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Tagebuch c.
2013-09-01 11:27
Hochzeitsglocken klingen...
Damdamdadam, damdamdadam, damdamdadamdamdadamdadamdadam...

So, habe ich mich jetzt auch nicht vertan? Ich habe jedenfalls mein Bestes gegeben und extra noch einmal nach Hörproben gesucht...

All diejenigen, die jetzt hier die Nachricht aller Nachrichten lesen wollten, muss ich leider enttäuschen...

Gestern habe ich wieder einmal festgestellt, dass ich ein nicht altersgemäßes Leben zu führen scheine.

Alles um mich herum heiratet, gründet eine Familie. So haben offenbar auch zwei meiner ehemaligen Freundinnen in diesem Jahr geheiratet. Facebook teilte mir mit, dass sie nun unter den Nachnamen ihrer Freunde zu finden sind.

Jetzt in den nächsten Tagen heiratet mein Ex. Seine Freundin ist schwanger. Es gibt wohl ein Rohkostbuffet und anschließend geht es für alle ab ins Dunkelretreat.

Ja, das klingt biestig. Es ist kein wichtiger Ex, in dem Sinn. Es gab und gibt wichtigere, bei denen mich eine solche Nachricht wirklich treffen würde. Ich rede von meinem ersten Freund, dem Sohn der Feriennachbarn meiner Eltern, der seit einiger Zeit auf den Pfaden der Spiritualität zu wandeln scheint.

Ich bin nicht neidisch, nicht direkt. Ich bin eher besorgt. In diesem Jahr haben auch zwei meiner Kolleginnen geheiratet. Zwei Kollegen sind in diesem Jahr Vater geworden, einer wird noch Vater werden. Einer dieser Kollegen ist gerade in Elternzeit. Drei Kolleginnen sind in Elternzeit, eine ist gerade in Mutterschutz gegangen. Der Rest meiner Kollegen lebt in festen Beziehungen, es gibt außer mir kaum Singles in meinem Kollegenkreis.

Ja, so ist das eben, wenn man erst einmal so alt ist wie ich...

Ich neide meinen beiden ehemaligen Freundinnen ihr Glück nicht. Im Gegenteil, sie sind auf gewisse Weise eher abschreckende Beispiele. Die eine hat ihren ersten Freund geheiratet, es gab nie einen anderen Mann in ihrem Leben und das ist ein Extrem, das in unserer Gesellschaft auch nur noch selten zu finden ist, glaube ich. Das würde ich auch nicht für mich wollen (wenn ich es mir denn noch aussuchen könnte), ich finde es wichtig, vorher ein paar Erfahrungen zu sammeln.

Die andere ist auch schon seit ungefähr zehn Jahren mit ihrem Freund zusammen gewesen, ehe sie jetzt geheiratet haben. Besonders ihre Beziehung fand ich immer gruselig, weil sie ihr eigenes Leben mit ihm komplett aufgegeben hat und sich zu 100% in seines integriert hat. Als sie noch studierte, war sie nur an den Wochenenden zu Hause. Zu Hause heißt in dem Fall, sie hat ihren Eltern kurz 'Hallo' gesagt und hat dann bei ihm und seinen Eltern gewohnt. Auch die Semesterferien hat sie zu 90% bei seiner Familie verbracht. Als ich zuletzt wirklich mit ihr geredet habe, vor drei Jahren, hatten sie sich gerade ein neues Hobby gesucht, dass sie mit seinen Eltern teilen können. Von da an verbrachten sie auch die Freizeit mit seinen Eltern. Vor zweieinhalb Jahren sind sie in die Einliegerwohnung seiner Eltern gezogen. Weil man ja so praktischerweise die Miete spart. Das ist so ziemlich die letzte Information aus ihrem Leben, die ich noch persönlich erfahren habe. Und auch dieser Lebensentwurf ist mir zu krass, auch so etwas würde ich für mich nicht wollen.

Ein gesunder Mittelweg aus meinem Leben und ihren ist wohl wie immer die Ideallösung.

Ich denke noch immer, dass es im Leben keinen Trauschein braucht, um glücklich zu sein.

Ich träume nicht plötzlich den Traum vom weißen Kleid und der Pferdekutsche und dem perfekten Prinzen. Hochzeit? Muss nicht sein.

Babygeschrei und stinkende Windeln? Auch das muss ich nicht haben. Ein Kinderwunsch ist noch immer bei mir nicht vorhanden. Ich würde es nie komplett ausschließen, aber es ist auch nicht das, was ich anstrebe.

Aber dann gibt es da noch die Töchter der Nachbarn meiner Eltern. Beide haben erst um die vierzig den Mann für ihr Leben gefunden und mussten dann mit über vierzig noch verzweifelt versuchen, ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Beide haben auch noch jeweils ein Kind bekommen, aber danach ging nichts mehr, danach gab es nur noch Enttäuschungen, Fehlgeburten und so weiter.

Auch das ist eher ein negatives Beispiel und auch das möchte ich für mich nicht, kurz vor Schluss noch alles erreichen zu wollen, was ich bis dahin in meinem Leben verpasst habe.

Ich bin jetzt 31 Jahre alt und die biologische Uhr tickt. Auch wenn ich aktuell wirklich keinen Kinderwunsch verspüre ist mir klar, dass die Zeit, in der ich es mir noch anders überlegen könnte, immer kürzer wird.

Kein Kind, keine Hochzeit, was will ich dann? Eine stabile, feste Beziehung wäre schon nicht schlecht für den Anfang. Aber wo zaubert man die her? Der 'Markt' sieht nicht wirklich gut aus. Und ich glaube manchmal, dass ich einfach viel zu oberflächlich bin. Vielleicht liegt es daran, dass mir von zu Hause aus immer eingetrichtert wurde, dass es im Leben letztendlich nur auf Äußerlichkeiten ankommt und ich selbst diesen Ansprüchen nie genügen würden. Erscheinungsbild: Mangelhaft. Das darf ich mir wahrscheinlich beim nächsten Besuch zu Hause auch wieder anhören. Aber ich merke auch, dass ich selber die Welt viel zu oberflächlich betrachte. Ich kenne die Partner von meinen Kolleginnen, meinen ehemaligen Freundinnen, die Partnerin meines Exs zum Teil persönlich, zum Teil nur von Bildern, aber bei den allermeisten denke ich mir insgeheim: 'Du hättest doch locker was Besseres finden können. Rein optisch.' Als würde es darauf wirklich ankommen.

Am Freitag bin ich mal wieder auf der Straße angesprochen worden. Auch diese Kerle werden immer uninteressanter...Der von Freitag war viel zu alt. Ich habe ihn nicht mal richtig wahrgenommen, aber er war definitiv zu alt. Ich muss meine Vaterproblematik nicht auch noch in einer Beziehung ausleben.

Und dann laufe ich ja immer noch weg, wenn mal doch jemand in mein Leben tritt, mit dem es etwas werden könnte. Es ist ja immer wieder schön, wie man sich selbst belügen kann und sich etwas vormachen kann. Denn natürlich wäre es beim letzten Kandidaten etwas völlig anderes gewesen, wenn wir nicht rund 600 Kilometer voneinander entfernt wohnen würden und wenn wir nicht beide auch auf immer und ewig an unseren jetzigen Wohnort gebunden gewesen wären.

Alles nicht so einfach...

Was mir wirklich fehlt, sind wohl Freundschaften.

Wenn man schon mal Leute aus der Vergangenheit stalkt, kann man es ja gleich richtig machen. Und mir wurde wieder einmal klar, dass ich einen Freundeskreis vermisse, wie ich ihn zu Bonner Studentenzeiten hatte. Lauter ungebundene Leute, mit denen man einfach Spaß haben kann. Die Bonner Blütezeit, die fehlt mir wirklich.

Wo findet man solche Leute? Mit meinen Kollegen verstehe ich mich mittlerweile wirklich gut. Aber privat scheinen sie sich doch eher mit anderen Pärchen für Pärchen-Sachen zu begeistern. Wieder etwas, wo man nicht wirklich reinpasst.

Ich hatte auch nie ein typisches Gruppen-Hobby. Alle Dinge, die ich wirklich gerne mache, unterstreichen auch eher den Einzelgänger in meiner Natur.

Je älter man wird, umso mehr Verantwortung hat man und umso weniger Zeit bleibt einem. So kommt es mir vor. Mir fehlt es an Zeit. Nach der Arbeit bleibt nicht mehr allzu viel vom Tag übrig. Am Wochenende bin ich oft froh, wenn ich nur zum Einkaufen noch mal raus muss. Ich brauche sie immer noch, die Zeit für mich und merke, wie sie mir fehlt und wie ich das nächste Wochenende herbeisehne, wenn ich mal doch etwas geplant habe an einem Wochenende. Ich habe es in den acht Monaten nicht einmal geschafft, mir wenigstens Gedanken darüber zu machen, was ich gerne in meiner Freizeit machen würde und womit ich im Idealfall auch noch nette Leute kennenlerne.

Wobei, so ganz stimmt das auch nicht, da ist ja noch mein Yogakurs, der im Moment an jedem ersten Samstag im Monat stattfindet und ab November jeden Samstag stattfinden wird. Die Ladys aus dem Kurs sind zwar alle ganz nett, aber auch zu alt für Freundschaften, wie ich sie gerne hätte. Ich bin mit die Jüngste in der Runde und diese Bekanntschaften passen einfach nicht für mehr als nur für den Kurs.

Studieren war schon verdammt cool. In jeder Hinsicht. Man hatte noch Zeit zu leben. Und es war so praktisch. Man hat sich über das Semester in den Seminaren kennengelernt und pünktlich zu den Semesterferien war man dann soweit, dass man sich auch in der Freizeit gerne mal verabredet hat.

Ich bin nicht so der klassische Gruppentyp, der nur einen Raum zu betreten braucht, um direkt alle Leute um sich herum zu versammeln. Das war ich nie und das werde ich in diesem Leben wohl auch nicht mehr werden. Gerade als einzig neue Person in eine bestehende Gruppe zu kommen, finde ich schwierig. Ich brauche meine Zeit, um anzukommen, die Leute einschätzen zu können und dann auf sie zuzugehen. Auf der Arbeit hat es tatsächlich das ganze halbe Jahr meines ersten Vertrages gebraucht, bis ich da war, wo ich jetzt bin und behaupten kann, zu allen Kollegen ein gutes Verhältnis aufgebaut zu haben und wirklich im Team angekommen zu sein.

Auch deswegen war die Unizeit so cool, denn da waren, besonders am Anfang, alle neu und mussten sich erst orientieren.

Vielleicht wäre so etwas ja auch eine Idee, irgendeinen Kurs für irgendetwas zu besuchen, denn das hätte auch noch den netten Nebeneffekt, dass ich noch schlauer werden würde, als ich es jetzt schon bin.

In meiner Weiterbildung im letzten Jahr hatte ich schließlich auch mit meinen Mitstreitern, die mit mir im Raum saßen, gleich ein gutes Verhältnis. Allerdings war auch das nichts für die Freizeit, denn das Mädel war auch im Nestbaumodus und gerade mit ihrem ersten Kind schwanger.

Ist der Zug tatsächlich für mich abgefahren? Habe ich es tatsächlich verpasst, mein Leben in die richtigen Bahnen zu lenken, ehe es zu spät ist? Ich mag daran eigentlich nicht so recht glauben, aber meine Lebensrealität scheint mich eines Besseren belehren zu wollen.

Kommentare

20:44 04.09.2013
Heute wurde auch bekannt, dass wieder eine Kollegin schwanger ist. So viel zu diesem Thema Tatsächlich ist es mehr die Gesellschaft, die vermeintliche Normalität, die mir zu schaffen macht und die ich nicht lebe. Manchmal fühlt es sich eben doch blöd an, einfach daneben zu stehen, nicht dazugehören zu können...Was mich angeht, nein, Kinder habe ich mir nie konkret für meine Zukunft vorgestellt. Aber eine Partnerschaft...Besonders beim Gedanken ans Älterwerden. Nicht nur ich werde älter, auch meine Eltern werden älter. Mir als Einzelkind fällt dann natürlich die Aufgabe der Pflege zu. Das völlig alleine bewältigen zu müssen, dieser Gedanke macht mir Angst. Dafür wünsche ich mir wenigstens einen Partner an meiner Seite....Die verrückte Tante mit den tausend Katzen...Das muss eher nicht sein....
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13:01 01.09.2013
Siehst du das denn so, dass du etwas verpasst (hast)?
Ich bin ja faktisch auch an diesem Punkt: biologische Uhr tickt, aber ich verspüre keinerlei Sehnsucht danach, Kinder zu kriegen oder (nochmal) zu heiraten... Ein richtiger Partner, der wäre schon nicht schlecht, aber... der Markt ist (in der Tat) miserabel. Würde ich irgendwann mal anders denken? Ich habe früher nicht so gedacht, warum sollte ich es dann in 10-20 Jahren tun? Wie hast du dir dein Leben denn vor 10-20 Jahren vorgestellt - waren da Kinder und eine Ehe vorhanden? Dann kann es sein, dass du das irgendwann vermisst... aber ansonsten würde ich sagen: Lebe dein Leben und genieße das GUTE darin: Du hast einen tollen Job, lebst in deiner Traumstadt und machst die Dinge, die dir gefallen. Alles andere ist (behaupte ich) gesellschaftsbedingt / -gemacht und sollte dich weniger jucken, als es das offenbar tut.
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12:51 01.09.2013
ich unterschreibe da grad mal so einiges!
kinder-kriegen, hochzeiten, päarchen-tiere um einen herum.
keinen richtigen freundeskreis und die kollegen passen nicht.
selbst das mit dem yoga-kurs habe ich letztes jahr genauso erlebt.

und mir fehlt meine bonner studenten-blütezeit ebenfalls!

und hey, ich werd dann mal 33 und es wäre schaurig, wenn man jetzt schon von "verpassen" sprechen würde.
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c. Offline

Mitglied seit: 05.06.2010
DE mehr...
Wirklich beenden?
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2013-09-01 11:27