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Tagebuch Bunny_Hop
2007-05-29 13:20
Back in the hood
Ich bin wieder da , ein sehr gutes Gefühl. Eigentlich war ich ja nur vier Tage weg, aber in dieser Zeit ist so viel passiert, dass es mir einfach viel länger vorkommt. Auf jeden Fall bin ich es gerade Leid aus der Tasche zu leben und einfach heil froh alleine in meiner eigenen Wohnung zu sitzen. Hier weiß ich, wo sich die Teebeutel befinden, wie die Dusche funktioniert...

Die Fahrt in den hohen Norden ist verdammt unbequem, langweilig und frustrierend. Ich sitze eingepfercht zwischen einer oberflächlichen Kosmetikerin und einer viel zu lauten Vierzehn-jährigen. Ich kann meine Beine nicht ausstrecken und andauernd kickt mich ein Ellenbogen in die Seite. Außerdem stehen wir im Stau und die Klimaanlage trocknet meine Kontaktlinsen aus. Rosiger Start ins Wochenende. Wir kommen um elf Uhr an und müssen dann erst einmal zwei Stunden auf die anderen Autos warten, da man uns keinen Schlüssel gegeben hat. Ich habe am nächsten Tag ziemlich früh Wettkampf und schlafe deshalb ein Stündchen auf dem Rücksitz, während es sich die anderen bei einem Eisbecher gemütlich machen. Gegen eins falle ich in ein wirklich bequemes Bett, allerdings mit einer viel zu warmen Bettdecke. Leider sind meine Zimmergenossen dann auch noch Schnarcher und Schwätzer und generell die Leute, die ich am aller wenigsten mag. (Ich weiß, ich bin ein Jammerlappen, aber manchmal kommt einfach zu viel auf einmal).
Vor dem Wettkampf bin ich wahnsinnig ruhig und freue mich regelrecht auf den Auftritt vor zweitausend Zuschauern. Leider macht mir mein Partner einen Strich durch die Rechnung. Er ist wahnsinnig aufgeregt, zittert unter mir rum und lässt mich zwei Mal fallen! So ein Arsch!
"Was ist denn jetzt passiert? Was war los?", frage ich ihn gleich danach und er lässt sich schuldbewusst auf den Boden fallen. Er hat es gründlich versaut. Danach gibt er mir die Schuld an allem!
Das ist dann wohl der Punkt an welchem ich sagen muss, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich noch weiterhin mit ihm zusammen arbeiten möchte! Und dafür gibt es vielerlei Gründe. Menschliche, wie sportliche. Er behandelt seine Frau schlecht und bezeichnet sie vor den Mädels als "dumme Fotze" und er nennt seine sechs Monate alte Tochter "kleines Miststück". Nein, mit so etwas möchte ich eigentlich gar keinen Kontakt haben! Außerdem schiebt er mir für seine Patzer die Schuld in die Schuhe und ganz allgemein: Er ist ein Weichei, ein Jammerlappen, ein Egoist und Mittelpunktsmensch. Zu allem Überfluss stoße ich auf Hinweise, dass die Gelder, welche die Mannschaft in letzter Zeit investieren musste vor allem deshalb so hoch waren, weil wir ihn sozusagen mit finanziert haben! Elendiger Schmarotzer! Wenn ich momentan nicht sportlich auf eine Zusammenarbeit angewiesen wäre, würde ich mich auf der Stelle angewiedert umdrehen, ihm knallhart die Meinung sagen und das Weite suchen!
Allgemein ist das Wochenende sehr aufschlussreich (in Bezug auf meinen Partner) und sehr schockierend (in Bezug auf meine Mannschaftskolleginnen). Ich bin ein altmodischer Mensch und ein Großteil der Mädchen benimmt sich einfach nur noch ordinär und hat keinerlei Manieren. Es wird gerülpst, gepfurzt und nach ein paar Minuten gleicht die Wohnung einem Schweinestall. Ich stehe daneben und kann nur angewiedert den Kopf schütteln.. Ich meine, versteht mich hier jetzt nicht falsch: Rülpsen ist menschlich und kann schließlich jedem einmal passieren, aber bei uns entschuldig man sich anschließend und ist vielleicht auch ein bisschen peinlich berührt. Da wo ich herkomme, tut man das nicht mutwillig und zur Belustigung! Das eklige Verhalten der anderen führt auf jeden Fall dazu, dass ich ziemlich oft mit Ivy verschwinde und wir den Tag gemeinsam und weit weg von der Gruppe verbringen.
Auf der Heimfahrt haben wir dann noch eine ganz tolle Mitfahrerin, die sich plötzlich zu uns nach vorne beugt und sagt: "Wisst ihr, was ich als erstes mache, wenn ich zu Hause bin?"
"Nein? Duschen? Also ich will jetzt erst einmal duschen!"
"Nein, scheißen! Ich hab glaub ich seit drei Tagen nicht mehr geschissen?"
Wollten wir das wirklich wissen? Ich meine, interessiert das wen? Und eigentlich weiß ich auch gar nicht warum ich das hier schreibe, eigentlich behält man derartige Geschichten nämlich für sich. Auf der anderen Seite hat mich das Verhalten der Mädchen derart schockiert, dass ich auch zwei Tage später noch den Kopf schüttle und deshalb kann ich gar nicht anders und muss es hier erzählen... Es würde mich nämlich schon interessieren, was ihr alle dazu sagt. Ich meine, bin ich kleinlich, spießig, altmodisch und sind die Leute mittlerweile so drauf? Ist das normal?
Auf jeden Fall telefoniere ich am Wochenende drei Mal mit Toby und zwar nicht gerade kurz und jeder aus der Mannschaft bekommt es mit. Erstaunlicherweise stört mich das nur ein ganz klein bisschen. Eigentlich sollte es mich aber gar nicht stören!
Am Sonntag nach einer ziemlich ruhigen Heimfahrt (alle Mitfahrer haben so gut wie durch geschlafen) fahre ich gleich weiter zu ihm nach Hause. Er ist super lieb und ich fühle mich bei ihm super wohl. Wir reden viel, arbeiten sozusagen das Wochenende auf und ich falle dann irgendwann todmüde ins Bett. Ein Wochenende unterwegs mit höchtens vier Stunden Schlaf und nervlicher Anspannung hinterlässt schließlich seine Spuren.

Oft ist das Leben wie der tiefste Dschungel. So wunderschön und einzigartig, und im nächsten Moment springt ein Raubtier aus der Dunkelheit hervor und zerfleischt einen.

Mit dem Sonnenaufgang werden so manche Monster der Vergangenheit geweckt und so kommt es zu einem ernsten Gespräch und noch ernsteren Geständnissen. Du hattest Angst die Wahrheit zu sagen, aber manchmal muss man über seinen Schatten springen. Er hatte Ehrlichkeit verdient, denn er ist ein netter Kerl, der sich so seine Gedanken macht. Später liegst du da und fragst dich, ob es dir jetzt besser geht oder ob du den Schritt bereust. Aber es wurde ausgesprochen und du kannst es nun nicht mehr zurück nehmen, rückgängig machen. Du musst damit leben, klar kommen. Er weiß es jetzt, ist ein Mitwisser.

Mittags gibt es Sushi, damit ich endlich mitreden kann, es einmal probiert habe. Ich finde es eklig und werde in Zukunft einen großen Bogen um Sushi-Restaurants machen. Dennoch bin ich froh es probiert zu haben, denn immerhin kann ich in Zukunft meine Ablehnung darauf stüzten, dass es mir einfach nicht schmeckt und nicht auf ein "ich habs noch nie gegessen". Am Nachmittag schauen wir uns gemeinsam Fotos von seinen Reisen nach Asien an und ich komme nicht umhin mich zu fragen, wie das nur zusammen passt. Er, der Weltenbummler und ich, die nur die italienischen Campingplätze kennt. Offensichtlich scheint es ihn nicht zu stören, stellt sich also nur die Frage, ob es mich stört??
Auf jeden Fall ruft irgendwann am Nachmittag seine Mutter an und während er so telefoniert sagt er immer "wir": "Wir haben uns gestern einen ruhigen Abend gemacht", "wir waren heute Sushi Essen!"
Ja, "wir". Ist es jetzt also schon so weit? Gibt es ein "wir"?
Ich auf jeden Fall spreche von uns nicht in der dritten Person Plural und gehe jeder bekennenden Situation aus dem Weg. Ich meine, für jeden der uns zusammen sieht, sind wir ein Paar. Für jeden mit dem er redet sind wir ein Paar. Tatsächlich wurde aber noch keine Definition aufgestellt! Es gab noch keine spezifische Frage, ob wir jetzt zusammen sind und somit noch keine spezifische Antwort und deshalb kann ich mir zumindest einreden, dass ich noch Single bin! Das ist wichtig für mich und das alleine ist eigentlich schlimm oder? Es sollte nicht wichtig sein! Ich sollte mich freuen, dass ich jemand Netten getroffen habe und dass dieser jemand mit mir zusammen sein möchte! Stattdessen spiele ich ein bisschen die emanzipierte Unnahbare mit Bindungsängsten. Das heißt: Ich BIN die emanzipierte Unnahbare mit Bindungsängsten.
Am Morgen verabschiede ich mich von ihm, fahre nach Hause. Ich telefoniere mit einer Freundin, erörtere mein Problem, dass ich eigentlich gar nicht genau benennen kann, denn eigentlich verstehe ich mich gerade selbst nicht!

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leben 

Kommentare

03:58 30.05.2007
a) ich denke, es ist von den mädels als pseudoantiautoritär gedacht, wenn sie sich im kleinen kreis so pseudorustikal geben. wenn einem mädel ihr umfeld wirklich wichtig ist (eltern, lover, arbeitgeber), werden auch die sich wieder konventionell und angemessen verhalten. die mädels haben wohl sonst keine gelegenheit, mal "die sau rauszulassen".
b) trenne dich von dem pseudotrainer!
c) der nette ist noch immer nett, lass ihn nicht zu lange vergeblich hoffen.
Good luck!
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13:32 29.05.2007
Ohjee ich fürchte das ist so... meine fReundin hat letztes Jahr im Urlaub immer zu jeden rülpser und Furzer nen Kommentar abgelassen...wenn sie wenigstens einfach nur "sorry" gesagt hätte... denn manchmal kann mans ja nicht zurückhalten und wenn man so ne Woche in einem Hotelzimmer verbringt muss das ja auch mal raus..aber das hat echt genervt und ich befürchte manche finden das echt lustig... Bei ihr war das eher so weil es ihr unangenehm war glaub ich... aber die Kommentare dazu haben mich echt genervt...
Und ja! Freu dich das du jemanden getroffenhast! Aber wenn du irgendwie nicht so ganz dazu stehen kannst... ist er wirklich was für dich? Weiss ich auch nicht..aber genieß es!
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2007-05-29 13:20