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Tagebuch Bunny_Hop
2005-08-28 23:14
Ein Lichtstrahl


Heute mussten wir keine weiteren Vorbereitungen für die Beerdigung treffen, zumindest ich nicht. Meine Familie kümmert sich um den letzten Rest wie zum Beispiel den "Leichenschmaus".
Dafür bin ich dankbar, mit soetwas würde ich mich jetzt nicht auseinandersetzen wollen. Wozu braucht man soetwas überhaupt? Warum der makabre Name?
Ich finde den ganzen Gedanken einfach abstoßend und vor allem wenn ich daran denke, dass ich da auf jeden Fall auftauchen muss. Schließlich bin ich eine der nächsten Angehörigen, aber am liebsten würde ich mich danach wohl in meinem Bett verkriechen, anstatt in einem Restaurant zu sitzen. Aber wir müssen stark sein, dass sagen Alex und ich uns die ganze Zeit!

Mir geht es schlecht und zu sehen, wie er leidet vergrößert meinen Schmerz!
Stefan war so wichtig für uns beide, wir waren ein Team, ein sehr gutes Team.
Die "Liga der Außenseiter", wir haben immer zusammen gehalten, wir haben uns verteidigt, wir sind füreinander eingestanden. Wenn meine richtigen Geschwister alle gegen mich waren, haben mir die beiden den Rücken gestärkt. Wenn meine Eltern mal wieder eine Wut auf mich hatten oder ihre unbegründet an mir ausliesen, dann haben mich die beiden getröstet!
Jetzt gibt es nur noch Alex und mich!

Ich bin wütend, wütend auf den Autofahrer, der diesen wunderbaren Menschen getötet hat. Wütend auf Stefan, weil er uns alleine gelassen hat! Und ich weiß, dass dieser Gedanke unrecht und schlecht ist, Stefan konnte nichts dafür.

Eigentlich habe ich immer fest an das Schicksal geglaubt, es machte einen Großteil meiner Lebenseinstellung aus.
Lebe jeden Tag als wäre es dein letzter, denn der Tod kann immer kommen. Es liegt nicht in unserer Hand.
Und ich habe bisher auch jeden Tag so gelebt. Ich war meiner Einstellung treu. Aber irgendwie hat man ja auch immer den Gedanken, dass man alt wird, Stefan ist nicht alt geworden und meine Einstellung ist erschüttert.
Das Schicksal war ungerecht!

Ich will weinen, ich will schreien, ich möchte das der Schmerz nachlässt. Aber er bleibt hartnäckig, er schnürt mir die Luft ab.

Aber das Leben geht weiter, es muss weitergehen, für Stefan.

Deshalb habe ich mich heute nicht in meiner Wohnung verkrochen oder in Stefans. Ich bin nach draußen gegangen, es war wunderschönes Wetter. Ich fand es schrecklich, wie kann das Wetter schön sein, wenn etwas so schlimmes geschehen ist?
Ich bin spazieren gegangen und habe die frische Luft eingeatmet, ich habe Musik auf meinen MP3 Player gehört. Ich habe nachgedacht, die letzten drei Tage an mir vorüberlaufen lassen. Ich hatte Stefan noch an seinem Todestag besucht, ich war mittags bei ihm vorbei gegangen und hatte ihm sein Lieblingssandwich gebracht. Wir haben geredet und herzlich gelacht.
Meine letzte Erinnerung an ihn und dafür bin ich unendlich dankbar. Es ist wie ein kleiner Lichtstrahl und auch wenn es noch ewig dauern wird, ich weiß nun, dass ich damit umgehen kann. Stefan hat mir soviel schönes gegeben, ich darf dies jetzt nicht kaputt machen.

Ich habe weiter nachgedacht und dabei bin ich auf etwas gestoßen, es gibt noch etwas anderes was an diesem Freitag passiert ist, etwas an das ich nicht mehr gedacht habe. Aber schließlich war es ja auch unwichtig im Vergleich zu dem was passiert ist. Heute aber, weil ich entdeckt habe, dass meine Erinnerung an Stefan, nicht nur unendliche Trauer sondern auch eine wunderbare Erinenrung birgt, habe ich daran gedacht.

ANDI HAT SICH VON MELANIE GETRENNT

Tags

leben 

Kommentare

03:40 29.08.2005
freu dich über die schönen erinnerungen und sei dankbar, dass deine letzten erinnerungen mit ihm so positiv waren - und immer so bleiben werden.
und schau vielleicht mal in meinen aktuellen eintrag, der nachtrag ist für dich!
Good luck!
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2005-08-28 23:14