Sylvesterbrauch
Also meine schwarze Corsage mit dem knallroten Höschen liegen schon auf meiner Komode, rot für die "Amore", schwarz, natürlich auch für die Liebe, für Sinnlichkeit und Erotik.
Meine Wäsche ist gewaschen, also muss ich morgen nichts zum Trocknen hängen, meine Tarotkarten liegen bereit.
Also eigentlich steht einem neuen, hoffentlich glücklicheren Jahr dann nichts mehr im Wege.
Ich feiere in einem kleinen Club, ist ne private Party, von all meinen Freunden organisiert, ich werde jeden kennen und es muss einfach toll werden. Schließlich habe ich dieses einmalige Arbeitsangebot ausgeschlagen, ich will es nicht bereuen. Und wenn man eine so große Erwartungshaltung hat, dann kann man eigentlich nur enttäuscht werden, geht es mir durch den Kopf. Also, neuer Grundsatz, es kommt immer drauf an, was man aus einer Party macht. Man kann schließlich auch auf einer schlechten Party Spaß haben..
Mein Oberteil ist knallrot, Satin und Spitze, vielleicht werde ich damit overdressed sein, aber hallo, gibt es das an Silvester überhaupt? Ich möchte das neue Jahr festlich beginnen und ich habe keine Lust auf ein langweiliges schwarz, denn das passt zur Zeit nicht zu mir. Zur Zeit brauche ich Farbe!
Und ich brauche noch ein paar "Gute Vorsätze" für das neue Jahr, geht es mir durch den Kopf. Klar, das Abi schaffen, einen guten Ausbildungsplatz bzw. eine Schule finden, aber da endet die Liste auch schon wieder, erbärmlich.
Liebe, ich will Liebe und ich will Glück und ich nehme mir fest vor, weniger... hm.. weniger was? Trinken? Also naja, so viel trinke ich ja eigentlich gar nicht und abgesehen davon dürfte das nächstes Jahr schwer werden, wenn alles glatt läuft haben wir schließlich ordentlich was zu feiern. Also nicht weniger trinken...
Andi und Dominik vollkommen aus den Gedanken streichen! Ein guter Vorsatz, aber eigentlich, bemerke ich gerade, dass es irgendwie schon geschehen ist. Ich denke nicht mehr an Andi, bis auf jetzt natürlich! Und Dominik? Er wird Sylvester da sein (genau wie Andi), ich überlege mir, ob ich vor Mitternacht zu ihm gehen soll, mit ihm reden, versuchen diesen albernen Streit beizulegen, aber ist es mir überhaupt noch wichtig?
Ich hadere mit mir selbst, denn eigentlich denke ich nicht mehr an ihn, ich denke zur Zeit eigentlich nicht an Männer. Klar, da ist dieser kleine Wehmutstropfen, wenn man einen schönen, romantischen Film sieht, wenn man ein verliebtes Pärchen sieht und sich erinnert, wie es sein kann. Da ist Manuel, wir telefonieren täglich und ich freue mich auf diese halbe Stunde, für Samstag Mittag sind wir verabredet (wenn nichts dazwischen kommt). Wir unterhalten uns immer gut, aber es gibt Pausen. Komische Pausen, Augenblicke in welchen meine Gedanken abschweifen und ich versuche uns beide zu sehen. Was optisch kein Problem darstellt, aber da sind diese kleinen Momente, die man gedanklich durchlebt, in welchen wir nicht zusammenpassen. Und so halte ich inne, eine Pause in unserem Gespräch, eine leise Stimme, tief aus meinem inneren flüstert mir dann zu, er ist zu gut für dich!
Und dann verziehen sich meine Lippen zu einem Schmollen, solche Sätze hört man nicht gern, aber da sind dann diese Gedanken, die sich unwillkürlich um die Frage drehen "was will ich, was macht mich aus?"
Und dann ist da diese Stimme in mir, nicht mehr leise, die sagt, du bist ganz anders wie er und manche Gegensätze passen einfach nicht zusammen.