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Tagebuch c.
2010-07-10 15:56
Die zweite Woche

Wenn man sich aus einer seltsamen Laune heraus überlegt, dass man nur an bestimmten Tagen über bestimmte Dinge schreiben sollte, kann es sein, dass der Moment kommt, an dem man sich eben diesen Tag wirklich, wirklich herbeisehnt.

Naaa…Ich weiß auch nicht, aber ich fand es ja mal ursprünglich ganz sinnvoll, diesem Dating-Seiten-Thema  nur einmal die Woche mit einem Wochenrückblick zu huldigen. Weil es auf keinen Fall zu viel Raum in meinem Kopf und in meinem Leben einnehmen sollte.

Aber jetzt….spätestens gestern hätte ich schreiben können, schreiben können, schreiben können. Es floss. Sozusagen. Oder so. Trotzdem will ich versuchen, mich kurz zu fassen.

Was soll ich sagen: Tiefschürfende Erkenntnisse gab es in dieser Woche nicht. Das Verhältnis der Zuschriften Männlein-Weiblein war in dieser Woche genau gegensätzlich zu dem der letzten Woche.

Amy…hat sich seit Montag nicht mehr gemeldet und ich bin auch ganz froh darüber. Zwar wechselten wir noch ein paar Nachrichten hin und her, aber irgendwie war „die Luft raus“. Oder anders, ich war doch eher betont sachlich in der Art, wie ich schrieb und maulig, was die Dinge anging, über die ich schrieb. Am Montag stellte sie dann fest, dass ich in den letzen Tagen eine extrem negative Energie versprühte. Ich leugnete es nicht und erwähnte nebenbei, dass das wohl auch ein Tick von mir ist, mich ewig an negativen Dingen festzubeißen, statt sie schnell abzuhaken. Das ist ja auch tatsächlich so. Ich kann mich so schön im Matsch suhlen, mich so schön selbst bemitleiden, so wunderbar jede positivere Herangehensweise wegdiskutieren, wenn ich mich erst einmal in den Gedanken verstrickt habe, dass irgendetwas einfach nur scheiße ist. Na, jedenfalls scheint das wohl für Amy Grund genug gewesen zu sein, sich nicht mehr zu melden. Wenn das so bleibt, soll mir das sehr recht sein. Ihr erklären zu müssen, warum ich der Meinung bin, dass wir keinen Kontakt mehr haben sollten, wäre auch nicht viel besser gewesen. „Du, hör mal, ich find dich so toll, dass ich schon noch ein paar Mails totale Komplexe neben dir bekomme, das wird nicht besser werden, weil: ich bin einfach scheiße und du bist einfach toll und deswegen sollten wir keinen Kontakt mehr haben.“  Zumal das auf diese zweite Weise vermutlich eine ewig lange  Diskussion mit sich gebracht hätte, weil es, so jedenfalls meine Erfahrung, für die meisten Menschen nicht so ohne weiteres nachvollziehbar ist, dass jemand eine solche Meinung vertritt und sich auch nicht davon abbringen lassen möchte.

Und das war es dann auch schon mit den Mädels in dieser Woche. Dafür kenne ich jetzt einen frisch promovierten Physiker…So denn die Angaben stimmen. Man weiß es ja nicht. Aber im Zusammenhang mit ihm fiel mir wieder einmal auf, wie ähnlich sich Menschen eines bestimmten Landstrichs doch sehen. Klar, man kennt sie, die typisch englisch-irischen Gesichtszüge beispielsweise. Aber ich finde es doch immer wieder erstaunlich, wie man(n) sich doch auch im Süden Deutschlands ähnelt. Ich weiß ja, die Herrschaften da unten lassen sich nicht gerne über einen Kamm scheren (so von wegen Bayern-Franken-Alles-Ein-Ding, das geht ja gar nicht), aber sämtliche Menschen, Männern, die aus Bayern, Franken oder dem Schwabenländle stammten, sahen sich irgendwie ähnlich. Straßenköterblond, bebrillt, weich, bübchenhaft, nichtssagend. Gesichter, die ohne weiteres einfach in der Masse verschwinden. Ist das gemein? So ist es nicht mal gemeint. Es ist nur eben mein persönliches Empfinden, dass sich diese Menschen alle sehr ähnlich sehen und dass daher die Gesichter im ersten Moment nicht wirklich im Gedächtnis bleiben.

 Na, wie auch immer….ich und Physik? Man weiß es nicht. Aber: 370 Kilometer sind 370 Kilometer zu viel. Nett ist er ja. Dem ersten Eindruck nach. Aber ob das besonders sinnig wäre? Schauen wir mal.

Dann gab es eine Anschrift von der Sorte „Ich-habe-mich-hier-extra-für-dich-angemeldet“. Dieses Mal von jemandem aus meiner Nachbarstadt. Erster Eindruck? Recht nett, relativ interessant. Und da er sozusagen um die Ecke wohnt, würde ich unter Umständen wohl tatsächlich ein Treffen in Erwägung ziehen. Gestern hat er mir seine Telefonnummer gegeben. Wenn der erste Eindruck am Telefon stimmt, dann…ja, warum eigentlich nicht? Ähnliches gilt für einen zweiten Herrn, auch noch aus der relativ näheren Umgebung. Da ich mit meinem Studententicket feinerweise mein gesamtes Bundesland bereisen darf, ist eigentlich ja so fast alles in den Grenzen meines Bundeslandes machbar oder zu mindestens vorstellbar.

Der Herr mit der eigenen Flirt-Website hat sich nicht mehr gemeldet. Er besucht zwar regelmäßig mein Profil, aber zu mehr als einen „Hallo“ hat er sich nicht mehr hinreißen lassen. Und ganz ehrlich…das ist mir auch alles ein wenig suspekt. Seine Erklärung für die ausgefeilte Website: Ich traue mich im echten Leben nicht, jemanden anzusprechen. Aber jetzt mit dieser Seite wäre es natürlich schade, wenn die Mühe umsonst gewesen wäre, also will er dann mal versuchen, ob er sich in Zukunft nicht doch dazu durchringen kann, mal ein paar Kärtchen mit der Adresse der Website in der Weltgeschichte zu verteilen. Ich meine, es ist ja wirklich schön, wenn sich jemand Mühe gibt und sich Gedanken macht. Aber wenn ich mir vorstelle, jemand würde mich auf der Straße ansprechen und mir so eine Karte in die Hand drücken…Hm…Also mich würde man damit wohl eher abschrecken als von sich begeistern. Ich finde es irgendwie immer noch unheimlich.

Die Mädels hielten sich diese Woche wie gesagt mit Anschriften zurück, dafür flattern dann gestern zwei Anschriften von der dritten Seite, auf der ich mich angemeldet hatte, ins Postfach. Sagte ich nicht, das Ding soll nicht so viel Raum in meinem Leben einnehmen? Und dann melde ich mich gleich auf drei verschiedenen Seiten an…Ja, ja… Aber ich erwähnte ja auch, dass jede Anmeldung seinen Sinn hatte und der Verfolgung und Auslotung bestimmter Interessen dienen sollte und die dritte Seite war dann eben die Seite für die Leute mit den etwas absonderlichen und bizarren Vorlieben und Ansichten.

Etwas bizarre waren die beiden Anschriften auch tatsächlich. Der erste wohnt wohl nur sechs Minuten von mir entfernt und gab sich über alle Maßen begeistert von mir, was in folgenden Worten Ausdruck fand: „Vielleicht darf ich ja schon bald mit meinen Händen  die deinen berühren und mit ihnen durch dein samt weiches Haar fahren. *handkussgeb*“ Ja…Was sagt man dazu? Ich habe ihn gefragt, ob er so viel gleich im ersten Anschreiben formulierte Begeisterung für klug hält. Immerhin könnte es ja sein, dass die Realität dann doch eher enttäuschend ist und dann könnte es ja vielleicht etwas unangenehm werden, wenn ich mich tatsächlich auf Anhieb von seinen Worten hätte bezirzen lassen. Schauen wir mal, ob da jetzt noch was kommt. Irgendwie würde es mich ja doch noch interessieren, was für ein Mensch sich wohl zu so, vermutlich zu mindestens in den Augen des Schreibers, hoch poetischen Worten hinreißen lässt.

Das „Ding“ hinter der zweiten Anschrift reizte durch die Fotos, die es von sich ins Profil gestellt hat. Ich weiß nicht mehr, inwiefern es hier bei tagtt Regeln in Bezug auf Schicklichkeit in Hinblick auf Fotos und Text gibt, aber da hier ja auch Minderjährige schreiben und lesen, verzichte ich auf das Beifügen von Anschauungsmaterial, denn ich denke jeder, der den Text liest und den es interessiert, wird wohl über so viel Phantasie verfügen, dass er sich einen Mann in einem schwarzen Ganzkörperlatexanzug vorstellen kann, der da wo das Gesicht ist, nur Reißverschlüsse in Höhe von Augen und Mund lässt. Na, wie auch immer, ich bin jedenfalls der Meinung, dass einem Menschen, der solche Bilder von sich veröffentlicht, durchaus die eine oder andere Minute mehr gewidmet gehört. Auch wenn wir, wie wir schon feststellten, praktisch auf derselben Seite des Spiels ständen. Aber es muss ja auch nicht immer unbedingt auf echte Treffen und wahre Praxiserfahrungen hinauslaufen. Ein bisschen Gedankenaustausch kann ja auch ganz nett sein.

So. jetzt habe ich mich zwei Seiten lang mit der Beschreibung mehr oder weniger interessanter Kontaktaufnahmen der letzten Woche ausgelassen. Vielleicht mag sich der ein oder andere fragen, wo da der Anlass zur Vorfreude auf den Erlebnisbericht denn im Argen lag. Aber ich bin ja auch noch nicht fertig. Das Beste kommt zum Schluss, wie man so schön sagt. Und zum Schluss kommt: Der Musiker.

Jaaaaa….Alsooooo…Wo fangen wir an? Er schrieb mich am Montag an und hängte ein Bild dazu an die Mail. Und ich muss sagen…Ich sah das Bild und war schon so ziemlich, ziemlich geflashed. Dunkle Haare, blaue Augen…Die Kombination finde ich ja so was von toll, aber zusammen gab es sie in meiner Vergangenheit noch nie. Aber auch sonst…Doch so ziemlich sehr mein Typ, der Typ da auf dem Bild. Und irgendwie kommen da seit dem Bild von Montag jeden Tag immer mehr Dinge hinzu, die mich doch sehr begeistern. Würde ich an Wunschlisten fürs Universum glauben und hätte ich demzufolge eine Wunschliste ans Universum geschickt, hätte mir das Universum kaum eine „perfektere“ Antwort schicken können.

Es ist ein bisschen wie letzte Woche mit Amy, nur tausendmal intensiver und ohne Fluchtreflex. Das ist schon irgendwie unheimlich, wie viele Gemeinsamkeiten wir bisher gefunden haben und in wie vielen Dingen wir uns gut ergänzen (würden). Von ähnlichen Herkunftslandmentalitäten bis hin zu den Literaturvorlieben. So viele Gemeinsamkeiten, dass man sich manchmal mit seinem „Echt? Das sehe ich ganz genau so!“ oder „Krass, du auch?“ schon irgendwie fast blöd vorkam.

Seit Donnerstag ist er Teil meiner MSN-Liste. Seit Donnerstag habe ich überhaupt erst wieder MSN. Und es lief. Es lief wirklich so was von flüssig. Kein einziges Mal habe ich länger darüber nachdenken müssen, was ich sage oder wie ich etwas sage. Nichts wurde missverstanden, im Gegenteil. Um zwei Uhr morgens habe ich mich dann zum Gehen gezwungen. Der Verstand wollte es so. Weil ich wohl sonst, wäre es nach mir gegangen, um vier Uhr am Morgen immer noch vor der Computerkiste gehockt hätte.

Gestern habe ich mir, mit Mühe und Not, einen Tag Pause verordnet. Um das Ganze ein wenig herunter köcheln zu lassen. Oder wenigstens den Versuch zu unternehmen, es herunter köcheln zu lassen. Abends habe ich so mit mir gekämpft. Das Herz wollte unbedingt online gehen im MSN, der Verstand nicht.

Warum die Pause? Weil…auch in diesem Fall gibt es da 370 Kilometer Entfernung. Und die befinden sich auch noch nicht mal annähernd in meinem Bundesland. Ob das von meiner Seite in diesem Monat überhaupt möglich wäre, sich zu treffen…Ich weiß es nicht. Und ich halte es irgendwie nicht für klug, so schnell Feuer und Flamme zu sein vor Begeisterung, wenn es in absehbarer Zeit kein Treffen dazu geben kann. Ich empfinde so zwiespältig im Moment. Auf der einen Seite bin ich total euphorisch, auf der anderen Seite versuche ich, die Euphorie auszubremsen.

Ich meine, so im Großen und Ganzen habe ich auch nichts gegen die Entfernung, sie könnte sogar ganz vorteilhaft sein, aber in Hinblick auf ein erstes Treffen ist sie einfach dämlich.

Eigentlich mache ich mir schon wieder zu viele Gedanken. Ich weiß ja gar nicht, ob er überhaupt über ein Treffen nachdenkt. Ich weiß, dass er es sehr bedauerte, dass ich gestern nicht online war. Ich weiß, dass er es am Donnerstag auch schön fand. Das ließ er mir diese Nacht in Form einer Nachricht zukommen. Aber sonst…

Ich scheue mich davor, einfach zu genießen, dass es mir gerade so richtig gut geht, ich das Grinsen nicht aus dem Gesicht bekomme und in so einer „Ich-könnte-die-ganze-Welt-Umarmen“-Laune bin. Ich bremse mich aus. Ist das gut? Ist das schlecht? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es schon länger her ist, seit ich zuletzt so euphorisiert war und ich fände es so schade, wenn das jetzt einfach irgendwie im Sand verlaufen würde. Dabei ist nicht gesagt, dass es so kommen muss. Also keine Schwarzmalerei. Ja. Vielleicht wirklich mal besser keine Schwarzmalerei. Vielleicht wirklich einfach nur mal freuen.

Übrigens, falls man es merkt, auch für diesen Text habe ich mich am Ende wirklich, wirklich sehr zurückgenommen. So schwarz auf weiß in Jubel ausbrechen…Ich weiß es ja nicht….Nee….Das wäre wohl irgendwo dann auch nicht ich.

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