Rückblickend
So gegen fünf Uhr an Weihnachten fängt mein Handy an zu piepen, sie melden sich alle, einer nach dem anderen. Ex-Freunde, darunter Andi, Freundinnen und natürlich auch Manuel, meine ganzen Sportfreunde. Ich bin überrascht, mit so vielen SMS hätte ich nicht gerechnet und das versüßt mein Weihnachtsfest.
Dann Friedhof, es ist bereits dunkel, man sieht nur die Lichter auf den Gräbern, Stefans strahlt hell, viele Leute haben heute an ihn gedacht. Man kann förmlich sehen, dass er geliebt wurde und noch immer geliebt wird, es ist ein wenig unheimlich alleine auf dem Friedhof. Aber ich habe keine Angst, denn Stefan ist bei mir. Heute kommen mir nicht die Tränen, heute stehe ich stumm da und gedenke unserer schönen gemeinsamen Weihnachtsfeste, er war ein toller Typ.
Dann tausche ich die Geschenke mit meiner Familie, sie sind alle festlich gestimmt, die Bescherung bei ihnen hat noch gar nicht stattgefunden. Ich sitze auf dem Sofa, in dem Haus in welchem ich aufgewachsen bin. Aber dieses Haus ist nicht mehr mein Zuhause, ich bin fremd. Und als solche behandelt mich meine Familie, höfliche Danksagungen, steife Gesten. Für einen Moment bin ich traurig darüber, aber dann erinnere ich mich, warum das alles so ist. Ich sehe sie mir genauer an, sehe wie sie die Augen rollen und sich Gesten zu werfen, die mir zeigen, dass sie jetzt gerne alleine wären. Ich stehe auf, bedanke und verabschiede mich und lasse sie alleine. Das mit der Familie ist nur noch Pflicht für uns alle. Manchmal wünsche ich mir, diese jämmerliche Farce endlich beenden zu können, aber dann würde ich jeglichen Kontakt beenden und ich bin mir nicht sicher, ob es das ist, was ich möchte!
Gestern wieder Arbeiten und dann Essen bei Alex, er ist nun ein verlobter Mann und während des ganzen Dinners war ich gezwungen in diese beiden verliebten Gesichter zu sehen, welche die Augen nicht voneinander lassen können. Aber hey, dieses Bild war eigentlich wunderschön. Denn dieses Jahr war für uns alle nicht leicht, Alex hat ein bisschen Glück verdient und ich bin mir sicher, dass sie dieses Glück für ihn bereit hält. Dennoch, bei ihrem Anblick musste ich irgendwie daran denken, dass ich eben alleine bin. Manu hat sich gestern nicht gemeldet, nun gut, ich auch nicht!
Jetzt bin ich gespannt, ob er sich heute meldet, er meinte, dass er mich die Tage mal anruft. Also mal schauen, wie ernst es ihm ist...