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Tagebuch c.
2010-08-07 17:18
Wahn. Sinn. Ohne. Plan.

Heute schwirren mir lauter Gedanken durch den Kopf…So… Theorie-und-Praxis-Gedanken. Und ich weiß grad gar nicht, wo ich anfangen soll, das ist alles noch so ein bisschen ungeordnet in meinem Kopf. Mal sehen, ob ich ein bisschen Ordnung bewerkstelligen kann.

Es ist ja so, dass der Musiker und ich unser Treffen auf die Zeit ab dem 23.08 verschoben haben. Dass ich nicht bereit bin, beim nächsten Versuch mein Bundesland auch nur um einen Zentimeter zu verlassen, brauchte ich gar nicht zu erklären, denn er bot von sich aus an, das nächste Mal dann eben zu mir zu kommen.

Weil er aber fragte, ob er am selben Tag zurückfahren muss, kann das mit dem Treffen erst ab in zwei Wochen geschehen. Zwei Wochen lang bin ich noch bei meinen Eltern. Und das kann ich einfach nicht machen…Hier bei ihnen einen wildfremden Menschen einquartieren. Das geht nicht. Obwohl es in Sachen Platz sicher besser wäre. Und mit Hund und Musiker jetzt in meiner Wohnung…Auch keine gute Idee.

Als eine Freundin von mir eine ganze Weile lang ein ganzes Bataillon an amerikanischen Soldaten in ihrer Wohnung beherbergte, schüttelte ich nur den Kopf und nannte sie leichtsinnig. Gut, sie hatte die ganzen  Leute natürlich nicht alle auf einmal bei sich. Aber im Laufe eines halben Jahres haben da locker zehn fremde Männer in ihrer Wohnung übernachtet, Männer, die sie nur aus dem Internet kannte. Und das fand ich ja damals schon ein bisschen heikel. Und schüttelte den Kopf über sie. Mehrfach.

Als eine andere Freundin von mir vor zwei Jahren beschloss, mit einer Internetbekanntschaft, die sie vorher noch nie gesehen hatte, in einem Hotel zu übernachten, schüttelte ich den Kopf. Ein komplett fremder Mann und ein  Hotelzimmer…Hallo? Da hätte ja sonst was passieren können.

Deswegen ist es auch ok, wenn die Leute den Kopf über mich schütteln, weil ich nun mehr oder weniger plane, den Musiker gleich beim ersten Treffen in meine Wohnung zu lassen. Wenn man selber in so einer Situation ist, sieht die Sache ja immer ganz anders aus und da findet man das alles gar nicht mehr so dramatisch. Und vernünftig gecovert sollte das ja wirklich nicht so das Problem sein. Nicht mal das hatten meine beiden Freundinnen beachtet und sie leben schließlich auch noch.

Das ist auch eigentlich gar nicht mein Problem. Beim Gedanken an den Musiker in meiner Wohnung ist meine Sicherheit das letzte, woran ich gerade denke. In der Theorie, träumerisch höchst verhangen von rosa Wolken und übertönt von all den Geigen, ist das ja auch alles super.

Aber…in der Praxis…Ich bin ja so was von eigen mit meiner Wohnung. Und auch da wieder….Allein schon die Größe, ich meine….es gibt da meine speziellen Probleme, die nur ich habe und es gibt da die Probleme, die tatsächlich da sind.

Tatsächlich sind 30qm auf einen einzigen Raum verteil fein für eine Person. Zu zweit wird das dann aber schon recht eng. Ich frage mich, wie es manche Leute in meinem Haus zu zweit auf Dauer auf derselben Fläche aushalten. Ich würde früher oder später wahnsinnig werden und aus dem Fenster springen. Echt bewundernswert, dass manche auf Dauer so leben können.

Gut, aber es wäre ja nicht für die Ewigkeit, der Musiker und ich zusammen auf 30qm. Und man kann ja auch nach draußen gehen. Sollte man meinen. Tee trinken. Oder so.

Schrecklich, ich fühle mich heute so was von ungeordnet. Normalerweise habe ich so einen Text, den ich schreibe, immer schon mehr oder weniger gegliedert im Kopf, wenn ich ihn tippe. Aber heute fühlt sich das für mich wie so ein Hölzchen-Stöckchen-Springen an. Ein Gedanke hier, einer da, keiner abgeschlossen. Wahrscheinlich bilde ich mir das ein, aber irgendwie fühle ich mich heute wirr und unstrukturiert.

Ich bin eigen, wenn es um meine Wohnung geht. Ich habe tatsächlich nicht wirklich gerne Besuch bei mir. Meine Wohnung ist mein absoluter Rückzugsort, mein Zufluchtsort. Schutzburg. Ich fühle mich sicher und umarmt dort. Es ist meins. Menschen zu Besuch stören das Gleichgewicht. Vielleicht hat das ja tatsächlich mit Energien und Energieflüssen zu tun. Man weiß es nicht. Aber ich bin irgendwie immer froh, wenn ich die Tür hinter einem Gast schließen kann und wieder alleine bin in meiner Wohnung. Erst dann kann ich wieder richtig frei atmen.

Ein anderer Punkt, der in eine ähnliche Richtung geht…Irgendwo repräsentiert die Wohnung mich ja auch. Selbst die Anordnung der Tischsets habe ich ganz alleine entschieden, alles, jeder Nagel, jeder Klebestreifen, jeder Firlefanz, alles lässt sich auf eine Entscheidung von mir zurückführen. Deswegen werkele und putze ich, wenn Besuch kommt, auch ewig an meiner Wohnung herum, weil ich genau überlege, welches Bild ich von mir präsentieren will. Selbst die Haarbürste auf dem Kosmetiktisch liegt da nicht einfach nur dort, ohne dass ich darüber nachgedacht habe, ob sie dort liegen kann. Deswegen ist das auch mit Besuch immer ein bisschen schwierig, weil ich immer das Gefühl habe, noch einmal ganz anders wahrgenommen zu werden, so als würde die Wohnung das Bild ergänzen, was sich Leute von mir machen.

Hier bei meinen Eltern ist das etwas anderes. Hier habe ich nicht so das Problem mit Besuch. Aber…das hier, das Haus, das ist das Haus meiner Eltern. Das Haus repräsentiert meine Eltern und nicht mich. Ich selbst fühle mich hier eigentlich auch eher als Besucher oder vielleicht als Verwalterin im Moment. Aber das hat mit mir nichts zu tun. Jedenfalls die untere Etage. Nach oben lasse ich auch bei meinen Eltern niemanden, das ist dann zu privat, wieder zu sehr ich. Wobei…würde ich aufräumen, wäre das auch nicht etwas anderes, aber meistens bin ich zu faul, um die erste Etage aufzuräumen, nur damit ich Besuch nach oben lassen könnte. Meistens herrscht hier Chaos. Ich verteile gerne meinen Kram auf der gesamten Etage, mit Vorliebe auf dem Fussboden. Deswegen ist es bei meinen Eltern zu diesen Ferienzeiten in der ersten Etage eigentlich eher unordentlich als zu privat, als zu sehr repräsentativ für mich. Na, wie auch immer, hier bei meinen Eltern jedenfalls habe ich nicht so sehr ein Problem mit Besuch, weil das hier eben nicht ich bin.

Blödes Thema. So wirr alles. Mein Kopf malt sich die Zeit mit dem Musiker in meiner Wohnung gerne sehr bunt und sehr rosig und sehr toll aus. Mein Kopf weiß aber auch, was er von Besuch in meiner Wohnung hält.

Und so beschäftige ich mich gerade mit fast lächerlichen Fragen.

Im Moment finde ich es beispielsweise problematisch, dass ich im Bad so eine Einkaufsklappkiste für meine dreckige Wäsche benutze. Das Ding ist eben nicht geschlossen. Natürlich kann man, wenn man ein bisschen im Voraus plant, dafür sorgen, dass es zum Zeitpunkt der Ankunft des Gastes gar keine Dreckwäsche gibt. Aber bei mindestens einer Übernachtung fallen auch mindestens einmal zu waschende Wäschestücke an. Und der Gedanke, dass sie da dann an Tag 2 einfach so offen in dem Wäsche-Klappkiste liegen, der gefällt mir nicht. Eigentlich ist das total idiotisch, aber ich überlege echt gerade, ob ich nicht ein wenig umplanen soll. Auf meinem Speicher steht irgendwo eine Plastikkiste mit Deckel. Darin sind lauter alte Schuhe. Man könnte natürlich dann einfach tauschen und eben für eine Weile die Schuhkiste mit Deckel als Wäschekiste benutzen. Dann läge die Wäsche wenigstens nicht offen im Bad herum.

Das ist so ein eher praktisches Problem, mit dem ich mich in meinem Wahn gerade befasse. Als ein weiteres könnte man die Gedanken zu meinem Bett nennen.

Ich schlafe ja nicht gerne mit anderen Menschen in einem Raum. Lieber fahre ich abends noch mit den unmöglichsten Umwegen wieder zu mir nach Hause und kann in meinem eigenen Bett schlafen, als dass ich irgendwo übernachte. Fremder Atem im selben Raum irritiert mich total und ich schlafe schlecht. Selbst hier muss ich mich immer erst einmal wieder daran gewöhnen, dass der Hund bei mir schläft. Das ist schon anders.

Die Zeit in der Klinik vor jetzt mehr als einem Jahr…Auch da war der Gedanke, möglicherweise in einem Doppelzimmer untergebracht zu werden, der pure Horror. Letztendlich war es dann ok. Das Doppelzimmer. Ich hatte ja auch Glück mit meiner Mitbewohnerin. Und es hat funktioniert. Dabei war unser Zimmer in der Klinik vielleicht gerade ein Drittel von  meiner Wohnung und wir haben es auch drei Wochen miteinander ausgehalten. Alles eine Frage der Gewöhnung. Und man kann sich auch verrückt machen. Ganz offensichtlich, wie man an dem gesamten Text erkennen kann.

Gut, es ist eine Sache, mit anderen Leuten in einem Raum zu schlafen. Möglicherweise mit fremden Menschen. Meine Klinikmitbewohnerin war ja auch erst einmal eine Fremde für mich.

Aber mit einem fremden Menschen dann ein Bett zu teilen…Das ist noch einmal was ganz anderes. Bisher war mir das immer zu viel Nähe. Und selbst bei meinem Hund bin ich froh, dass er nicht die ganze Nacht in meinem Bett verbringt. Für die Einschlaf- und Aufwachphase ist das immer sehr schön, Hund im Bett. Aber ich bin doch froh, dass er irgendwann dann freiwillig den Weg in sein Körbchen findet. Ich schlafe so viel entspannter, wenn ich keinen anderen Körper so nah bei mir habe.

Das einzige Mal in meinem Leben, wo ich bei einem Freund übernachtet habe, war der pure Horror. Und ja, die Begleitumstände waren auch echt untragbar, aber das war nicht das einzige Problem. Er so nah….nee…Vielleicht war es auch der falsche Mann, ich weiß es nicht, aber jedenfalls erinnere ich mich an diese Nacht als eine der am wenigsten entspannenden in meinem Leben.

Ich bin da also sowieso schon gestört sensibel/sensibel gestört. Aber wenn ich mir dann noch überlege…1,20m sind wirklich nicht viel. Das geht zwar zu zweit, aber es ist ganz schön eng.

Lustig…Eben blätterte ich durch die Wochenendbeilage vom Real und sah, dass dort in der kommenden Woche so ein sich selbst aufblasendes Gästebett für zwei Personen angeboten wird. Und jetzt fragt sich mein Kopf, ob ich nicht möglicherweise das Geld auch noch investieren sollte. Es würde vor allem so viel mehr Platz bedeuten. Und…ein nicht zu unterschätzender Vorteil: Geht es gar nicht anders, könnte ich tatsächlich in mein eigenes Bett fliehen.

Ich könnte jetzt noch weiter darüber schreiben, dass ich es nicht unproblematisch finde, bei meinem Get-Ready-For-The-Day-Programm von Dusche bis Make-Up ständig jemanden um mich herum zu haben. Aber das lasse ich jetzt einfach mal.

Denn ich bin ja sowieso die große Zweiflerin und Verschwörungstheoretikerin. Das Ding machte sich am Donnerstag deswegen über mich lustig. Er zog mich damit auf und meinte: „Ja, das ist alles von langer Hand geplant. Ich bin ja eigentlich der Komplize vom Musiker und wir beide haben uns dich ausgesucht und von langer Hand geplant, wie wir dein Vertrauen gewinnen und dich an der Nase herumführen können.“ Ja, ja. Ich weiß. Ein bisschen mehr Vertrauen kann eigentlich nicht schaden. Das Ding sagt auch: „Jemand, der dich verarschen oder dir schaden will, macht sich nicht so eine Mühe und denkt sich komplett stimmige Geschichten aus. Und das über längere Zeit. Das ist dann viel zu viel Aufwand für zu wenig Nutzen.“ Mag sein, dass das so ist.

Aber mal ganz im Ernst…Bisher gab es in meinem Kopf in Bezug auf ein Treffen mit dem Musiker bei mir in der Wohnung eigentlich immer nur die ganz rosaroten Phantastereien. Weil…Ich denke, ich glaube nicht wirklich daran, dass es zu diesem Treffen kommen wird. Ich glaube das erst, wenn er mir die Ankunftszeit seines Zuges nennt. Und selbst dann glaube ich wohl erst, dass das Treffen stattfindet, wenn ich ihn vom Zug abhole. Ich glaube, ich gehe viel eher davon aus, dass am geplanten Tag wieder eine Absage kommt. Warum auch immer. Aber dass der Musiker in zwei Wochen wirklich vor mir steht…Ich weiß es nicht. Ich bin momentan trotz meiner Unentspanntheit, trotz meines Wahns irgendwie recht entspannt, weil das alles so ungreifbar ist. Eine Träumerei.

Sonst würde ich wahrscheinlich schon längst wirklich richtig viel Zeit in die Durchplanung meiner Wohnung investieren. Das jetzt heute….waren so Kleinigkeiten, Gedanken, die sich mal einschlichen.

Was will ich sagen? Worauf will ich hinaus? Ich weiß es selber nicht. Negative Suggestion ist vielleicht auch nicht beste Herangehensweise. Positiv denken. Gar nicht so viel denken.

Denn: Ich will ihn ja endlich sehen, den Musiker.

Das wird schon. Am Ende war alles immer nur halb so tragisch, was ich im Vorfeld so aufgeblasen habe.

Die Sache mit dem Bett ist vielleicht tatsächlich noch einen zweiten Gedanken wert. 1,20m sind definitiv klein. Aber ansonsten….ein bisschen mehr entspannen.

Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Alles mal locker sehen. Ja. Ja.

Bäh, ich hab das Gefühl, schon lange nicht mehr so einen zusammenhanglosen Mist von mir gegeben zu haben.

Um den Eindruck rund zu machen, zum Schluss noch ein Gedanke, der überhaupt nichts mit all dem zu tun hat: Das Date vom Ding findet heute auch nicht statt. Sie muss für einen Kollegen einspringen. Da hätten wir also beide Pech gehabt, das Ding und ich, mit unseren ersten Dates. Seins soll am kommenden Wochenende nachgeholt werden. Ich bin ja mal gespannt. Jetzt muss ich auch auf den Bericht noch eine Woche lang warten. Dabei war ich so neugierig.

Ach ja, und ehe ich es vergesse….Danke euch allen für die lieben Kommentare von gestern. Ich verkneife es mir mal einfach, dagegen zu argumentieren und zu erklären, warum ich das ganz anders sehe, sondern übe mich mal im Annehmen und Aushalten von netten Worten. Auch nicht immer ganz leicht. Ja, ja. Ich und mein wirrer Kopf…

 

Kommentare


unbekannt
18:01 07.08.2010
Ich glaube... du bist ganz einfach nur tiiierisch nervös!
Aber wirr fand ich deinen Eintrag nicht, ziemlich gut zu lesen sogar
Und ich kenn das...
Und ich find's witzig, dass sich manche Befürchtungen oft in "Luft auflösen", gerade was Internetbekanntschaften anbelangt. (Ich hab mich vor einem halben Jahr auch für bekloppt erklärt, dass ich zusagte, mit zwei "Jungs" auf einem Hotelzimmer zu pennen. ) Ich glaube, man muss sich selbst am meisten vertrauen, dann wird das schon alles!
Lieben Gruß!


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2010-08-07 17:18