Beltane
Das Telefon klingelt, deine Rettung, eine Hand, die sich zu dir streckt. Ein kleines Licht in der finsteren Nacht um dich herum. Du hörst auf zu weinen, stehst auf, siehst aus dem Fenster.
Du standest schon oft hier, schon einmal in einer ähnlichen Situation und du erinnerst dich, dass du alles schon einmal überstanden hast. Warum nicht wieder? Er hat dir nicht so viel bedeutet, wie Chris damals, ihr wart nicht solange zusammen gewesen. Aber es hat so gut getan, jemanden zu haben, setzt du entgegen.
Na und, du bist ein starker Mensch, also steh auf, wenn du am Boden liegst!

Du setzt dich an deinen Schreibtisch, heute Nacht ist Beltane, Zeit für ein Ritual. Wie passend, geht es dir durch den Kopf, du nimmst einen Stift und schreibst zwei vollkommen identische Briefe. Sie sind anders, wie die davor, wie der an Samhain. Persönlicher, kritisierender.
Um Punkt zwölf stehst du auf deinem Balkon, machst ein kleines Feuer, eigentlich ist es nur eine Minifackel. Du springst darüber, während im HIntergrund die Kirchglocken schlagen. Mai, der Monat der Liebe, schießt es dir durch den Kopf und Wehmut erfüllt dich. Gut, es soll ruhig emotional werden. Du wirst deine Blume in das Feuer, siehst zu, wie die Flammen sie langsam zerfressen. Feuer, auch das erinnert dich an ihn. Dann hältst du deinen Brief in die Flammen.
"Ich rufe die Götter des Nordens, der finsteren Nacht...."
Er verbrennt an einem Stück, dass ist noch nie geschehen, aber niemals davor war es dir soo ernst!
Später liegst du in deinem Bett, der zweite identische Brief unter deinem Kopfkissen, deine Gedanken bei ihm und Hass und Sehnsucht kämpfen in dir. Du denkst daran, wie gerne du ihn angeschaut hast, du denkst an seine Küsse und Umarmungen und du denkst an die Gemeinheiten. Die Worte, die er dir an den Kopf geworfen hat, die Beleidigungen.
Und du fragst dich, wo du stehst. Obwohl er es gesagt hat, weißt du, dass es nicht mehr zu einem Gespräch zwischen euch kommen wird. Intuition oder mehr als dass, du weißt, dass du ihm niemals etwas bedeutet hast!
Und du versuchst zu ergründen, ob du das bedauerst, traurig darüber bist, dass es kein Gespräch mehr geben wird, du versuchst in dich hinein zu schauen und zu deinem Bedauern erkennst du, dass es einen Teil gibt, der in dieses Gespräch Hoffnung gesetzt hat. Hoffnung, dass auf eine Art und Weise alles wieder gut wird, dass er erkennt, was er an dir hatte und dass er nun die Kompromisse eingeht, die dir immer so wichtig waren.
Du versuchst dich damit abzufinden, dass es endgültig ist und dass du ihn nur noch vergessen kannst! Vergessen, was du in ihm gesehen hast. Denn du hattest ein Bild von ihm, dass niemals ein Abbild von ihm war und niemals eins werden wird!