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Tagebuch c.
2010-06-26 22:26
Anmeldung

Ich weiß nicht, was schlimmer ist.

Die Tatsache, dass man tatsächlich, in den eigenen Augen, so tief gesunken ist und sich zur Anmeldung auf irgendwelchen Singleportalen durchgerungen hat.

Oder das möglichst phantasievolle Ausfüllen der Profile.

Drei sehr verschiedene Singleseiten habe ich mir nun ausgeguckt. Alle nicht so ganz herkömmlich.

Zwischendrin frage ich mich: „Was tust du hier eigentlich?“

Was man auf manchen Seiten alles wissen will in diesen Profil-Formularen. Aber…zwischen verschiedenen Auswahlmöglichkeiten zu wählen…Das geht ja noch. Die Kästen für den freien Text sind da viel schwieriger.

Und immer wieder die Frage: „Warum tust du das eigentlich?“

Tja. Es ist wohl so, dass ich dringend wieder das Gefühl brauche, dass sich jemand für mich als Frau interessiert. Wer auch immer. Wo auch immer. Wann auch immer.

Gestern, bei meinem persönlichen Spiel der Spiele der WM, das leider dann zum Einschlafen langweilig war, dachte ich darüber nach…Wie es war…Früher…Als verlässlich alle paar Monate die Bestätigung kam, dass da jemand immer noch ein gewisses Interesse an mir hatte.

Zwei Jahre haben wir jetzt im Grunde keinen Kontakt mehr. Gut, es ist „erst“ 1 ½ Jahre her, seit er den Kontaktabbruch für uns beschloss. Es ist sogar nur ein Jahr her, seit ich diese Nachricht gelesen habe. Aber trotzdem. Der letzte richtige Kontakt, die letzte Chance, die fand vor zwei Jahren statt. Im Sommer 2008.

Es ist nicht so, dass ich ihm persönlich nachtrauere.

Ich merke nur gerade, wie gut es mir auch getan hat, dass er sich wenigstens ein paarmal im Jahr bei mir meldete. Wenn sich sonst keiner für mich interessierte, dann konnte ich mich doch zu mindestens darauf verlassen, früher oder später von ihm wieder zu hören.

Vor die Tür gehe ich kaum, deswegen ist es logisch, dass ich kaum angesprochen und nach meiner Telefonnummer gefragt werde. Das Traumdate im Supermarkt ist wohl eine Illusion, die es nur im Film gibt.

Wobei…Anfang des Monats war ich zuletzt mit Freunden verabredet. Auf der Rückfahrt nach Hause, da weckte ich tatsächlich im Bus das Interesse von so ein paar Typen. Sie stiegen eine Haltestelle vor mir aus. Dass sie über mich redeten, war offensichtlich, da sie immer wieder in meine Richtung schauten. Die Art der Blicke war eindeutig. Was sie über mich redeten? Man weiß es nicht. Es waren Südosteuropäer, ich tippe mal auf Albaner oder Serben oder so was.

Das ist der nächste Haken. Wenn ich dann mal vor der Tür bin, bemerke ich durchaus interessierte Blicke. Aber immer nur von Männern mit Migrationshintergrund. Nichts gegen Migrationshintergrund, den habe ich ja selbst, aber es bringt nun mal nichts, wenn das Gegenstück nicht voll in die deutsche Gesellschaft integriert ist und die Sprachkenntnisse zu mangelhaft sind  für richtige Gespräche.

Gut, waren auch schon andere dabei, aber wenn ich so auf meine Vergangenheit zurückblicke, waren vielleicht drei von hundert Bekanntschaften mit Männern mit Migrationshintergrund wirklich vielversprechend.

Von daher bin ich dazu übergegangen, so zu tun, als würde ich die Blicke, die Interesse bekunden, nicht bemerken. Weil…pflegen wir mal schön unsere Vorurteile: Gerade Männer aus dem arabisch-islamischen Raum können ganz schön anhänglich sein, wenn sie erst einmal eine Telefonnummer bekommen haben.

Ja. Ich weiß also genau, warum ich das mache, dieses Singleseitending.

Ich fühle mich einsam und unbeachtet. Und das ist an einem Punkt angelangt, der es wirklich unerträglich macht und mich zu verzweifelten Maßnahmen greifen lässt.

Gibt ja auch, hier und woanders, durchaus positive Beispiele, in denen sich über das Internet wirklich bereichernde Kontakte gefunden haben. Zwar auch nicht unbedingt über die klassischen Wege, aber so was wie zocken war noch nie mein Ding, also ist das auch alles andere als Mittel der Wahl für mich.

Warum mussten es auch gleich drei verschiedene Seiten sein, frage ich mich jetzt. Drei verschiedene Profile sind auszufüllen, auf drei verschiedenen Seiten sind Kontakte zu suchen und aufzubauen und…Anderseits decke ich so wirklich gut meine Interessen ab.

Aber es ist auch…einem Teil von mir ist es so schrecklich peinlich, dass ich tatsächlich „so tief gesunken bin“ und mich angemeldet habe. Der letzte Schritt. Die totale Verzweiflung. „Wie einsam muss ein Mensch sein, damit er zu solchen Mitteln greift?“

Ich kann das vor mir selbst nur schwer akzeptieren.

Auch so ein Denken, was mir von zu Hause eingeimpft wurde. „Vor dem PC suchen nur Versager einen Weg aus ihrer Einsamkeit. Normale Leute kriegen es auch ohne Probleme im echten Leben hin, neue Kontakte zu knüpfen und Partner zu finden.“

Ja, es ist so, ein Teil von mir fühlt sich mies, fühlt sich als Versager, weil ich tatsächlich zu diesem Mittel gegriffen habe. Im Grunde finde ich das gar nicht akzeptabel, ich finde das höchst verachtenswert. Ein bisschen Stolz sollte man sich ja bewahren. So tief sollte man nicht sinken.

Andererseits…Gestern hatte ich einen wirklichen Tiefpunkt. Mir ging es gar nicht gut. So super ist das auch nicht, wenn einem bewusst wird, dass es Tage gibt, an denen man gar nicht spricht. Der ewig gleiche kleine soziale Kreis um einen herum…Meistens zu ausgelastet für tägliche Kommunikation. Es wäre mir auch wohl zu anstrengend, mich jeden Tag mit jemanden unterhalten zu müssen.

Aber irgendwie ist es so. So, wie ich es nicht haben will. Ich sitze einsam vor dem PC und schaue in die Welt hinaus. Passiv. Inaktiv.

Es wird nicht plötzlich jemand vor meiner Tür stehen und sich für mich interessieren. Man muss schon selbst aktiv werden. Und…warum dann nicht mal so…Soll ja auch manchmal klappen.

Es ist auch….es ist so dämlich…Die Geschichte mit ihm und ihr…Ich habe das Gefühl, einen Sommer voller Abenteuer erleben zu müssen, ehe ich den beiden wieder gegenüber treten kann. Ich habe das Gefühl, mir selbst und ihnen zeigen zu müssen, wie begehrenswert ich doch bin. Ich habe das Gefühl, ihnen in einigen Monaten von vielen verrückten und leichtsinnigen Dingen erzählen zu müssen, die ich getrieben von selbstzerstörerischem Wahn in diesem Sommer erlebt habe. Ich habe das Gefühl, nur so kann ich mich selbst wieder aufwerten, seine Ablehnung verarbeiten.  „DU wolltest mich nicht. Aber das ist nicht schlimm, denn guck mal, wie viele mich an deiner Stelle wollen. Ich brauche dich nicht.“

Wie schon immer ist das eigentliche Problem eigentlich mein Selbstbild. Wert, kleines Wörtchen, große Bedeutung. Und ihn kann ich mir selbst nicht zuschreiben. Nur durch die Bestätigung von außen wird bestimmt, was und wie viel ich wert bin. Aufmerksamkeit von außen. Abhängig von dem, was andere von mir denken.

Eigentlich wäre die Maßnahme der Wahl, wie schon immer, an mir zu arbeiten. Selbstwert und Selbstschätzung zu lernen.

Aber das ist ein Unterfangen, an dem ich schon so viele Jahre erfolglos arbeite. Und ich glaube auch nicht mehr daran, dass ich das jemals schaffen werde. Selbst wenn ich wieder therapeutische Hilfe in Anspruch nähme.

Es gibt Menschen, die sind sogar der Ansicht, dass sich so etwas wie Selbstwert und Selbstakzeptanz nur einstellen kann, wenn man von außen wertgeschätzt und akzeptiert wird.

Vielleicht ist das so. Vielleicht auch nicht.

Vielleicht ist es ja ganz gut, dass ich ein wenig aus meinem Schneckenhaus krieche und meine Fühler auf ein paar Internetseiten ausstrecke.

Wenn da nicht wieder der Anspruch wäre. Der überzogene Anspruch, ein möglichst perfektes Profil zu erstellen.

Schwierig. Schwierig. Man kann sich das Leben auch selbst schwerer machen, als es sein müsste.

Ich weiß immer noch nicht, was ich bei manchen Fragen schreiben soll. Na ja. Hetzt mich ja keiner. Theoretisch. Ich habe ja Zeit. Einen ganzen Sommer lang. Blöder Sommer. Schöner Sommer.

Und immer diese Stimmungsschwankungen. Gestern down. Heute recht high und aufgekratzt. Letztens zutiefst verletzt und traurig. Dann wütend. Dann eifersüchtig. Dann missgünstig. Dann rachsüchtig. Manchmal ist das auch echt nervig, sich jeden Tag irgendwie anders zu fühlen.

Hm. Aber jetzt schauen wir mal, was das Internetseitending bringt. Vielleicht melde ich mich ja morgen schon wieder ab. Heftig, wie meine Stimmungen von Tag zu Tag wechseln können, könnte das durchaus passieren.

 

 

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2010-06-26 22:26