Ein bescheidener Luxus
Am Wochenende war ich zu Hause zu Besuch. Meine Ma hatte Geburtstag. Heute erzählte sie mir am Telefon Folgendes:

Es war wohl recht windig heute. Als sie gehen musste, hat sie den Hund noch eingepackt in Decken auf dem Sofa. Dann war sie noch mal im Keller. Als sie wieder nach oben kam, war der Hund weg. Verschwunden.

Wo war er hin? Er war in mein Zimmer gegangen und hatte sich auf mein Bett gelegt. Dort ist er dann geblieben, bis mein Dad zwei, drei Stunden später wieder nach Hause kam.

Solche Geschichten brechen mir ehrlich das Herz.

Wenn es mir nur irgendwie ansatzweise möglich wäre, ein Leben mit Hund zu führen, würde ich darauf bestehen, ihn zu mir zu holen.

Leider genieße ich nicht den Luxus einer Selbstständigkeit, die es einem ermöglicht, sich die Zeit frei einzuteilen.

Leider arbeite ich nirgends, wohin ich den Hund tagsüber mitnehmen könnte.

Leider verdiene ich zu wenig, um mir Schicki-Micki-Lifestyle-Einrichtungen wie Hundetagesstätten oder Hundesitter leisten zu können.

(Und ganz ehrlich, wenn man es eh den ganzen Tag weggibt, braucht man sich auch kein Tier anzuschaffen.)

Als ich vor einem Monat endgültig ausgezogen bin, musste der Kleine auch erst einmal daran gewöhnt werden, nicht mehr bei mir im Zimmer zu schlafen.

Ich meine, ich weiß ja, er ist gut versorgt, ihm fehlt es an nichts, aber dass er mich so offensichtlich auch vermisst, macht mich mehr traurig als dass es mich freut.

Ein Hundeleben ist kurz und es tut mir so unendlich leid, dass er seine letzten zwei, drei, mit Glück vier Hundejahre nicht bei mir verbringen kann.

Am meisten Angst habe ich davor, dass eines Tages ein Anruf von meiner Ma kommt, in dem sie mir mitteilt, dass der Hund gestorben ist. Dass ich dann nicht bei ihm sein konnte in seinen letzten Stunden.

Im Grunde ist alles wirklich schick, wie es jetzt ist. Ich mag die Arbeit, ich mag die Leute, ich mag meine Wohnung, ich mag die Stadt.

Ich wünschte nur wirklich, ich könnte mir den wirklich kleinen Luxus leisten, einen Hund in mein Leben integrieren zu können. Das würde es wirklich perfekt machen, das wäre der berühmte Tupfer auf dem i.