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Tagebuch c.
2011-02-18 13:18
Von Hausmitteln und Fernsehserien

Ich rieche. Meine Wohnung riecht. Eine Melange aus Kytta-Balsam f, Tigerbalsam (rot) und Olbastropfen liegt in der Luft. Nein, erkältet bin ich nicht. Am Mittwochabend ging ich mit leichten, absolut ignorierbaren Rückenschmerzen ins Bett. Gestern wachte ich auf und konnte mich kaum bewegen. Als hätte ich die Tage vor dem Donnerstag heftig  und stetig gehustet. Ohne Unterbrechung. Alles tat weh. Sogar zu tiefes Luftholen. Nach einer Nacht voll Schlaf zusammen mit zwei Wärmflaschen und der ein oder anderen Schmerztablette, völlig vernebelt vom Odeur der ganzen ätherischen Öle, geht es heute wieder deutlich besser. Kein Vergleich zu gestern. Bei einer falschen Bewegung durchzuckt sie mich noch, die Erinnerung an den gestrigen Schmerz. Aber so wie es jetzt ist lässt es sich wieder leben.

 

Alles, was sich mit alten Hausmittelchen und einer Handvoll Paracetamol wieder in den Griff kriegen lässt, kann nicht allzu schlimm sein. Ja, ja. Die Hausmittelchen. Man muss einfach nur daran glauben, dann passt das schon.

 

Derzeit glaube ich an die Macht von Bierhefe und Naturkosmetik. Mich stört es ja schon länger, dass ich bei jeder Haarwäsche und jedem Bürsten so viele Haare verliere. Also habe ich der einst so geheiligten Silikonbombe namens John Frieda abgeschworen. Und tatsächlich, Alverde sei Dank, meine Haare sind echt viel schöner geworden. Dabei war ich früher so überzeugt von dem Herrn Frieda und seinen Produkten. Kieselerde soll ja auch angeblich so wundervoll toll sein für Haut, Haare und Nägel. Aber irgendwelche positiven Effekte habe ich bei der Einnahme von Kieselerde nie bemerkt. Auch keine gegenteiligen. Aber ich glaube, es ist ziemlich egal, ob man nun Kieselerdekapseln schluckt oder es sein lässt. Die Bierhefe dagegen, ja, die scheint mir ein wahres Wunderding zu sein. Gut, nach 260 Tabletten in 17 Tagen sollte man auch etwas merken. 15 Stück soll man jeden Tag einnehmen. Vielleicht vernebelt mir die Menge die Sinne, aber ich bin fest davon überzeugt, erste Ergebnisse vermelden zu können. Gerade an der Stirn am Haaransatz meine ich jeden Tag viele neue, noch recht kurze Haare erkennen zu können. Nein, ich meine es nicht nur, die sind definitiv da.

 

Ja, ich glaube. Glaube versetzt Berge. Ich bin also seit neustem eine bekennende Bierhefe-Jüngerin!

 

Neues Thema. Gestern sah ich die letzte Folge der aktuellen Staffel von „Doctor’s Diary“. Eigentlich ist die Serie zu banal, um ihr auch nur einen Moment Aufmerksamkeit zu schenken. Eigentlich hatte ich die Serie in guter Erinnerung, meinte die ersten Staffeln damals durchaus gern gesehen zu haben. Die Folgen der aktuellen Staffel schaute ich jedoch jedes Mal mit einer leichten Empörung. Und dennoch sah ich mir jede einzelne an.

 

Natürlich, es ist Fernsehen, es soll unterhalten, da müssen Klischees ausgeschlachtet und absolut übertrieben dargestellt werden. Müssen sie das? Ist man nicht auch ein wenig für seine Zielgruppe verantwortlich? Die ewige Frage nach Moral und Verantwortung im Fernsehen.

 

Mich persönlich störte es doch erheblich, dass eine Diana Amft die Rolle des adipösen Trampeltiers zu spielen hatte. Die ständigen Sticheleien und Witzchen auf Kosten ihrer Figur müssen doch eine Beleidigung für jede normalgewichtige Frau gewesen sein. Sie hätte locker gut zehn, fünfzehn, zwanzig Kilo schwerer sein dürfen, um sie zu rechtfertigen. Wenn man sich dann überlegt, dass ein nicht unerheblicher Teil der Zielgruppe der 14-49 Jährigen dann doch eher unter zwanzig ist…Heerscharen pubertierender Mädchen müssen doch in tiefste Selbstzweifel gestürzt worden sein.

 

Da diskutiert man ewig und drei Tage über ein falsches Schönheitsideal, das durch Medien und Mode verbreitet wird, will es wahrscheinlich besser machen, in dem man eine sympathische Antiheldin schafft und am Ende kommt doch nur Murks heraus. Offen Kritik üben wollte man vermutlich mit einer Szene der letzten Folgen. Ein kleines Kindergartenmädchen spricht die weibliche Hauptfigur an: „Du bist zu dick! Ich habe heute leider kein Foto für dich!“

 

Hm, eigentlich kann ich persönlich gar nicht beurteilen, wie groß der Einfluss der Medien auf die Entwicklung falscher Schönheitsideale und Selbstzweifeln tatsächlich ist. Mich persönlich haben die Medien dahingehend nie beeinflusst. Meine ganz persönlichen Selbstzweifeln verdanke ich wohl fast ausschließlich meinen Dad (einer muss ja Schuld sein), der schon seit…immer an mir und meinem Körper herumzerrt, immer mit der ewigen Botschaft: „Du bist falsch!“ Von außen gab es nie negative Reaktionen, nie die prophezeiten Hänseleien auf dem Schulhof. Nein, mich persönlich haben die Medien nicht mal ein bisschen geprägt, mein verkorkstes Verhältnis zu mir und meinem Körper verdanke ich nicht ihnen.

 

Und dennoch…ich finde nicht, dass man mit dem edlen Ziel antreten sollte, einen Gegenpol zu den so genannten Magermodels zu schaffen, wenn man die Rolle dann mit einer Schauspielerin wie Diana Amft besetzt. Aber sei es drum, vielleicht sehe ich es zu streng, vielleicht macht sich außer mir sonst niemand Gedanken darüber. Niemand unter den Verantwortlichen. Niemand im entscheidenden Teil der Zielgruppe. Man weiß es nicht.

 

Was mich ja fast noch mehr stört als die Figurfrage ist dieses entsetzliche, dieses absolut antiquierte Frauenbild, das die Serie vermittelt. In höchstem Maße hysterisch, neurotisch und abhängig ist sie, die Hauptfigur. Ich bin bei Gott nun wirklich alles andere als eine ausgeprägte Feministin, im Gegenteil, aber wenn ich so was sehe, regen sich bei mir seit neustem dann doch hin und wieder ein paar „feministische“ Anwandlungen. Gretchen Haase ist ja wirklich das absolute Gegenteil, einer selbstbestimmten unabhängigen, starken Frau. Völlig ihren Gefühlen ausgeliefert. Das tut schon weh, zusehen zu müssen, wie sie seit ihrer Jugend einem Kerl hinterherjagt, der sie wie den letzten Dreck behandelt. Dann entscheidet sie sich einmal dafür, etwas alleine und selbstständig zu machen und wird nicht gelassen. Sie wird nicht gelassen, weil völlig überraschend die Freundin und der Kollege im Flieger nach Afrika auftauchen. „Nein, nein, wir können dich doch da nicht alleine hinfliegen lassen, das geht ja gar nicht.“ Und auf der anderen Seite bricht sie dann zugunsten eines Happy Ends dann noch mit ihrer Entscheidung zur Selbstständigkeit, steigt wieder aus dem Flieger aus, um der Jugendliebe am Ende doch noch in die Arme fallen zu können. Und ihm, dem gemeinem Mistkerl, dichtet man noch schnell ein Kindheitstrauma an, was seine Unfähigkeit zu echten Bindungen ja ganz wunderbar erklärt und das er am Ende doch noch todesmutig zu überwinden versucht. Ob es glückt oder nicht, das sehen wir dann wohl in der vierten Staffel.

 

So viele Klischees aus einem Haufen. So funktioniert Fernsehen wohl. Hätte man sie wenigstens am Ende konsequent gebrochen. Das bessere Ende in meinen Augen wäre es gewesen, wenn man Miss Gretchen doch ganz alleine nach Afrika hätte fliegen lassen. Auch fiktionale Figuren wollen und sollen sich weiter entwickeln. Stattdessen entscheidet man dann am Ende doch zu Gunsten der Quoten. Das Gros der Zuschauer wünscht sich wahrscheinlich dann doch noch immer ein Happy End für die Liebe.

 

Ja, ja. Das hat man wohl davon, wenn man sich solche Sendungen überhaupt anschaut. Jede Menge unnötige Gedanken. Ich gebe es zu, wenn es abends dunkel wird, dann wird es bei mir gruselig, denn ich verliere mich in den Sümpfen der seichten Vorabendsoaps. Aber mit mehr oder weniger guten Gründen, kann ich zu meiner Verteidigung behaupten. Die eine, „Alles was zählt“, schaue ich in erster Linie, weil eine Freundin von mir dort Storylinerin ist und es mich interessiert, was sie da so Tag für Tag verzapft. Die andere direkt darauf folgende, ist so lange Teil meines Lebens, so sehr schon Routine, so selbstverständlich wie Zähneputzen. So viele Erinnerungen an die Leute, mit denen ich sie sah. Besonders an meine Oma. Erstaunlich, wie viele ernst zu nehmendere Jungschauspieler in letzter Zeit ihren Weg in die älteste Soap Deutschlands fanden. Thomas Drechsel, Vincent Krüger. Bis dato eine nicht allzu unbeachtliche Filmographie. „Wenn die Welt uns gehört“ ist toll. Abdriften in radikale Ideologien aufgrund von Außenseitertum, Verunsicherung und Überforderung mit der Welt. Schöner Film. „Das Jahr der ersten Küsse“ das genaue Gegenteil. Verklärung der ach so süßen Jugendzeit.

 

Aber was ich eigentlich sagen wollte…Bei AWZ, wie der Hardcorefan zu sagen weiß, ist es dasselbe. Auch da klammert sich die weibliche Hauptfigur an den Traum von der großen Liebe. Seit Jahr und Tag, seit sie erstmals auftrat, heult und weint und sehnt sie ihm hinterher. Ab und an wirft er ihr ein paar Aufmerksamkeitsbröckchen hin, Nahrung, bitter nötige Nahrung für ihre Sucht und am Ende bleibt er doch bei der ihm angetrauten Ehefrau. Aus Pflichtgefühl. Sie haben Besseres verdient, alle beide Frauen. Und der Herr ist ja so zerrissen, leidet, weh, weh, weh, ach so weh, sein Leben, sein Dasein. Nein, ich finde solche verkorksten Beziehungsstrukturen sollte man im Fernsehen nicht zeigen. Das hat keine Vorbildfunktion.

 

Wobei…es ist ja nicht alles schlecht. Das Thema „erstes Mal“, haben sie wirklich ganz süß, ganz zauberhaft umgesetzt, finde ich. Dafür verdient sie Lob, meine mitverantwortliche Freundin.

 

Es gibt wichtigere Dinge, mit denen man seine Zeit verbringen kann. Tatsächlich ist es wahrscheinlich in höchstem Maße Zeitverschwendung, sich über die Handlungsstränge und Personenkonstellationen in Soaps und Serien zu ärgern. Und wahrscheinlich, wahrscheinlich stört es mich nur so sehr, weil ich am Ende doch selber so bin. Bin ich verliebt, bin ich so ein Weibchen, so eine Pussy. So absolut abhängig von jedem Wort, was der gottgleiche ER an mich richtet, so süchtig nach jedem Fetzen Aufmerksamkeit. So gar nicht mehr selbstbestimmt. Kein Stückchen freier Wille, nur lauter Gefühle, böse, mächtige Gefühle, die mein Denken und Handeln beherrschen. Hysterisch, neurotisch, voller Selbstzweifel. Ganz und gar nicht mehr ich selbst oder doch, vielleicht doch, nur tausendfach potenziert. Die Hulkversion meines Ichs sozusagen. Eine nervtötende Irre, die mit ihrem Verhalten sich und ihre Umwelt in helle Aufregung versetzt. Alles ist immer so intensiv, so tragisch. Tja. Dumm nur, dass mein Leben weder Serie noch Soap ist. Bei mir gibt es nie ein Happy End. Am Ende mache ich es mir doch immer selbst kaputt mit meinen extremen Extremen. Es ist so unsagbar tragisch, schwer, beängstigend, überflüssig, anstrengend, ich sein zu müssen. Ein schweres, wirklich schweres Los.

 

So. Schluss für heute. Jetzt werde ich mir die zweite Bierheferation für heute reinpfeifen. Auf die Schönheit. Auf das die Haare wie Unkraut wachsen mögen. Bierhefe ist toll! Yay!

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2011-02-18 13:18