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Tagebuch c.
2013-02-15 20:41
Von Platzbesetzern und verdeckten Beobachtern
Der leere vierte Platz in meinem Büro ist heute wieder besetzt worden. Seit heute Nachmittag sitzt der Herr Chef mit im Büro.

Ja...Ich freu mir....

In meinen ersten beiden Wochen hatte ich ja immer das Gefühl, leicht zu erröten, wenn er den Raum betrat. Ich weiß nicht, ob es tatsächlich sichtbar so war, aber es fühlte sich so an. Dumm, dumm, wenn man auch im Rahmen der ganzen Euphorie um die Jobzusage so etwas konfuse Gefühle entwickeln musste und sich nie so ganz sicher sein konnte, worauf sich die Euphorie eigentlich bezog.

Tüdülü....Somebody had a huge crush on her boss....Tüdülü

Glücklicherweise habe ich mich dann doch mit der Zeit an ihn gewöhnen können und habe nun nicht mehr das Gefühl, jedes Mal zu erröten, wenn er den Raum betritt. Ein großer Fortschritt, sonst würde es sich wohl zukünftig nicht mehr so angenehm dort arbeiten lassen wie bisher.

Und viel interessanter finde ich ja sowieso mittlerweile die Frage, was da zwischen ihm und Miss Marketing abgeht. Sie ist ihm eigentlich überstellt. Und er hat eine Freundin, Verlobte, Frau, was auch immer, ist jedenfalls liiert. Aber ich finde das schon auffällig, wie oft sie bei ihm im Büro anzutreffen ist. Er sitzt dann an seinem Platz, sie hockt daneben und muss ihn immer von unten nach oben anschauen.

Es ist ja nicht so, also würde diese Szene nicht jedes Klischee von Dominanz und Devotion untermalen...

Außerdem ist sie jeden Morgen, sobald er das Büro, schon bei ihm. Er hat nicht mal richtig abgelegt, da hört man ihre Schritte schon auf dem Gang.

Heute konnte ich das Begrüßungsritual der beiden noch genauer beobachten, weil ich heute Frühschicht am Empfang hatte. Zum ersten Mal, seit ich dort arbeite, hatte sie heute die Haare offen, sonst sind sie immer im strengen Dutt gebunden. Und so wurde ich Zeugin folgenden Dialogs:

Er: Ah, offene Haare.

Sie: Wie ah? Nicht gut?

Er: Doch, gut, besser als sonst.

Ich bin ja echt mal gespannt, wie oft sie in Zukunft die Haare offen tragen wird...

Es würde mich ja mal interessieren, ob ich die einzige bin der das auffällt. Aber selbst wenn es noch jemandem auffiele, würde er es wohl kaum laut sagen. Dennoch finde ich es schon einfach merkwürdig, wie die beiden zusammenglucken. Wenn die beiden alleine in einem Raum sind und man kommt als Dritte Person hinzu, hat man immer das Gefühl zu stören. So geht es mir jedenfalls.

Na ja, ich bin gespannt. Das mit Abstand Beste daran, dass mein Herr Chef jetzt mit in meinem Büro sitzt, ist jedenfalls, dass ich so die ideale Beobachterposition gewonnen habe. Ich bin also quasi zu verdeckten Beobachterin geworden, ganz ohne mein Zutun. Das begeistert mich tatsächlich am meisten.

Übrigens, dass sei nur am Rande bemerkt, zu meinem gesteigerten Vergnügen trägt die Tatsache bei, dass ich Miss Marketing so kolossal unsympathisch finde...

Sie ist so ein typisches BWLer-Mädchen und das ist ja so gar nicht meins. Bände sprach der Kommentar, den mein Herr Mentor abließ, als ich ihn vor einigen Wochen fragte, was genau Miss Marketing eigentlich in der Firma macht. (Da wusste ich noch nicht, dass sie Miss Marketing ist.) Jedenfalls meinte er: "Das ist unsere Marketing-Frau....Ja, an meinen alten Arbeitsplätzen hatten wir auch immer so eine. Die sind ja irgendwie alle immer gleich." Der Herr Mentor ist so ein Typ, der nie viel sagt, dieser Kommentar hat also noch mal gleich viel mehr Gewicht.

So alles in allem stimmt mich der Umzug vom Herrn Chef also durchaus vergnüglich. Schade ist nur, dass ich nun den Raum nicht mehr wirklich oft für mich alleine haben werde. Ich hatte mich schon so auf den heutigen Nachmittag gefreut. Mein Herr Mentor hat heute und am Montag Urlaub, meine Miss Kollegin vom Tisch mir gegenüber hat die ganze Woche im Home Office gearbeitet. Manchmal mag ich es ja, so ganz für mich tüdeln zu können. Auch ein Grund, warum ich ab und an gerne durcharbeite statt Pause zu machen. Ich genieße diese halbe bis dreiviertel Stunde einfach, die ich dann für mich habe. Aber da der Herr Chef eigentlich nie Pause macht oder höchstens kurz draußen etwas kauft, wird mir das in Zukunft auch nicht mehr so möglich sein. Das ist bedauerlich.

Anlass für den Umzug von meinem lieben Herrn Chef war übrigens das Chaos, das sich heute in meinen Dateien offenbarte. Nein, ich habe ein reines Gewissen, denn ich habe diese Dateien nachweislich nicht angelegt, sondern habe sie von jemand anderem übernommen. Meine Aufgabe ist nun lediglich die Beseitigung dieses Chaos und da ich ja nun noch nicht so lange da bin, fand es der Herr Chef einfach angebracht, "mehr Präsenz im Trainingszentrum" zu zeigen.

Jetzt bin ich aber doch froh, den ganzen Haufen bis Montag nicht sehen zu müssen. Ich kränkele immer noch leicht. Letztendlich habe ich die Woche zu Hause wirklich gebraucht, denn ich habe sie zur Hälfte verschlafen. Ich war einfach immer so müde. Momentan macht mir vor allem die Stimme zu schaffen, die versagt mir noch regelmäßig und auch der Husten ist immer noch nicht ganz weg. Abends kann man die Uhr nach meiner mir zugehenden Nase stellen. So ganz über den Berg bin ich also noch nicht, aber es reicht, um wieder arbeiten zu können. Aber jetzt freue ich mich einfach am meisten über zwei Tage Ruhe. Die kann ich auch gebrauchen. Und dann kann es am Montag frisch und frei weitergehen mit dem neuen Platzbesetzer in meinem Büro....

Kommentare

07:20 16.02.2013
dann erhol dich gut übers wochenende!
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
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2013-02-15 20:41