Es gibt da ein Lied, das mag ich sehr. Es erzählt eine Geschichte von verpassten Chancen. Das ganze Jahr lang bereitet er sich auf den einen Tag vor, an dem er sie wiedersehen wird, alles ist perfekt und wenn sie nur kommt, dann weiß er, sie hat ihm verziehen. Doch sie kommt nicht und er steht auf der Straße und weint und versucht nicht an sie zu denken, die er im Vorjahr so unverzeihlich angelogen hat.  

"Retalhos de Cetim" von Benito Di Paula.

Ensaiei meu samba o ano inteiro,

Comprei surdo e tamborim.
Gastei tudo em fantasia,
Era só o que eu queria.
E ela jurou desfilar pra mim,
Minha escola estava tão bonita.
Era tudo o que eu queria ver,
Em retalhos de cetim.
Eu dormi o ano inteiro,
E ela jurou desfilar pra mim.
Mas chegou o carnaval,
E ela não desfilou,
Eu chorei na avenida, eu chorei.
Não pensei que mentia a cabrocha, que eu tanto amei.

Manchmal im Leben ist das wohl so. Da tragen wir das ganze Jahr lang die Satinfetzen vom letzten Jahr, werden sie nicht los, wollen sie nicht ablegen. Wir reißen uns ein Bein aus, wollen es wieder gutmachen, gäbe es nur diese eine Chance, die eine Chance. In Gedanken malen wir uns aus, wie es sein könnte, in den schönsten, den buntesten Farben. Und alles könnte gut zu werden, noch einmal, nur noch einmal, für dieses einzige Mal. Und dann...dann zerplatzt er, der schöne Traum.

Das Leben vergibt keine zweiten Chancen. Da kann man sich noch so anstrengen, da kann man sich noch so sehr ausmalen, wie schön es doch hätte sein könnte, aber am Ende, da steht man doch da, alleine, auf der Straße und weint.

Vielleicht braucht man ihn ja auch, diesen bittersüßen Schmerz, um weitermachen zu können. Ohne ein bisschen Wehmut, Sehnsucht und Melancholie wäre das Leben ja auch ganz schön langweilig.

Vielleicht sollte man doch wenigstens versuchen, sich auf den nächsten Karneval vorzubereiten. Denn wer weiß, in einem anderen Leben vielleicht, da wäre sie ja möglicherweise doch gekommen.