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Tagebuch c.
2011-02-12 16:57
Gleichgültigkeit ist nicht die Lösung

Gestern verbrachte ich meinen Nachmittag und Abend zum ersten Mal in einem extra und ausschließlich zu Spaßzwecken organisierten Hotelbett. Bilanz der dort verbrachten Zeit: Viele blaue Flecke verteilt am ganzen Körper, eine zerrissene Strumpfhose, nun nicht mal mehr zu Trash-Chic verwendbar und ein kaputter Ohrring.  Das mag nach einer wilden Zeit klingen, aber so wild war es am Ende dann doch gar nicht. Er bekam was für sein Geld, mehr als das, das beteuerte er, mehrfach. Gut zu wissen, wichtig für mich. Ich fühle mich nicht wohl dabei, wenn die Leute ihr Geld für mich ausgeben, verschwenden. Und nein, er bezahlte nicht mich, so tief bin ich dann doch (noch) nicht gesunken, sondern das Zimmer. Aber trotzdem…Mit diesem Betrag hätte man möglicherweise auch viel sinnvollere, notwendigere Dinge anstellen können.

 

Amüsiert habe ich mich. Vor allem über mich selbst. Die Mission „völlige Gefühlskälte“ schreitet voran, zeigt erste Erfolge und es erstaunt und fasziniert mich, wie gleichgültig und unbewegt mich manches doch lässt. Innerlich wie leergefegt und gleichzeitig höchst fasziniert ob dieses Zustandes. Am Ende die Erkenntnis: Auch das ist vielleicht nicht die Lösung. Auch wenn noch so sehr die Gefahr besteht, es, jemand, irgendetwas könne in irgendeiner Form Bedeutung gewinnen, vielleicht sollte ich mich dennoch wieder darauf verlegen, Männer zu treffen, die mich in irgendeiner Form reizen, ansprechen. Nein, wenn ich es mir genau überlege, dann gibt es doch keine Erfolge zu vermelden in der Mission „völlige Gefühlskälte“. Nein, wenn man es genau nimmt, dann habe ich bisher nur völlige Gleichgültigkeit erreicht und das ist nicht das, was ich will.

 

Meinen ganz persönlichen Höhepunkt des Abends gab es für mich dann auf der Rückfahrt. Zum ersten Mal seit zwei Jahren gestattete ich mir einen Besuch beim großen, goldenen M und seinem größten Konkurrenten. Zwei Jahre kein Junkfood. Long time no see. Und es war göttlich. Schon der Rest der Rückfahrt….dieser unvergleichliche Geruch im Wagen…Einfach, einfach toll. Und da von Anfang an klar war, dass diese sündige Völlerei nicht den Weg in meinem Verdauungstrakt finden würde, konnte ich es mir erlauben, mal so richtig ungezügelt über alle möglicherweise vorhandenen Stränge zu schlagen. Das aktuelle Jubiläumsangebot des goldenen Ms kam mir da sehr zupass. Skandalös. Anderswo verhungern täglich kleine  Kinder und bei mir verschwindet eine nicht unbeachtliche Menge  sowohl an Geld als auch an Lebensmittel binnen kürzester Zeit in den dunklen Untiefen meines Waschbeckenabflusses.

 

Mein Hotelzimmerkumpan von gestern hätte dafür wohl auch nur ein empörtes Kopfschütteln übrig. Er gehört zu den Menschen auf dieser Welt, die ganz klar der Meinung sind, dass es kein größeres Problem als den Hunger gibt, dass es nichts Schlimmeres gibt als eine Mutter, die ihrem Kind hilflos beim Sterben zusehen muss, weil sie ihm einfach nichts zu essen geben kann. Und natürlich ist das schlimm, das will ich nicht leugnen, das will ich nicht kleinreden. So was darf heutzutage eigentlich nicht mehr täglich passieren und es ist unfair und alles andere als richtig, dass es dennoch täglich passiert. Aber kann man es sich wirklich so einfach machen? Hauptsache ein Dach über dem Kopf, warme Kleidung und genug zu essen. Ist das der Schlüssel zum Glück und alles andere sind nur nebensächliche Kleinigkeiten? Komm mal klar, reiß dich zusammen, dir geht es doch gut.

 

Ich habe kein Verständnis für Menschen, die Problemen der Psyche mit solcher Ignoranz begegnen, für die einzig und allein greifbare Probleme und Ängste Akzeptanz verdienen. Das sind in meinen Augen zwei so grundverschiedene Dinge, die man nicht gegeneinander aufwiegen, bewerten kann. Ja, vermutlich, vermutlich hätte man gar keine Zeit, die Seele kranken zu lassen, wenn Tag für Tag mit so existentiellen Problemen wie „Hunger“ zu kämpfen hätte. Vielleicht, vielleicht könnte man allerhöchstens noch einräumen, dass eine krankende Seele unnötig ist. Aber weniger ernst sollte man sie ganz sicher nicht nehmen.

 

Whatever. Andere Menschen, andere Meinungen. Man muss ja auch nicht immer auf einen Nenner kommen. Der eine sieht es so, der andere sieht es so, der eine mag dies, der andere mag das. Ich mag es, wenn er, irgendein er, Spuren auf meinem Körper hinterlässt. Wie und auf welche Art und Weise auch immer. Hickies, blaue Flecken, Striemen…So was ist definitiv für mich Grund genug, im Nachhinein manch ein durchschnittliches Treffen doch noch als Erfolg zu betrachten. Keeps the afterglow alive. Auch wenn es gestern auf weniger als Sparflamme nachglühte. Lässt das Herz ein bisschen nachbeben. Herzbeben. Herzbeben/Sexual Healing. 1x16. Eine meiner Lieblingsfolgen einer meiner Lieblingsserien. Glühende, sprühende, funkelnde, strahlend leuchtende Knutschflecken, die einen bei Berührung durchs Weltall fliegen lassen…Das wäre doch mal was, gäbe es ähnliches im echten Leben…Aber dazu muss man wohl mit einem Highschool-Alien gehen, der sich für 15 ausgibt aber aussieht als könne er locker 25 Jahre alt sein. Am Ende nimmt man dann wohl, was auch immer man kriegen kann.

 

„Warum lässt sich so eine hübsche Frau auf so einen hässlichen Kerl wie mich ein. Du könntest mit Leichtigkeit so viele attraktivere Männer finden, die dich mit Freuden ficken würden.“

 

Diese Frage beschäftigte ihn gestern wirklich, er stellte sie mir mehrfach. Eine kleine Frage. So viele mögliche Antworten.

 

Weil Attraktivität im Auge des Betrachters liegt.

 

Weil es so viel wichtigere Dinge gibt als Äußerlichkeiten.

 

Weil sie sich selbst nicht wirklich attraktiv findet und kein Bewusstsein für die eigenen Möglichkeiten hat. (Wobei sie die Vergangenheit mit ihren Menschen darin durchaus eines Besseren belehren könnte.)

 

Weil sie selbst gerade das Bedürfnis verspürt, sich selbst zu bestrafen und zu zerstören.

 

Weil es völlig gleich ist, wer er ist, solange er die Leere für einen kurzen Moment zu vertreiben vermag.

 

Weil sie sich nicht vorwerfen lassen will, ihn aufgrund von angedichteten, aber de facto nicht vorhandenen Vorurteilen abgewiesen zu haben.

 

Damit er aufhört, ihr jeden Abend Gute-Nacht-SMSen zu schreiben, wenn er einmal gekriegt hat, was er eh von Anfang an wollte.

 

Wahrscheinlich von allem ein bisschen. Es gibt sicher tausend bessere Gründe, Sex zu haben. Es gibt auch noch ein paar schlechtere. Sage ich mir. Hoffe ich. Tröste ich mich.

 

Und für das nächste Mal weiß ich: Gleichgültigkeit ist nicht die Lösung. Sie mag einem zwar manches erleichtern, es ist hin und wieder ganz angenehm, wenn einem alles egal ist. Aber wenn am Ende des Abends einzig und allein der Jubiläums-BM dazu in der Lage ist, mich in orgiastische Höhen zu kapitulieren, läuft da was schief und nicht mehr nach meinen höchst eigenen Interessen. Nein, ich sollte mir doch, aller Gefahr zum Trotz, wieder jemanden suchen, der mich wirklich reizt, wirklich anzieht. Davon habe ich unterm Strich doch wahrscheinlich deutlich mehr.

Kommentare

09:37 13.02.2011
Sehr bizarr.
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17:22 12.02.2011
aber leider haben lösungen oft nur kurzfristig bestand.
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unbekannt
17:13 12.02.2011
Du findest die Lösung noch.

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2011-02-12 16:57