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Tagebuch c.
2013-02-25 21:24
Zeiten ändern dich
Was ich an meinem Job mag und gleichzeitig nicht mag, ist die Kommunikationslosigkeit meiner Kollegen. Wenn man den ganzen Tag lang zu viert in einem kleinen Raum sitzt und es werden nur rund zehn Sätze in der ganzen Zeit gesprochen, dann finde ich das mitunter schon sehr anstrengend. Es hat sich einfach so eingebürgert, dass man Musik hört auf der Arbeit, jeder für sich, die Kopfhörer auf dem Kopf, klar, dass da keine Gespräche entstehen können. Noch verweigere ich mich den Kopfhörern. Noch. So bin ich zwar manchmal ganz schön genervt von der Stille, aber sie hat auch so ihre Vorteile.

Je nachdem, mit welchen Aufgaben man sich gerade beschäftigt, ist nicht die vollste Konzentration auf die Aufgabe nötig und man kann die Gedanken so wunderbar schweifen lassen. Und so lasse ich mich ab und an treiben und finde mich dann ganz weit weg wieder, in Gedanken an frühere Liebschaften beispielsweise.

Warum ich das schreibe? Weil mir heute Filipe in den Sinn kam und ich überrascht festgestellt habe, wie weit das alles mittlerweile zurückliegt. Nicht nur tatsächlich, sondern auch gefühlt. Tatsächlich sind inzwischen fast 11 1/2 Jahre vergangen seit meinem perfekten Moment, seit unserem ersten und einzigen Kuss.

Ich fühle mich alt, wenn ich mir die Zahlen so vor Augen führe. Süße 18 war ich damals, als ich ihn kennenlernte, 19 an jenem für so lange Zeit als schicksalhaft empfundenen 07.Oktober. Das ist schon gar nicht mehr wahr, so lange ist das inzwischen her. Erinnerungen an ein anderes Leben.

Lange, wirklich lange nach diesem 07.Oktober im Jahr 2001 war ich in der Lage, mir diesen Moment immer wieder hervorzuholen, ich habe so ewig von der einen Erinnerung gezehrt, fühlte schon fast auf Knopfdruck so, wie ich an diesem Abend damals gefühlt habe. Ich war davon überzeugt, dass es Momente wie diesen nur ganz selten gibt, ja, vielleicht sogar nur einmal im Leben. Das war mein perfekter Moment, der perfekte Moment in meinem Leben.

Ich weiß gar nicht, wie lange es her ist, seit ich zuletzt versuchte, mich an diesen Abend zu erinnern. Es muss auch schon einige Zeit her sein. Und heute, während der Arbeit, als ich meine Gedanken so treiben ließ, da stellte ich fest, dass er weg ist, dieser Moment. Ich kann mich beim besten Willen nicht mehr in diesen Abend und diese Gefühlslage hineinversetzen.

Nun ist der Arbeitsplatz vielleicht auch nicht unbedingt der beste Ort für solche Gedanken. Aber an andere Menschen aus meiner Vergangenheit und die mit ihnen verknüpften Gefühle kann ich mich auch heute noch erinnern als wäre es gestern gewesen.
So geht es mir zum Beispiel mit diesem absurd wundervollen Abend in einem anderen Herbst, vier Jahre später, als Sonu und ich uns einen ganz Abend lang gegenübersaßen, Händchen hielten und uns anschmachteten. Ja, an die Schmetterlinge meiner Taco-Loco-Abende im Herbst 2005 kann ich mich noch sehr gut erinnern.

Es gab eine Zeit in meinem Leben, da war ich sicher, Filipe würde immer eine klaffende Wunde in meinem Herzen hinterlassen. Heute stelle ich fest, dass sich alles, was da mal an Gefühl war, wohl still und heimlich davongeschlichen hat. Das betrübt mich ein wenig, denn ich vermisse mich, wie ich war. Natürlich war ich auch rettungslos naiv und weltfremd, aber es war auch schön, an etwas glauben zu können, an Bestimmung, an Gefühle für immer, an perfekte Momente.

Im Vergleich zu damals bin ich heute gerade zu abgeklärt und ernüchtert. Und das ist durchaus schade.

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