigten. Beides verneinte ich. Die Tiefgarage fanden wir hinter dem Haus. Sah aber genauso wie jede andere Garage aus: grauer Beton war die vorherrschende Farbe, aufgelockert durch gezielt eingesetztes Grün der Fluchtweghinweiser. Das ganze änderte sich aber schlagartig, als wir den hoteleigenen Fahrstuhl betraten: dunkel glänzendes Mahagonieholz mit eingelassenem Messingspiegel. Sehr vornehm. Gesteigert wurde dieser Eindruck noch, als der Fahrstuhl uns ins Foyer entließ. Ein großer Raum nahm uns auf, linker Hand die Rezeption. Wir wurden sehr freundlich begrüßt, und nach Beendigung der schriftlichen Formalitäten stand schon jemand mit unserem Gepäck hinter uns und fragte mich etwas. In New York oder London habe ich fast alles verstanden, was man mich in den Hotels gefragt hat; hier in Dresden hatte ich so meine Schwierigkeit. Ich antwortete nur mit einem „Ja ja“ und ging zum Fahrstuhl. Der dienstbeflissene Geist blieb aber stehen, ebenso meine Freundin und schaute mich fragend an. Erst als er sich wiederholte, verstand ich sein Sächsisch. Er wollte meine Zimmernummer wissen.
Auf dem Weg nach oben zelebrierte er die Kunst des Smalltalks. Ob die Fahrt denn angenehm gewesen sei, ob wir das Hotel schnell gefunden hätten, ob wir schon mal hier in Dresden gewesen seien etc.
Im Zimmer angekommen erwartete mich zuerst das übliche Erscheinungsbild. Was hatte ich erwartet? Ein Springbrunnen in der Mitte? Mit Goldfasern durchzogene Vorhänge? Aber wie fast überall, steckte auch hier –nicht der Teufel, nein, der Luxus- im Detail. Unter Hinweis, mit der „0“ am Telefon sofortige Hilfe zu bekommen, wollte sich unser Kofferträger schon dezent verabschieden. Ich gab ihm 2 Euro, wofür er sich bedankte. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass es entweder zu wenig war, oder es in diesem Hotel nicht üblich ist, Trinkgeld zu geben.
Nun hieß es, das Zimmer zu inspizieren. Das verschwenderisch große Bett stand in der Mitte, flankiert von jeweils einem Nachttischchen. So weit, so normal. Die Matratze machte auf meinen ersten Druckversuchen einen harten Eindruck. Dieser wurde aber später in der Nacht revidiert. Jeder kennt diese komischen grünen ziegelsteingroßen Steckschwämme, die man in Blumencenter findet, und wo jeder versucht ist, Löcher reinzudrücken. So ungefähr waren auch hier die Matratzen. Wenn ich mich reinlegte, passte sie sich meiner Körperform an. Hätte ich schnell genug aus dem Bett springen können, hätte ich vielleicht noch meine Körperform sehen können.
Das Badezimmer war der absolute Hammer! Überall dieses dunkel glänzende Holz, Fußbodenheizung unter den Fließen. Es waren zwei Waschbecken eingelassen. An der Dusche waren Handtuchheizungen angebracht. Und aus versteckten Lautsprechern rieselte leise Musik auf mich herab, deren Ursprung aus dem Fernseher im Hauptwohnbereich kam. Die Toilette befand sich separat im angrenzenden Raum. Ergänzt wurde dort das spärliche Mobiliar durch einen Glasaschenbecher, der an ebenso wie das Telefon (!) an der Wand montiert war. Im Verbindungsflur zwischen Badezimmer und Schlafzimmer hang ein großer Spiegel an der Wand. Dort im Spiegel war eine Kordel integriert. Wir trauten uns aber nicht, diese zu ziehen. Nicht, dass sich da plötzlich einer wie aus dem Nichts erscheinend im Zimmer aufhält.
So ließen wir alles so wie es war und begaben uns in Richtung Fahrstühle. Wir hatten noch etwas Zeit und wollten diese nutzen, um uns die Altstadt anzuschauen. Als wir auf den Aufzug warteten, fiel uns diese beiden Konstruktionen links und rechts der Fahrstuhleingänge auf. Es waren mit Sand gefüllte Becken, in denen man seine Zigaretten ausdrücken konnte. Es muß nicht erwähnt werden, dass sich kein einziger Stummel dort befand. Was aber erwähnenswert ist, waren die Muster, die in den Sand gezogen waren: es war das Zeichen des Hotels, das auf jeden Kopfbogen zu finden ist. Wir waren oft versucht, diese „Kunst“ zu zerstören, um zu sehen, wie schnell das alte Muster wieder hergestellt würde. Wir besonnen uns aber der Umgebung, in der wir waren, stolzierten mit erhobenem Kopf in den Aufzug und fuhren ins Foyer. Dort angekommen wurden wir plötzlich mit komischen Blicken traktiert. Auch der Typ hinter der „Financel Times“ hob sein Blick von den ehrwürdigen Lettern und schaute uns an. Wie waren wir gekleidet? Nun, meine Turnschuhe untermalten den jugendlichen Akzent meiner verwaschenen Jeans. Mein Schlabberpullover harmonierte mit meiner schwarzen Kaputzenjacke das durch mein schwarzes Basecap farblich genaustens abgerundet wurde. Meine Freundin hatte sich ebenfalls sehr leger gekleidet. Durch die Drehtür, über den roten Teppich ging es schnell hinaus in die Dresdner Altstadt.

Die Dresdener Altstadt ist auf jeden Fall eine Reise wert! Man kommt sich hier wirklich um Jahrhunderte zurückversetzt vor. Fehlten nur noch die Pferdekutschen, die über das hier überall vorherrschende Kopfsteinpflaster polterten. Da wir nicht mehr allzuviel Zeit hatten, beschränkte sich unser Sightseeing auf das Vorbeispazieren der vielen alten Gebäude. Nun hieß es wieder schnell zurück, schließlich mußten wir uns für den Abend chic machen. Im Wachthäuschen war immer noch unser graubemantelter Zylinderträger. Freundlich grüßte ich ihn, als wir Arm in Arm an ihn vorbei schlenderten. Sein Blick wanderte von meiner Cap bis zu den Turnschuhen, wo sie eine Weile hängen blieben. Ob er den Mund auf hatte, weiß ich nicht mehr zu sagen. Bevor er uns aber festhalten würde, beeilten wir uns, über den roten Teppich ins Hotel und von da aus schnell in unser Zimmer zu gelangen. Dort machten wir uns fertig...

Fortsetzung folgt

Kommentare

06:27 15.04.2005
Dresden ist wirklich eine sehr schöne Stadt. Zumindest der Teil, den ich in der Altstadt gesehen habe...

@ cläre: ich könnte dich knuddeln.
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unbekannt
05:50 15.04.2005
Ich liebe Dresden, jedoch habe ich bisher stets in der Jugendherberge an der S-Bahn Station Weintraube oder ähnliches logiert

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unbekannt
19:52 12.04.2005
Du Liebkoser des geschriebenen Wortes!
Ich liebe es, deine Beschreibungen von Örtlichkeiten und Situationen zu lesen....:)


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