Mistige Flugzeugkeime
Ich sollte im Bett liegen und schlafen. Stattdessen hänge ich vor dem PC und arbeite. Home Office. Seit Mittwochnachmittag. Ich bin krank. Im Flieger habe ich mir wohl irgendetwas eingefangen, denn in der Nacht von Montag auf Dienstag ging der Husten los. Weil ich nicht nach weniger als einem Monat wegen Krankheit ausfallen möchte und weil ich diese Woche auch noch in Urlaubsvertretung einen Teil der Aufgaben einer Kollegin übernommen habe, arbeite ich also statt zu schlafen. Denn außer mir sind viele im Urlaub oder krank oder haben frei. Wenn ich jetzt auch noch ausfiele, hätten die wenigen, die da sind, noch mehr zu tun.

Gestern war es ganz übel, da tat mir alles weh und ich hing trotzdem zehn Stunden vorm PC, um wenigstens annähernd auf acht Stunden Nettoarbeitszeit zu kommen. Am Abend war ich so tot und hab dennoch noch die Wohnung aufgeräumt. Denn da ich mir den Wocheneinkauf, den ich sonst immer samstags mache, momentan wirklich nicht zutraue, probiere ich heute einen der Vorteile einer Großstadt aus: Den Bringdienst von Kaiser's. Die erste Lieferung ist kostenfrei, deswegen kann man das ja mal ausnutzen. Allerdings hätte ich es nicht so prickelnd gefunden, wenn hier überall vollgerotzte Taschentücher rumgelegen hätten, wenn die Leute nachher zwischen zehn und zwölf mit den Sachen kommen, also musste das Aufräumen sein.

Heute bin ich auch wieder effektiv seit halb acht mit der Arbeit beschäftigt. Der Plan ist, um halb fünf spätestens aufzuhören. Mal sehen, ob es klappt. Neben den üblichen Erkältungssymptomen ist mir jetzt auch noch schlecht. Ich hab das Gefühl, gleich kotzen zu müssen. Mein Magen ist wohl übersäuert, aber das gibt sich, denke ich, wenn ich gleich mal etwas gegessen habe. Dummerweise habe ich gestern vergessen, mein Obst aus dem Kühlschrank zu nehmen für mein spezielles Quark-Müsli mit Nüssen und Kernen aber ohne Getreide. So ist es mir zu kalt, das bekommt mir auch nicht, also muss ich wohl oder übel noch eine Stunde warten, bis ich etwas essen kann.

Wie gesagt, eigentlich sollte ich wohl im Bett liegen und schlafen. Wenigstens muss ich nicht die ganze Zeit am Schreibtisch verbringen. Auch ein Vorteil vom Home Office. So wechsele ich alle zwei Stunden zwischen meinem Freischwinger-Sessel und meinem Schreibtischstuhl hin und her.

Die meisten vernunftbegabten Menschen hätten sich wohl in meiner Situation krankschreiben lassen. Aber erstens habe ich hier noch keinen Hausarzt und bin mir auch nicht sicher, ob ich gestern überhaupt heil bei irgendeinem Arzt angekommen wäre und zweitens hätte mich dann zusätzlich zur Krankheit noch die ganze Zeit das schlechte Gewissen geplagt, weil ich so eine Memme bin und nach nicht mal einem Monat schon wegen Krankheit ausfallen muss.