Stummer Abend
Nicht mehr lange und ich werde studieren, eine andere Stadt, andere Leute, ein ganz anderes Umfeld. Vielleicht wird es dann anders werden, vielleicht besser, vielleicht wird alles beim Alten bleiben.
Wie dem auch sei, ich freue mich auf die Veränderungen in meinem Leben, die mit dem Schulabschluss einhergehen. Ich freue mich auf die Zukunft, was sie auch bringen mag!

Da sitze ich nun, alleine in meiner Wohnung, Musik dröhnt aus dem Radio aber ansonsten ist es ruhig. Ich fühle mich ein wenig alleine, habe auf der anderen Seite aber gar keine Lust auf Leute. Ich würde in diesem Moment gerne die Zeit zurückdrehen, es wäre schön jetzt neben jemanden auf dem Sofa, im Bett zu liegen, einen Film anzusehen und sich zu unterhalten, Wein zu trinken. Ich denke dabei nicht an Manuel, meine Einstellung zu ihm hat sich verändert. Ich denke dabei an irgendjemanden, einen Menschen, der mir etwas bedeutet, dem ich etwas bedeute.
Noch zwei Prüfungen, die bestimmt nicht halb so gut laufen werden wie Bio am Freitag..
Du vermisst Stefan so unglaublich...
Vielleicht ist da zwischen dir und Dominik noch immer was..
Du hast dich unglaublich in Manuel getäuscht...
Du hast keine Freundin auf die du dich verlassen kannst..
Da sitzt du nun, den Kopf voller Gedanken, das Herz voller Gefühle, aber da ist niemand dem du dich mitteilen kannst, keiner der zuhört, der sich interessiert. Am Montag hast du Geburtstag, wird sich jemand erinnern, wer wird sich bei dir melden?
Und so sitzt du da, einfach so, starrst vor dich hin... denkst über dein Leben nach...
Die Italiengeschichte, Gordi, Ärger in der Familie, Chris, der Tabletten-Zwischenfall, der Tod deines Opas, der Auszug von zu Hause, die Affäre mit Andi, Stefan´s Tod, die Beziehung mit Andi, die Freundschaft mit Dominik, die Möglichkeit auf eine Beziehung mit ihm, Manuel, Abitur und Hungerphase...
Und jetzt? Du solltest alles hinter dir lassen, abhaken und komplett von vorne beginnen.
Die Italiengeschichte, die dich noch immer in deinen Träumen verfolgt.
Gordi, dein bester Freund.
Deine Familie, immer noch deine Familie.
Der Tabletten-Zwischenfall, die Erinnerung daran und die Versuchung, die damit einhergeht.
Dein Auszug, einfach nur richtig.
Die Affäre und Beziehung mit Andi, heftigstes Gefühlschaos und noch immer die Frage, was wäre wohl gewesen wenn Melanie nicht intrigiert hätte?
Stefans Tod, noch immer wortlos.
Dominik, der noch immer ein Lächeln in dir erweckt und der für dich lächelt.
Manuel, der Drecksack und jede Menge Wut.
Abitur, bald geschafft.
Die Hungerphase, entweder du schaffst es heraus oder ...

Und so sitzt du da und starrst vor dich hin, müde, ausgelaugt und irgendwie stumm.