Selbsthass
Er erzählt vom Wochenende, meint, dass er nicht gleich nach Hause ist sondern vorher noch auf Kneipentour, durch die ganzen Asso-Kneipen in unserer Stadt. Ich höre es, höre ihm zu, sehe ihn an und unsere Blicke treffen sich, in meinen Augen Geringschätzung und die Frage: "Bist du soweit gesunken?"
Ich schüttle den Kopf, sein Blick verändert sich, das Lächeln weicht, ich wende mich ab.

Ich weiß nicht, irgendwie geht es mir damit nicht gut, ich will ihn nicht verletzen und ich will umgekehrt nicht, dass er mich derart ignoriert. Am liebsten würde ich wollen, dass wir wieder wie normale Menschen miteinander reden, denn dann kann ich ihn wirklich vergessen. So bin ich zwar über die Trennung hinweg, aber jeden Tag ärgere ich mich aufs Neue!
Naja, ganz darüber hinweg bin ich wohl noch immer nicht! Wenn ich an ihn denke, dann ist da Ärger, aber vor allem auch Gutes. Ich sitze auf der Balustrade in der Schule, Pausenklingel, er geht vorüber und ich denke daran, wie er noch vor kurzem immer zu mir gekommen ist.
Ich stehe vor der Schule mit dem Rücken zur Tür, er kommt hinaus, geht an mir vorbei, ich denke daran, wie er mich früher von hinten umarmt hätte.
Ich ärgere mich über eine spezielle Freundin von mir aus der Schule und erinnere mich, wie er über meinen meist übertriebenen Ärger, ja meine Aggression gelächelt hätte und mir fehlt dieses Lachen.
Ich sehe ihn an und sehe ein ausdrucksloses Gesicht, er lächelt nicht mehr und ich frage mich, ob etwas mit ihm nicht stimmt.
Und ich frage mich, ob es nur mir so vorkommt das er nicht mehr lächelt, weil er mich nicht mehr anlächelt?

Ich lerne den ganzen Tag, eine gute Ablenkung und absolut nötig, aber es gibt die Momente in denen ich innehalte und mich frage was er macht, was er tut, ob er auch ab und zu an mich denkt.
Das sind dann die Momente in welchen ich in Tagträume abschweife und mir vorstelle wie es wäre, wenn er mich auch vermissen würde und wenn er es sich eingesteht.
Nach einem solchen Abschweifer hasse ich mich, denn derartige Gedanken sind sinnlos, ich habe ihm nichts bedeutet und werde es niemals! Ich hasse mich, weil ich es eigentlich schon begriffen habe, mich aber noch nicht endgültig damit abfinden kann.
Und so wünsche ich mir, dass sein Verhalten auf Sehnsucht und nicht auf Gleichgültigkeit zurückzuführen ist und deshalb hasse ich mich noch mehr!
Ich bin doch tatsächlich traurig, weil diese Beziehung zu Ende gegangen ist, weil kein Lächeln mehr für mich reserviert ist!