Beim Frauenarzt
Nun war ich auch mal beim Frauenarzt. Ist ja wirklich sehr interessant dort, auch wenn ich mich sehr deplaziert vorkam. Überall strahlten mir überglückliche, junge Mütter von Postern und Prospekten entgegen. Wenn ich mir ihre Gesichter und Figuren ansah, konnte ich mir nicht vorstellen, dass ein Kind zu haben, so anstrengend sein soll. Irgendwas müssen meine Bekannten mit Kindern falsch gemacht haben. Warum sahen diese gerade am Anfang ihrer Mutterrolle so übernächtigt und fertig aus, während diese Modells nur so das blühende Leben ausstrahlten?

Ich setzte mich neben meiner Frau. Alles war ruhig. Ich warf ein Blick auf die hier ausgelegten Zeitschriften. Alles nur Tratsch. Aber die Frauen hier verschlangen die neusten Nachrichten aus der royalen Welt. Welche Prinzessin hat mit welchem Stallburschen... und überhaupt. Unglaublich, wie hier die Klischees benutzt wurden!

Nach einer Stunde las ich, dass doch tatsächlich Prinzessin von Monaco mit dem... nein, ich konnte mich zurückhalten, eines dieser Hefte in die Hand zu nehmen. Obwohl es mir schwer fiel, denn die Zeit zog sich wie Kaugummi. Ich betrachtete stattdessen den Fußboden. Er war braun marmoriert. Sah in etwa so wie die äußerste Atmosphäre des Jupiters aus. Wann flogen da noch mal die Trümmer des Kometen... na, wie hieß er denn noch gleich? Schoumaker-Levie... oder so ähnlich. Habe ich damals mit meinem Teleskop „live“ verfolgen können, von meinem Balkon aus. War nicht richtig live, da ja das Licht einige Stunden von Jupiter zur Erde braucht. Wieviel Stunden sind das? Apropos Stunden... wie viele sitze ich denn schon hier? Die Zeit zog sich...

Endlich kamen wir ran. Mutig betrat ich hinter meiner Frau gehend den Behandlungsraum. Rechts um die Ecke stand dieser ominöse Stuhl. Sah genauso aus wie im Fernsehen.

Um es kurz zu machen, irgendwann saß meine Frau drauf, und wir verfolgten am Bildschirm was dieses Gerät aus dem Inneren ihres Körpers uns nach außen übermittelte. Zuerst sah es aus wie eine Wetterkarte, dann fror die Ärztin das Bild ein und zeigte uns einen dunklen Fleck inmitten einer hellen Fläche. Dies sei der Ort, wo der Zellklumpen, der zum Menschen wird, eingenistet sein soll. Diesen konnten wir aber noch nicht erkennen, da er dafür zu klein sei. Fasziniert starrte ich auf den Bildschirm. Mich erinnerte das an die Aufnahmen von jungen Sternen, um denen jeweils eine Staubscheibe kreist. Inmitten dieser Scheibe gibt es Leerräume, verursacht von Planeten, die diese Zonen von Staub und Geröll befreit haben, eben weil sich dieses Material zu jungen Planeten geformt haben. Man hat diese „Babyplaneten“ noch nicht direkt sehen können, dafür sind sie zu klein, aber das Fehlen von Stein und Staub in dieser Gegend weißt sehr stark auf deren Existenz hin. Genau wie dieser dunkle Fleck. Dieser entsteht nur, wenn eine Schwangerschaft vorherrscht. Zwar besteht noch die Möglichkeit einer Eileiterschwangerschaft. Dieses kann aber spätestens in 2 Wochen, wenn wir die nächste Untersuchung haben, geklärt werden.

Zum Abschied bekamen wir noch einen Beutel mit diversen Zeitschriften mit. Als wir draußen in der Sonne standen, schauten wir uns an und lächelten.
Jetzt heißt es, unserer Familie und Freunde von dieser neuen Situation zu berichten...