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Tagebuch c.
2015-03-22 18:51
Die Sache mit der Zukunft ...

Eigentlich bin ich mittlerweile viel zu alt, um mich noch von dem beeindrucken zu lassen, was andere mir vorleben. Eigentlich. Uneigentlich sieht das manchmal doch etwas anders aus.

 

Ich verbringe ja einen nicht geringen Teil meiner Freizeit auf Youtube. Im Grunde mag ich da ja eher die Exoten und die kleineren Kanäle, aber von den „großen“ deutschen Youtubern mochte ich „daaruum“ eine ganz Weile ganz gerne. Bis sie im letzten Jahr anfing, die Welt für sich zu entdecken und ständig von A über B nach C zu reisen, da musste ich sie deabonnieren. Es fasziniert mich durchaus, dass es heutzutage Einzelpersonen gibt, die es schaffen, ihren Traum zu leben, fernab von den Regeln, die für den Rest von uns gelten. (Schule, Ausbildung, Studium, etc.) Aber so ganz fair ist es ja irgendwie auch nicht …

 

Irgendwo stelle ich sie mir ja doch immer öfter, die Frage, wohin ich eigentlich mit meinem Leben will. Familie und Kinder – Nein, das sehe ich immer noch nicht. Einen Hund, ich hätte so unglaublich gerne einen eigenen Hund, aber das geht nicht. In einer Etagenwohnung in der Großstadt hält man sich keinen Hund, erst recht nicht, wenn man an fünf Tagen in der Woche mindestens neun Stunden pro Tag außer Haus ist. Das ist nur selbstsüchtig. Und dann würde ich ja so gerne noch ein bisschen was von der Welt sehen, so lange ich noch jung bin. Und nicht erst bis zur Rente warten, auf die wahrscheinlich eh kein Verlass ist.

 

Ich war noch nicht mal in allen Hauptstädten Europas, geschweige denn so richtig weit weg. Es gäbe so viel zu sehen. Die groben und großen Ziele wären Australien/Neuseeland, Südostasien, Lateinamerika, Karibik. Kanada und die USA vielleicht auch noch mal.

 

Was mir fehlt, ist einfach das Geld. Wenn ich es gewollt hätte, hätte ein Urlaub mein Weihnachtsgeschenk sein können. Stattdessen habe ich einen Staubsauger genommen. Seit Bonn hatte ich ein Uralt-Modell von Vorwerk, das zwar noch immer funktionierte, aber wahnsinnig unkomfortabel war. Jetzt habe ich endlich einen beutellosen Sauger von Dyson, wie ich ihn schon lange wollte. Auch dieses Geschenk war alles andere als ein Schnäppchen, aber am Ende war es doch wesentlich billiger als so ein ganzer Urlaub, wenn er nicht gerade an die Nordsee gegangen wäre.

 

Ich möchte so gerne etwas von der Welt sehen und ich weiß, würde ich meine Eltern fragen, würden sie auf jeden Fall helfen, mir einen Urlaub zu finanzieren, aber ich möchte es gerne alleine schaffen. Ich würde mich so viel mehr über drei Wochen Australien freuen, wenn ich wüsste, dass jeder Cent, den ich dort ausgebe, mein eigener ist.

 

Leider verdiene ich zu wenig, um mir in der nahen Zukunft irgendwelche Reiseträume zu erfüllen. Inzwischen habe ich zwar ein wenig Geld zurückgelegt und eigentlich wäre es genug, um davon einmal wegzufahren, aber danach fange ich wieder bei Null an. Und das möchte ich auch nicht. Denn wenigstens kann ich überraschende Ausgaben mittlerweile selber meistern, ohne meine Eltern um Hilfe bitten zu müssen. Der Tee-Unfall mit meinem PC, der ein neues Gerät erforderlich machte, die Nachzahlungen an Strom und Heißwasser … das geht auch so. Rücklagen zu haben, keine Schulden machen zu müssen und finanzielle Probleme alleine lösen zu können, diese Punkte tragen durchaus auch dazu bei, die Lebensqualität zu steigern.

 

Irgendwann werde ich sicher auch genug Rücklagen gebildet zu haben, um mir eine großartige Fernreise leisten zu können. Aber in der näheren Zukunft wird das nichts. (Kürzere Städtetrips innerhalb Europas wären sicher jetzt schon drin und auch da gibt es noch so viel zu sehen, aber ich möchte so gerne mal wieder richtig weit weg, so dass so eine Städtereise keine echte Befriedigung wäre, sondern das Warten nur noch unerträglicher machen würde, denke ich.)

 

Na ja, und dann ist da ja noch der Job, der mich inhaltlich so gar nicht mehr fordert und viel zu oft frustriert. London war schon ziemlich cool. Einerseits habe ich gesehen, dass in meinem Bereich so viel mehr drin wäre. Nicht nur organisatorisch halten wir gerade mal das Tagesgeschäft am Laufen, auch inhaltlich bewegen wir uns absolut an der Oberfläche. Es wäre so viel mehr möglich, aber niemand hat echtes Interesse daran, in Berlin etwas aufzubauen. Ich müsste schon nach London gehen und auch da sind es nur sehr wenige Einzelpersonen, die nicht nur an der Oberfläche arbeiten.

 

Andererseits bin ich mir auch mehr und mehr der guten Seiten meines Jobs bewusst. Ich habe verdammt noch mal einen unbefristeten Vertrag und verdiene zwar alles andere als gut, kann es mir aber dennoch noch leisten, Rücklagen zu bilden. Das ist doch auch schon mal etwas. Außerdem habe ich durchaus ein bescheidenes Maß an Freiheit, was ich sehr genieße. Dank des Büroschlüssels kann ich tatsächlich jeden Tag gegen halb sieben mit der Arbeit beginnen. In diesen ersten drei Stunden genieße ich das Höchstmaß an Entspannung.

 

Auch wenn wir eine Überstundenregelung haben, die einen oft doch sehr einschränkt, habe ich mir ein System geschaffen, was funktioniert. Von montags bis freitags bin ich fast immer 8,5 Stunden da (ohne die Pause, mit ihr sind es neun Stunden) und gehe freitags dafür nach so ca. sechs Stunden, also schon gegen 13.00 Uhr. Und weil oft genug die Dinge nicht so laufen, wie man sie plant, habe ich noch immer genug Plusstunden, mit denen ich mir ab und an auch  3-Stunden-Arbeitstage oder gar einen zusätzlichen freien Tag erlauben kann. Wenn man bedenkt, dass ich gleichzeitig als stellvertretende Teamleiterin doch ein wenig Verantwortung trage, ist das durchaus bemerkenswert. So viel Freiheit muss man anderswo auch erst einmal finden/sich erarbeiten.

 

Seit Anfang des Jahres beobachte ich ja sehr intensiv den Arbeitsmarkt hier und finde nur selten Jobs, die mich wirklich kitzeln. Auf der anderen Seite ist das Gras eben auch nicht immer grüner und auch, wenn die Aufgaben erst einmal neu und sogar spannend sein könnten, sind die Umstände gleichzeitig doch sehr viel schlechter.

 

Man muss sich schon gut überlegen, was man gegen was eintauscht. Und so habe ich bisher auch nur vier Stellen gefunden, die so attraktiv klangen, dass ich mich darauf beworben habe. Auf drei der vier Bewerbungen kam tatsächlich auch erst einmal positives Feedback. Das ist gar kein so schlechter Schnitt. Die Bewerbungen um das Beste der Angebote ist noch offen. Bei einer Bewerbung habe ich den Fehler gemacht, mich nicht ordentlich auf das Telefoninterview vorzubereiten. Es fand gerade mal einen Tag nach London statt und ich war einfach unstrukturiert am Telefon.

 

Letzte Woche hatte ich dann ein Erlebnis …. Da dachte ich auch nur so: „Geht’s noch???“ Als Bewerber hätte man sich mit so einem Verhalten so richtig disqualifiziert, aber Firmen dürfen sich scheinbar alles erlauben.

 

Ich hätte ein Skype-Interview gehabt, am vergangenen Dienstag um 17.00 Uhr. Im Grunde war das für mich keine günstige Woche für Bewerbungsaktivitäten, denn am Montag hatte ein neuer Kollege bei uns angefangen, den ich einarbeite und es war schon sehr ungünstig, ihn am zweiten Tag so früh alleine zu lassen. Aber sein restlicher Arbeitstag war perfekt organisiert. Er hatte seine Aufgaben, die er auch ohne Hilfe erledigen konnte und hatte mehrere Ansprechpartner, die ihm bei Problemen geholfen hätten. Zwar nicht ideal, aber besser hätte man es nicht lösen können.

 

Ich war also rechtzeitig zu Hause, um mich aufzuhübschen und meine Notizen durchzugehen und tatsächlich habe ich die 75 Minuten, die ich hatte, auch wirklich gebraucht, auch wenn ich am Wochenende vorher schon die meiste Arbeit erledigt hatte. Dann war es soweit, ich ging bei Skype online, schaute noch mal in mein Postfach und fand dort eine Mail meiner Gesprächspartnerin vor.

 

Sie war wohl krank geworden, hatte früher gehen müssen, um den Arzt aufzusuchen und war nicht in der Lage, das Gespräch zu führen. So weit, so gut. Aber ihre Mail war von 16.57 Uhr. An sich habe ich ja kein Problem damit, wenn man wegen Krankheit ein Gespräch absagen muss, immerhin will man ja auch, dass sein Gegenüber auf der Höhe ist, um ein gutes Gespräch führen zu können. Insofern, einerseits hatte ich Verständnis, anderseits dachte ich mir da schon, dass diese Aktion ganz schön unprofessionell war.

 

Jeder Bewerber, der so kurzfristig absagt, bräuchte eine verdammt gute Entschuldigung und müsste Außerordentliches leisten, um dann überhaupt noch eine realistische Chance zu haben. Jeder ist mal krank und muss zum Arzt, aber in der Regel kann man seinen Arbeitsplatz ja nicht einfach so verlassen, ohne jemandem Bescheid zu sagen. Dass es da nicht möglich gewesen sein sollte, eine halbwegs befugte Person zu finden, die die weiteren Termine des Tages in Auftrag erst einmal absagt, fand ich schon merkwürdig. Auch, dass sie es dann doch noch geschafft hat, rechtzeitig genug vom Arzt zurück zu sein, um mir doch noch abzusagen.

 

Mir kam zwischenzeitlich sogar der Gedanke, ob das möglichweise ein Test gewesen war, wie ich mit solchen „Stresssituationen“ umgehe, denn Personalverwaltung war wenigstens laut Anzeige Teil der zukünftigen Aufgabe. Wie dem auch sein, wir haben dann am Dienstag einen Ersatztermin ausgemacht, der am Freitag gewesen wäre.

 

Und, man ahnt es schon, der Ersatztermin hat am Ende auch nicht stattgefunden. Am Freitagmittag kam eine Mail. Zufälligerweise hatte die Firma gerade am Freitagvormittag die letzte verfügbare Stelle in dem Bereich vergeben, in dem ich mich beworben hatte. Man sei aber so an mir und meinen Fähigkeiten interessiert, dass man mich gerne in die Bewerberdatenbank aufnehmen wolle. Mit Sicherheit würde es bald wieder etwas Interessantes geben …

 

Yay, right. As if … ganz blöde bin ich ja auch nicht. Wenn sie wirklich an mir interessiert gewesen wären, hätten sie das Interview am Freitagnachmittag ja auch noch führen können. Da dieser Videochat fester Bestandteil ihres Bewerbungsprozesses ist, hätte man den Teil ja ruhig noch abschließen können, um die Akte vollständig zu haben. Möglicherweise hätte sich ja auch da schon gezeigt, dass wir nicht zueinander passen. Selbst wenn als am Freitagvormittag die letzte passende Stelle besetzt wurde, hätte ich es sauberer gefunden, die noch ausstehenden Termine auch wahrzunehmen. Außerdem bin ich ja auch ein Fan davon, erst einmal alle Optionen zu kennen, ehe ich endgültige Entscheidungen treffe, denn möglicherweise wartet das Beste ja doch zum Schluss.

 

In  unserer schönen, neuen Welt gibt es nun auch so wunderbare Seiten wie Kununu, wo Arbeitgeber bewertet werden. Das, was ich da über diese Firma las, lässt mich vermuten, dass sie mit dieser Tour auch einfach Leute für den Vertrieb akquirieren und das ist so was von gar nicht meins. Ich bin ja doch sehr gespannt, ob sie sich noch mal melden und wenn, ob sie mir dann eine Stelle im Vertrieb anbieten. Dann ist die Sache ganz klar.

 

So oder so, ich bin jetzt nicht allzu traurig, dass aus diesem Job nichts geworden ist. Eine Firma, die gleich zweimal hintereinander Termine von sich aus absagt, arbeitet mir nicht professionell genug, als dass ich mich da auf Dauer sicher fühlen würde. Darüber hinaus hatte ich im Vorfeld auch einiges an Informationen gesammelt, die ich im Gespräch durchaus kritisch angemerkt hätte. Von daher … es hat nicht sollen sein … Es tut mir nur um die Zeit leid, die ich investiert habe. Für nichts. Für so einen Scheiß.

 

Auch wenn man Menschen irgendwann nicht mehr abonniert hat, kriegt man ja doch hin und wieder ihre Videos empfohlen. So habe ich auch zwangsläufig mitbekommen, dass die liebe Miss daaruum scheinbar Deutschland für längere Zeit den Rücken gekehrt hat, um erst einmal nach New York zu gehen. Wenn ich so etwas höre, werde ich schon ein bisschen traurig. Weil mir selbst die Möglichkeiten für so einen Schritt einfach fehlen. Ohne nennenswerte Ersparnisse kann man nun mal nicht so einfach abhauen. Die Zeit für die meisten Work&Travel-Programme habe ich leider verpasst, ich bin mittlerweile zu alt, und selbst wenn … auch dafür braucht man ja doch ein bisschen Geld …

 

Aber dann …. Ein Land außerhalb Europas gibt es da ja doch, wo ich einfach so einreisen könnte, ohne mir Gedanken um Visa und Ähnliches machen zu müssen … Meine Portugiesisch ist zwar ganz schön eingerostet und war nie wirklich fließend, aber es müsste reichen, um erst einmal klarzukommen. Mir fehlt vor allem die Sprachpraxis, aber spätestens nach dem ersten halben Jahr sollte das ja kein Problem mehr sein.

 

Zu den Freiheiten meines jetzigen Jobs gehört es auch, dass wir die Möglichkeit des Home Office sehr ausführlich nutzen können. Drei meiner Kollegen nutzen diesen Umstand, um ihren Hauptwohnsitz in Koblenz bzw. Leipzig zu haben. Wir hatten auch mal jemanden in Hannover. Eine funktionierende Internetverbindung ist die einzige Voraussetzung, die wirklich erfüllt sein muss.

 

Es sind alles noch sehr frische und unfertige Gedanken und schon jetzt gibt es tausend offene Fragen. Aber es sind auch so Wochen wie die vergangene, nach denen ich mich frage, warum ich mich überhaupt noch mit dem deutschen Arbeitsmarkt herumärgern soll. Es gibt wenig echte Möglichkeiten. Ein paar interessante Aufgaben gibt es durchaus noch, aber gerade in meinem Bereich muss man dafür fehlende Sicherheit in Kauf nehmen. So viel läuft nur noch über befristete Verträge und freie Mitarbeiten. Wenn man die entsprechenden Netzwerke hat, kann man sich zwar vielleicht auch ganz gut von Projekt zu Projekt hangeln, aber stressfrei ist das ja nicht unbedingt. Und da, wo ich Sicherheit gefunden habe, deutete sich an, dass die Bezahlung nicht unbedingt besser wäre und die sonstigen Bedingungen möglicherweise sogar schlechter …

 

Und im Moment … Kollegen haben sogar auch schon längere Urlaube in Spanien gemacht und dann einfach von dort aus halbtags gearbeitet … In der Theorie sollte es also auch möglich sein, ganz aus dem Ausland zu arbeiten. Und wenigstens hätte man sein festes Einkommen, bis man vor Ort vielleicht etwas Besseres findet …

 

Ein paar Rücklagen, auch aus einem Sparvertrag, der gerade fällig ist, hätte ich da auch noch. Außer meinen Küchengeräten (Mixer, Entsaftet, Kaffeemaschine), meinen internetfähigen Geräten, ein paar Klamotten und einem Bett brauche ich im Grunde auch nichts, auf den Rest könnte ich auch verzichten …

 

Ich muss mal darüber nachdenken, bis Ostern vielleicht, ob das wirklich eine Alternative für mich wäre. Und wenn mir der Gedanke, nach Brasilien zu gehen, immer mehr gefallen sollte, besuche ich im Mai vielleicht mal wieder die Botschaft, um mich mal schlau zu machen, was da Organisatorisch überhaupt alles zu regeln ist. Auch wenn das Visum wegfällt, gibt es ja noch genug Fragen. Unter anderem Steuer, Krankenversicherungen, Sozialversicherungskram. So viele Fragen …

 

Und in ganz, ganz verrückten Momente denke ich mir, ich sollte auch mit dem vloggen anfangen. Ein paar wenige glückliche Menschen gibt es ja, die nach xyz Jahren des Lebens in der Öffentlichkeit jetzt einfach durch die Welt reisen und ihre Abenteuer mit der Videokamera festhalten. Ja, nee, schon klar, da winkt die Traumwelt. Die Chance, dass zu schaffen, ist wahrscheinlich gleichzusetzten mit dem Traum vom Lottogewinn, der einem ein sorgenloses Leben ermöglicht. Größer dürfte die Erfolgsquote wohl auch nicht sein …

Kommentare

07:47 23.03.2015
Die Welt steht dir offen, aber der erste Schritt geht immer (!) in die (absolute) UN-Sicherheit.
Ich sehe es so wie lore... Träume helfen auf den Weg...!
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20:08 22.03.2015
aber so ein bisschen rumträumen und gedanken machen ist doch super. zumindest läuft der innere prozess, der äußere wird auch noch folgen!
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2015-03-22 18:51