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Tagebuch Bunny_Hop
2006-09-12 15:49
Die Bilanz
Heute hat Chris Geburtstag, ich habe ihm selbstverständlich eine höfliche SMS geschrieben, so wie wir es seit dem Tag unserer Trennung bei Geburtstagen zu tun pflegen. Unpersönlich und manchmal wahrscheinlich auch nicht Ernst gemeint, dennoch immer mit der Aussage: "Ich habe es nicht vergessen!"
Keiner von uns hat es jemals vergessen und auch, wenn wir uns nichts mehr zu sagen haben, was ich eigentlich nicht wirklich bedauere, so ist das irgendwie bezeichnend. Es kommt mir so vor, als wäre da ein unsichtbares Band zwischen uns und irgendwie, egal wie lange wir uns nicht sehen, egal wie lange wir nicht miteinander sprechen, egal wie sehr wir einander gerade verabscheuen, so ist es mir nicht möglich dieses Band, die letzte Verbindung zu kappen. Aber wer weiß, vielleicht ist es gut so und irgendwie ist es schön jedes Jahr aufs neue festzustellen, dass meine engsten Freunde meinen Geburtstag vergessen, meine Familie ihn nicht feierlich begeht, dass irgendwann aber immer mein Handy piepst und Chris´s Name auf dem Dispaly erscheint.
Seit Chris hatte ich keinen Mann mehr, doch ich mache mir keine Gedanken darum, ob ich langweilig werde oder dem mit Chris zu viel Gewicht gebe, ich habe einfach kein Verlangen. Was definitiv ein ganz neues Gefühl ist. Ich meine, ich habe Lust auf Sex, ich denke an Sex, aber dennoch greife ich nicht zu meinem Telefon und wähle eine jener Nummern, die Zerstreuung verheißt. Aber vielleicht werde ich auch einfach älter und habe mich fürs erste genügend ausgetobt, vielleicht liegt es aber auch an den Männern, die mich einfach nicht so richtig ansprechen.
Im Februar beginne ich nun meine Ausbildung, dass ist eigentlich schon unter Dach und Fach, ich habe zwar noch keinen Vertrag unterschrieben, aber schriftliche Zusicherungen und Bestätigungen wurden versandt. Die letzten Unis und Fachhoschulen haben sich aufgrund von Los und Nachrückverfahren noch nicht gemeldet und ja, ich bin erleichtert, denn eigentlich habe ich bereits alles zu gut geplant um jetzt noch umdenken zu wollen. Gestern habe ich mich um einen dreimonatigen Winterpraktikumsplatz beworben und am Donnerstag wurde ich zu einem Vorstellungsgespräch geladen. Drei Monate Ganztagsarbeit mit dem Montag als einzig freien Tag und sogar Sylvester Arbeit. Es kümmert mich nicht! Ist das nicht seltsam? Noch letztes Jahr habe ich ein Arbeitsangebot für 180 Euro in der Sylvesternacht ausgeschlagen nur weil ich feiern wollte und jetzt kümmert es mich nicht?
Aber es ist so, wie alle gesagt haben! Ich hatte zwei wunderbare Monate mit meinen Schulfreunden, befreite Monate ohne den Druck von Prüfungen und auch ohne erheblichen Zukunftsdruck. Aber diese Zeit ist nun vorbei, der Kontakt weitgehend abgebrochen und auch wenn ich auf der einen Seite bedauere, dass mein gesellschaftliches Leben gerade alles andere als ausgelastet ist, so bin ich auf der anderen Seite irgendwie überhaupt nicht traurig. Ich hatte eine schöne Zeit, doch diese Zeit ist um. Die Schule war unser Bindeglied und die Schule ist vorbei, für mich beginnt jetzt ein neues Leben mit neuen Bekanntschaften, neuen Aufgaben.
Dominik ist soweit ich weiß noch mit seiner Freundin zusammen, aber tatsächlich kümmert mich das eigentlich kaum, ich habe bis auf in diesem Augenblick schon Wochen nicht mehr an ihn gedacht. Mit dem lieben Jean schreibe ich ab und zu Emails, aber die sind so spärlich und rar gesäht, dass man es wirklich nicht als aktiven Kontakt bezeichnen kann. Ich schreibe auch Emails mit Andi, aber schon längst nicht mehr täglich, sondern eher wöchentlich und gerade als ich so über ihn reflektiere fällt mir auf, dass es auch schon Wochen her ist, seit ich ihn mir zurückgewünscht habe, seit ich Gedanken daran verschwendet habe, wie es zwischen uns sein könnte.
Und weil wir gerade bei den Männern sind, kommen wir zum letzten auf meiner Liste. Moi malad Manuel, er wird bald aus Griechenland zurückkommen, vielleicht braun gebrannt, auf jeden Fall mit einigen Frauen mehr auf seiner Liste. Irgendwann werden wir uns zwangsläufig über den Weg laufen und ich wäre nicht ich, wenn ich mir diese Szene nicht in den verschiedensten Varianten vorgestellt hätte. Ich muss solche Augenblicke einfach im Voraus durchgehen, zerlegen und ja, mich vielleicht auch ein bisschen vorbereiten. Aber in all meinen "Überlegungen" oder Tagträumen, wie auch immer man diese Hirngespinste nennen möchte, hat es mir nichts bedeutet ihn wieder zu sehen, es war ein flüchtiger Moment, unbedeutend. Zumindest für mich, in meiner Vorstellung war natürlich er derjenige, der mir einen zweiten Blick hinterhergeworfen hat, als ich ihm schon längst den Rücken zugewendet hatte.
Und auch, wenn ich mein Leben derzeit bestenfalls als unereignisreich beschreiben kann, so bin ich dennoch irgendwie zufrieden mit mir selbst und vor allem, unerwarteter Weise bin ich auch zufrieden mit meinen Zukunftsplänen, die sich so sehr von meinen früheren Plänen unterscheiden. Aber was heißt das schon, vielleicht habe ich mich früher nur falsch eingeschätzt, vielleicht werden die nächsten drei Jahre auch die anstrengendsten meines Lebens! Ich werde es schon noch rechtzeitig herausfinden...

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leben 

Kommentare

17:36 12.09.2006
ich finde, das ist ein realistisch-gutes resümee mit einem guten und optimistischen blick nach vorn. ich wünsche dir alles gute - und einen pc wirst du ja auch im angestelltenkämmerlein haben? oder hast du kein zimmer im hotel? wohnst du mit jemand zusammen ???
ich bin jedenfalls schon gespannt auf deine berichte - und dann wird der hoteldirektor geheiratet und ab mit ihm nach dubai ins einen der superluxuskästen.
Good luck! :)
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2006-09-12 15:49