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Tagebuch c.
2010-11-18 21:51
Nee, nee, nee...
Es ist manchmal ja schon komisch, dass manche Menschen zum selben Zeitpunkt ähnliche Gedanken hegen.

Am Sonntag sprach mich auch mein Dad auf den Geburtstag meiner Ma an. Er plant eine Rede für die Feier. Und er würde gerne Bilder in die Rede einbauen. Ob ich ihm wohl dabei helfen könne, fragte er mich. Das kann ich. Ist kein Problem. Im Prinzip. Dann ist das eben unser Projekt.

Es gibt nur zwei Probleme. Das erste ist eigentlich gar kein Problem. Nicht wirklich. Oder? Na ja, jedenfalls ist es nicht gravierend. Ich will immer noch etwas eigenes, etwas ganz Persönliches für meine Ma machen. Alleine. Nur von mir für sie. Aber das kann ich ja auch immer noch tun, so mir denn irgendwann eine Idee kommen sollte. Das erste Problem ist also tatsächlich gar kein Problem im eigentlichen Sinn.

Dafür verhält es sich mit dem zweiten schon komplizierter. Vor zwei oder drei Wochen sagte meine Ma zu mir, dass sie sich noch gar nicht sicher ist, ob sie ihren Geburtstag überhaupt feiern will. Denn mein Dad würde sich ja bestimmt nicht davon abhalten lassen, eine Rede zu halten. Und das möchte sie nicht. „So einen geheuchelten Scheiß fürs Publikum, so einen Zurschaustellung von pseudoglücklichen Verhältnissen mag ich nicht. Ich kann diesen verlogenen Scheiß nicht ab.“

Ich weiß also ganz genau, dass meine Ma keine Rede will. Erst recht nicht, wenn dafür noch Beamer und Leinwände und Laptops aufgebaut werden müssen. Der ganz große Showact.

Mein Dad ist ein großer Redner. Er hält gerne Reden. Er beschwerte sich zwar gerne schon mal, dass er pro Jahr so viele Abireden halten musste, aber im Grunde macht ihm so was schon Spaß. Und er meint es mit seinem Vorhaben auch wirklich gut. Er glaubt, er tue meiner Ma einen Gefallen, er will ihr damit wirklich ehrlich eine Freude machen und gibt sich Mühe dafür.

Dass sie nicht durch und durch erfreut sein wird, liegt an den Problemen, die die beiden auch nach so vielen Jahren immer noch nicht aufgearbeitet haben. Sie wird vermutlich tapfer lächeln und klatschen und sich für die Rede bedanken, während sie sich insgeheim darüber ärgert, dass man vor allen Gästen nun so tun musste, als würde bei uns alles stimmen.

Und ich stehe mal wieder dazwischen. Helfe ich meinem Dad nun bei seiner Geschichte, obwohl ich weiß, dass meine Ma nicht mal halb so erfreut sein wird wie er hofft? Rede ich mit ihm und versuche mal wenigstens, ihn von seinem Vorhaben anzubringen? Stecke ich meiner Ma, was da passieren soll, damit sie das Problem selbst lösen kann? Oder halte ich mich einfach raus? Wobei ich mich nicht ganz raushalten kann. Sagt niemand was, bleibt es bei der Rede und dafür braucht mein Dad meine Hilfe.

Ich kann meine Ma verstehen. Mein Dad hat sich ihr gegenüber lange Zeit absolut gar nicht fair und korrekt verhalten. Aber wäre der ganze Mist einmal vernünftig aufgearbeitet worden, dann hätte sie vielleicht einen Weg gefunden mit ihren Verletzungen und ihrer Verbitterung fertig zu werden und könnte nun heute die Rede meines Dads vielleicht einfach als das sehen, was sie ist: Eine nette Geste, einer Anerkennung, entsprungen aus dem Wunsch, ihr eine Freude zu machen. Denn ich glaube nicht, dass mein Dad das nur machen will, um sich vor Publikum profilieren zu können.

Eigentlich sollte das nicht mein Problem sein. Eigentlich sollte ich das gar nicht zu meinem Problem machen. Es macht mir nur ein bisschen Bauchschmerzen, an etwas beteiligt zu sein, wovon ich schon im Vorfeld weiß, dass sie es gar nicht will. Andererseits habe ich so natürlich auch die Möglichkeit, positiv auf die Rede Einfluss zu nehmen.

Denn heute schickte mir mein Dad eine PPP, deren Bilder er gerne in die eigene einbauen möchte. Die ersten Bilder zeigten Föten in verschiedenen Entwicklungsstadien. Die letzten beiden…auch…Auf gewisse Weise. Zu sehen waren einmal das Bild einer vollbusigen und knapp bekleideten Sexbombe mit der Bildunterschrift „Fötus 936 Wochen (18 Jahre) alt“ und als letztes ein Bild einer alten, zahnlosen und bekopftuchten Oma mit der Bildunterschrift „Fötus 4160 Wochen (80 Jahre) alt“. An sich ja vielleicht ein ganz netter Gag. Aber genau so übernommen und vielleicht auch noch um ein Foto von ihr bereichert, käme er bei meiner Ma nie an. Sie wäre insgeheim wohl eher gekränkt und würde sich über den Lacher auf ihre Kosten ärgern. Das könnte ich also schon mal unterbinden.

Hach ja…Das Leben könnte so einfach sein, wenn man es sich selbst nur nicht immer so schwer machen würde. Aber ich finde, dieses Mal bin ich ja mal ausnahmsweise tatsächlich irgendwie in einer blöden Situation. Aber was ich daraus jetzt machen soll, weiß ich trotzdem noch immer nicht.

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2010-11-18 21:51