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Tagebuch Bunny_Hop
2006-11-07 23:59
Hunde und Katzen
Ich lese ein Englisches Buch nach dem anderen, wenn ich nicht gerade in irgendeiner meiner Arbeiten bin. Ich verdiene jede Menge Geld und dieses Geld spare ich für mein Studium, für schlechtere Zeiten. Ich habe Kopfweh, aber ich bin auch verdammt müde, seit fünf Uhr auf den Beinen. Die Tage seit ich arbeite sind länger geworden und ich komme eigentlich nie mehr auf acht Stunden Schlaf. Höchstens fünf oder sechs oder weniger. Aber wen kümmert das? Ich komme von der Arbeit nach Hause und bin alleine, alleine mit meinen Büchern. Alleine in meiner Wohnung und alleine mit meinen Gedanken und das klingt jetzt alles sehr melodramatisch und erzeugt einen völlig falschen Eindruck. Ich bin eigentlich zufrieden, ich meine, ich verdiene mein eigenes Geld und das ist ein wahnsinnig befriedigendes Gefühl. Aber Geld verdienen ist nicht das einzige was befriedigen kann und so schweifen meine Gedanken zu anderen Dingen und Angelegenheiten. Es ist jetzt schon lange her, glaube ich. Es muss lange her sein, sonst wüsste ich doch noch ungefähr wann und mit wem. Halt, dass macht einen sehr schlechten Eindruck, es muss Chris gewesen sein und demnach war besagte Angelegenheit wohl irgendwann im Sommer. Ich werde alt und was viel schlimmer ist, ich ähnele langsam den Mädchen in meiner Arbeit über das ich vor zwei Wochen nur den Kopfschütteln konnte.
Ich: "Ach ich freu mich so auf mein freies Wochenende und auf ein bisschen Party. Endlich mal wieder gescheit weggehen..."
Sie: "Party, Weggehen? Was ist das?"
Man kann sich vorstellen, wie ich diese Arbeitskollegin, die im übrigen ein Jahr älter ist als ich, angeschaut habe. Bin ich dabei mich in eine Frau wie sie zu verwandeln? Die nur noch arbeitet und ansonsten keinerlei Interessen mehr hat und sich vielleicht alle zwei Wochen auf eine Party wagt?
Dennoch, ich blicke mich um und sehe meine alten Freunde und stelle fest, dass ich vielleicht ab und zu gerne mal wieder mit ihnen rede. Über vergangene Zeiten, über Ihr Studium und Ihre Pläne. Während dieser Unterhaltungen stelle ich dann fest, dass wir nun in zwei völlig verschiedenen Welten leben und dass sie, meine vermeintlichen Freunde, keine Ahnung von der meinen haben und dass es sie auch nicht interessiert. Schlimmer noch, sie rümpfen über meine Tätigkeit die Nase und geben abfällige Bemerkungen nach dem Motto "warum suchst du dir keinen gescheiten Job?" von sich. Nein danke, darauf kann ich verzichten und ich kann auch auf euch verzichten, ihr lieben Freunde, denn vom wahren Leben habt ihr doch in Wirklichkeit noch keine Ahnung.
Und das klingt wieder so selbstbemitleidend und erweckt einen falschen Eindruck. Ich bemitleide mich nicht selbst, ich bin einfach nur stinkwütend. Wütend, weil meine Freunde alle Snobs sind und ja, wütend weil sich jetzt Klassenunterschiede und Misstände aufzeigen, die es zu Schulzeiten niemals gegeben hat. Ich bin wütend, weil ich von meinen "Freunden" und mit manchen von ihnen war ich wirklich gut befreundet, mehr erwartet hätte!
Ich denke an meinen Bruder den ich verloren habe, so grausam, so früh. Ich denke an die Tatsache, dass ich nun seit zwei Jahren alleine wohne und eigentlich keine Familie mehr habe. So groß sie auch eigentlich ist, für mich war sie immer klein und beschränkte sich auf meine beiden Brüder. Der eine ist tot und der andere verheiratet und hat sich seitdem vollkommen verändert.
Sie haben mir zu Hause nichts geschenkt und so habe ich gearbeitet und wenn ich kein Geld hatte, dann habe ich gespart und das konnte ich wirklich gut. Fein, dann sitzt du eben einfach mal nur da und trinkst keinen Kaffee, stehst rum während die anderen ein Eis essen.
Und vielleicht habe ich aufgrund all dieser Episoden niemals wirklich reingepasst, vielleicht sind nicht sie diejenigen über die man sich wundern sollte, sondern vielleicht war ich immer der Wunderling. Aber was kümmert mich das? Ich komme schon so lange alleine klar, ich bin an einsame Abende und fehlende Gesprächspartner gewöhnt. Würde ich Katzen nicht für arrogante Viecher halten und hätte ich nicht viel zu wenig Zeit für einen Hund, dann wäre dies wohl der Moment in welchem ich mir über die Anschaffung eines Haustieres Gedanken machen sollte :)

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leben 

Kommentare

03:05 08.11.2006
katzen sind kein bißchen arrogant, sie haben nur ihren eigenen willen - wie wir menschen alle ja auch und das ist m.e. eine sehr achtungsvolle tugend. und katzen können gut tagsüber auch alleine sein, zu zweit noch problemloser als allein. kater schmusen sehr gern. schau mal ins diary von @caruso. auch bei uns muss ich den kater nachts mit den füßen dahin schieben, wo er mich nicht stört. das bett ist groß genug - und wenn ihm danach ist, sucht er sich auch woanders ein plätzchen
ansonsten finde ich es ganz prima, wie selbstständig du bist und dass du auf eigenen füßen stehst. das ist eine wertvolle erfahrung und macht dich stark und anderen überlegen, die sich ewig auf ihre eltern stützen.
und mal das leben aus anderem blickwinkel zu sehen, klärt und festigt ganz sicher deine ziele und planungen für später, auch beziehungsmäßig.
carpe diem und
Good luck! :)
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2006-11-07 23:59