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Tagebuch c.
2010-09-17 11:09
Ich kann es nicht lassen....

Gestern Abend schrieb ich, höchst angenervt, noch Folgendes:

 

Mein Schicksal kann mich mal!

Das Schicksal ist ein Arschloch. Das Schicksal lacht mich aus. Das Schicksal verhöhnt mich.

Da wirft es mir ein paar Bröckchen vor die Füße. Einmal. Zweimal. Mehrmals.

Und wenn ich mich dann darauf einlassen will, wenn ich die Bröckchen aufsammeln will, dann nimmt es sie mir wieder weg. Lacht. Und sagt: „Ätschbätsch. Och nöö, doch nicht. Hab’s mir anders überlegt. Pech gehabt.“

Und als ob das nicht genug wäre. Nein. Wo kämen wir denn dahin? Dann muss es mich ja auch noch verhöhnen, in dem es mir laufend irgendwelche Kleinigkeiten präsentiert, die mich an die Bröckchen erinnern, die ich doch nicht haben kann.

Das ist ein Witz. Da fühlt man sich doch leicht verarscht.

Nicht nur, dass ich nach dem Musiker nun schon vier Leute kennen lernte, die denselben Vornamen trugen wie er. Nein….jetzt fängt das mit dem kurzweiligen Haarspraytöterspaßepisödchen auch schon an.

Ich weiß nicht, was ich lieber machen möchte. Schreien oder lachen wie eine Irre.


Nachdem ich mich gestern Abend dann erst einmal für die Urschrei-Therapie entschied, kam das Lachen. Lachen, lachen, lachen. Wie eine Irre. Denn kaum hatte ich den Text gespeichert und mich ausgeloggt, da sah ich, dass der ganze Terror völlig überflüssig war. Der Haarspraytöter hatte just in diesem Moment mein Profil besucht und heute Morgen dann las ich seine Nachricht. War irgendwie klar, dass es PC-Probleme gegeben haben musste, oder? Ich Terrorkeks.

Jedenfalls hab ich einfach nur noch gelacht gestern. Ich lag im Bett, noch fast zwei Stunden und wurde immer wieder von heftigen Lachanfällen geschüttelt. Hysterisch. Wie eine Irre. Lachen. Lachen. Lachen. Und auch jetzt…echt…Ich find mich grade einfach nur noch absurd. Mich und mein Leben.

(Aber nur nebenbei, das mir laufend Leute mit denselben Vornamen über den Weg laufen, finde ich genauso absurd.)

Ich bin so was von unausgeglichen im Moment, das ist unglaublich. Und in dieser Woche ist es besonders schlimm. Dass ich die ganze Zeit auf mich reduziert bin, macht mich wahnsinnig. Eingesperrt mit mir selbst, in mir selbst.

Das ist seltsam, weil es bisher eigentlich in den schlimmen Zeiten immer genau anders herum war. Ich wohne jetzt seit vier Jahren alleine. In der Zeit gab es die Zeiten, in denen ich noch regelmäßig Seminare besuchte. Heißt also, dass ich während des Semesters dann doch regelmäßig vor die Tür kam. Dann waren da die Schulferien, in denen ich auf das Haus meiner Eltern aufpasste und die, dank jahrelang bekannter Nachbarschaft, irgendwie auch immer kommunikativer waren. Wenn man diese Zeiten also abzieht, kommt man trotzdem auf mal locker ein Jahr oder wohl eher schon 1 ½ Jahre am Stück, in denen ich die Wohnung nicht verlassen habe. Ja, doch, die Rechnung müsste hinkommen.

Von vier Jahren in dieser Wohnung, war ich also mal locker 1 ½ Jahre komplett alleine. Und das war gut so. Nein, natürlich war das nicht gut so. Aber es wäre gar nicht anders gegangen. Das waren die Zeiten, in denen ich andere Menschen um mich herum nicht ertrug. Sogar der Lebensmitteleinkauf war manchmal eine echte Herausforderung. Aber er musste ja sein. In solchen Zeiten wäre ich echt dankbar gewesen, wenn es da schon das Lebensmittelangebot von Amazon gegeben hätte.

Ich weiß, wie es ist, wenn ich meine ganz schlechten Phasen habe. In solchen Zeiten geht es mir alleine am besten. Meine ich. Leute, Kontakte, Menschen sind mir in diesen Zeiten zuwider, ich ertrage sie kaum, jeder zwischenmenschliche Kontakt ist eine unheimliche Herausforderung, die verdammt viel Kraft und Disziplin und Durchhaltevermögen braucht.

Ich bin in solchen Zeiten dankbar für die Stille meiner Wohnung. Die Stille. Oder die Berieselung durch stumpfsinniges Fernsehprogramm oder Musik. Internetinput. Was auch immer.

My home is my castle. Meine Wohnung ist meine Schutzburg. Mein Turm. Was auch immer. So oft schon gesagt. Und genauso empfunden. Hier fühle ich mich sicher, geborgen, beschützt. Ich bin froh, mich nur mit mir auseinandersetzen zu müssen. In solchen Zeiten.

So ist das. Normalerweise.

Jetzt ist es anders. Ich bin so was von zappelig in dieser Woche. Auf die unschöne Art und Weise. Ich gehe die Wände hoch, hier so alleine. Ich halte es kaum aus, vertrödele den Tag und bin so genervt von mir. Die letzte Woche war gut. Zwei Treffen. Zwei Treffen mit fremden Leuten. Zwei spannende Treffen mit fremden Leuten. Das war genau richtig. Genug Aufregung vorher. Dann das Treffen an sich. Die Nachwehen. Das reicht, um über die Woche zu kommen. Genau genug Input. Genug Input, um zu mindestens den Eindruck zu haben, halbwegs ausgeglichen zu sein.

Ich fühle mich so süchtig. Süchtig nach dem Kick. Gerade dem Kick, den das Treffen eines Wildfremden mit sich bringt. Das Zappeln vorher. Die Nervosität kurz vorher. Das Abfallen der Nervosität nach den ersten Minuten. Der Gedankenfluss hinterher.

Das tut mir gut. In der letzten Woche ging es mir eigentlich wirklich ganz gut. Davor die Woche sah es etwas anders aus. Da gab es nur einen Abend außer Haus und den verbrachte ich mit einer alt bekannten Freundin. Das war auch schön, das war auch toll, das war auch ein wunderbarer Abend. Aber dieser Kick fehlte eben einfach.

Ich habe es mal zurückverfolgt und in den letzten neun Wochen war ich jede Woche mindestens einmal mit irgendwem verabredet, wenn nicht öfters. Und das ist gut, natürlich ist das gut, auf den ersten Blick könnte man meinen, dass alles wieder gut ist. Man könnte meinen, dass sich da jemand so was wie ein richtiges Leben wieder zurückerobert. Wieder unter Leute geht. Sich nicht mehr alleine zu Hause verkriecht.

Es ist wie so oft bei mir und meinem Leben. Auf den ersten Blick sieht alles ganz toll aus. Ganz normal. Ganz super.

Aber ich mache mir trotzdem ein bisschen Sorgen. Sorgen, dass ich mehr oder weniger schleichend in das andere Extrem falle. Erst ertrug ich wochenlang niemanden um mich herum. Jetzt komme ich mit mir alleine kaum klar.

Ich glaube, das ist das eigentliche Problem. Ich gehe in dieser Woche die Wände hoch in meiner Wohnung. Bin super angespannt, total nervös, absolut unausgeglichen. Weil mir der  besagte Input fehlt. Input. Kick. Irgendwas.

Natürlich will auch ich nicht auf Teufel komm raus problembelastet sein. Eher im Gegenteil. Natürlich könnte ich mich einfach daran freuen, dass mir im Moment so nach Kommunikation ist. Ist mal etwas anderes und hey, es ist ja auch immer gut, neue Leute kennen zu lernen. Ich will eigentlich gar nicht Probleme herbeireden, wo vielleicht gar keine sind. Eigentlich will ich das nicht.

Aber ich habe das Gefühl, auch nicht ignorieren zu dürfen, dass mir in dieser Woche die Stille und die Berieselung so unerträglich waren. Dass ich gar keine Ruhe fand. Das kommt hinzu. Ich schlafe extrem schlecht. Vor eins oder zwei in der Nacht ist nicht an Schlaf zu denken. Egal, wie viel früher ich mich hinlege. Wenn ich doch früher einschlafe, wache ich in den frühen Morgenstunden wieder auf und hab da dann das Einschlafproblem. Meistens schlafe ich dann so gegen acht wieder ein. Bis zwölf. So soll das nicht sein. Schlafstörungen, die dazu führen, dass man den halben Tag verschläft, sind nicht so super. Wenn man dann zusätzlich noch so unruhig ist, wenn man auf sich alleine gestellt ist.

Es würde manchmal tatsächlich vielleicht schon ein längeres Gespräch mit irgendwem im MSN reichen, um wieder für ein bisschen innere Ruhe zu sorgen. Und obwohl sich die Anzahl der Kontakte in den letzten Monaten vervierfacht hat, hilft auch das nicht. Die Leute haben auch alle ein richtiges Leben oder ziehen es, wie ich, vor unsichtbar zu sein. Was auch immer, jedenfalls ist in dieser Woche auch niemand online gewesen, den ich hätte anquatschen können für ein bisschen mehr innere Ausgeglichenheit.

Das führt dazu, dass sich die Unruhe nur noch verstärkt. Gedanken schwirren durch meinen Kopf wie: „Toll, die haben alle ein richtiges Leben und nur du sitzt hier alleine herum und kommst nicht klar.

Es macht mich wahnsinnig. In diesem Moment möchte ich schreien. Oder eben lachen. Es kommt aufs Selbe heraus.

Und was machen wir nun daraus? Zu viel Drama? Ja. Vielleicht sollte ich mich daran freuen, dass ich im Moment so viel Lust auf Kommunikation, neue Menschen und Input habe. Das ist toll. Das ist eine super Entwicklung. Yay. Alles gut. Oder? Schon! Jedenfalls wenn man dabei ignoriert, dass die Phasen alleine immer unerträglicher werden.

Ich bin eine Dramaqueen. Ein Terrorkeks. Ich weiß das. Irgendwas ist immer. Vielleicht sollte man das Leben einfach mal ein bisschen lockerer sehen. Vielleicht bin ich auch jetzt einfach nur viel zu verkrampft und suche krampfhaft nach Problemen, wo es eigentlich keine gibt.

Aber ich weiß auch, ich neige zu Extremen. Und im Hinterkopf formiert sich immer mehr so etwas wie Sorge, dass ich ein völlig neues Extrem für mich aufgetan haben könnte.

Man weiß es nicht. Wie gesagt. Wahrscheinlich ist alles ganz easy. Ganz locker. Ganz super. Wahrscheinlich mache ich mir nur mal wieder zu viele Gedanken. Das wird es sein. Ja. Das ist es. Ganz bestimmt. Einfach nur zu viele Gedanken.

 

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