Der Höhepunkt
So da liege ich nun in seinen Armen, besser gesagt er quetscht mich gegen die Wand und presst seine Lippen auf die meinen. Der Kuss ist brutal, aber er drückt unsere ganzen Gefühle aus. Übermächtiges Verlangen und Sehnsucht!
Ich spüre seinen Körper an meinem und spüre auch wie er auf mich reagiert. Hitze breitet sich rasend schnell aus und mein ganzer Körper vibriert.
Tränen steigen mir in die Augen, nicht auf Grund der Brutalität, sondern einfach weil ich ihn so vermisst hatte. Weil es sich so gut anfühlt, weil das Verlangen so machtvoll ist. Und das ist der Moment in welchen ich ein für alle mal erkenne und einsehen muss, dass Andi nicht nur eine Episode in meinem Leben ist. Andi ist viel mehr und deshalb wird diese Geschichte verheerende Spuren hinterlassen. Das überwältigt mich, ich falle und werde von seiner Begierde aufgefangen.

Wir fallen vor der Türschwelle übereinander her, danach liegen wir am Boden, um uns herum Chaos. Seine Klamotten, meine nassen Handtücher.
Wir haben noch kein Wort gesprochen, aber dazu bin ich auch nicht in der Lage.
Ich stehe auf, nehme meinen Bademantel und gehe in die Küche. Ich stelle Wasser auf und bleibe auf die Anrichte gestüzt stehen. Es war intensiv und es hat mich fertig gemacht. Ich kann das nicht länger, ich kann mich nicht mit etwas halben zufrieden geben. Ich werde so niemals glücklich werden.
Ich hätte gedacht, dass ich es noch länger ertragen kann, aber ich habe auch nicht erwartet, dass sich die Geschichte zwischen Andi und mir derart entwickelt!

Tränen steigen mir in die Augen und tropfen auf die Arbeitsplatte. Ich bleibe eine Ewigkeit so stehen, kein einziger Gedanke in meinem Kopf, nur ein schmerzhaftes Gefühl in der Brust. Ich beruhige mich wieder.

Andi betritt die Küche, aus den Augenwinkeln sehe ich dass er sich etwas übergezogen hat. Er kommt nicht zu mir, stellt sich auf die andere Seite irgendwo hinter mir. Ich bin froh darüber, ich könnte es nicht ertragen wenn er mich jetzt berühren würde.

"Es tut mir leid!"
"Was tut dir leid?"
"Das ich so grob war." Ich lache, das Lachen klingt nach Verzweiflung.
"Dafür brauchst du dich nicht zu entschuldigen, wenn ich es nicht gewollt hätte, dann hätte ich es nicht zugelassen."
"Ok."

"Es tut mir leid!"
Ich schweige, was soll ich dazu sagen, denkt er jetzt an dasselbe wie ich? Merkt er wie sehr er mich verletzt, mir weh tut?
Habe ich überhaupt ein Recht verletzt zu sein?
"Es tut mir so leid!" Ich höre wie er sich die Hände vor das Gesicht schlägt. Realisiert er es jetzt? "Was machen wir nur?"
"Wir?" Meine Stimme klingt schwach, habe ich überhaupt etwas mitzureden?
Er schweigt, ich weiß dass er nun nachdenkt. Es ist still in meiner Küche. "Ich!" Er hat mich verstanden.
Er legt seine Hand auf meine Schulter, ich atme tief aus, ich möchte nicht vor ihm weinen. Er dreht mich zu sich herum und schließt mich in seine Arme.
Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, wir stehen einfach nur da. Dann kocht das Wasser und wir müssen uns zwangsweise trennen.

"Ich muss jetzt gehen!"
"Ok, tschüß." Ich sage das ganz ruhig, meine Knie werden weich, aber ich breche nicht zusammen, ich zeige mich gefasst.

Kein Kuss, keine Berührung, keine weiteren Worte.

Andi ist weg!