Recovering or suffering?
Ich bin seit sechs Uhr früh wach. Nein, nicht freiwillig. Wenn es nach mir ginge würde ich noch schlafen, ein bisschen länger in der Welt des Vergessens verweilen. Bewusstseinslos, ohne Gedanken und vor allem: Ohne Schmerzen!
Ich hätte nicht gedacht, dass es so schlimm wird. Nein, wirklich nicht. Die Meinungen und vor allem Erfahrungen waren von Anfang an gemischt, aber der Optimisit wähnt sich natürlich auf der glücklicheren Seite und am Donnerstag (OP-Tag) war ich das auch. Die Operation ist gut verlaufen, die örtliche Betäubung (gibt es zusätzlich zur Vollnarkose) hat noch Stunden angehalten und die Schmerztabletten haben mich regelrecht high gemacht. Die Schwellungen waren mäßig (definitiv nicht so schlimm wie erwartet) und ich konnte sogar einigermaßen schmerzlos Kartoffelmantsche löffeln (war notwendig, weil mein Magen nach den ersten Schmerztabletten gestreikt hat). Und am Freitagmorgen dann das grausame Erwachen. Schwellungen bis über die Lymphknoten, das Kinn, den Hals. Ein viereckiges Gesicht. Arztbesuch. Diagnose: Zu viel Sekret - Entzündung. Eine schmerzhafte Behandlung, aber Schreien geht nicht, immerhin bist du kein Kind mehr, sondern eine vernünftige und vor allem erwachsene Frau. Antibiotika. Ein schwacher Kreislauf. Untertrieben, denn eigentlich klicke ich am Nachmittag alle paar Minuten mal weg. Sonntag. Definitiv der Schmerzhöhepunkt, aber ich versuche hart und stark zu bleiben und auf die Tabletten zu verzichten. Tabletten, die auf ihrer Packungsbeilage stehen haben: Magenbeschwerden - sehr häufig. Dumme Sache. Am Abend knicke ich dann aber dennoch ein. Ein Tag voller Schmerzen hat mich fertig gemacht. Ich vergieße ein paar einsame Tränen und stelle mir ein paar Todesszenarien vor. Ich bin eindeutig depressiv. Kranke Menschen sollten nicht alleine sein!!
Die Schmerztablette wirkt auf jeden Fall Wunder und ich werde von meinem umfassenden Stimmungstief in ein euphorisches Hoch katapultiert. Schmerzfrei telefoniere ich eine Stunde mit Toby, der nun endlich wieder zu Hause ist (er hat mir gefehlt) und danach falle in einen seeligen, ruhigen Schlaf. Bis um sechs Uhr morgens, als mich die Realität wieder einholt und weckt. Schmerzen.
Eine Portion Haferschleim (der mir mittlerweile zum Hals raushängt) und die Antibiotika-Tablette später, ist mein Fazit, dass mein Magen diese ganze Geschichte nicht mehr lange so problemlos verkraften wird und dass mir heute deshalb wohl ein weiterer schwerer Tag bevor steht. Ein Tag ohne Drogen! Schon bei dem Gedanken daran könnte ich losheulen.
Aber so etwas härtet ab oder nicht?
Auf jeden Fall bin ich gerade heilfroh, dass man eine derartige Sache wirklich nur einmal durchstehen muss! Sie sind jetzt draußen und werden nie wieder kommen!!