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Tagebuch Bunny_Hop
2007-09-09 11:30
A 100 reasons
Er meldet sich nicht. Naturally. Ich hatte es nicht anders erwartet und so hält sich die Enttäuschung in Grenzen. Eine niedrige Erwartungshaltung bewahrt vor so manchem Leid und Übel.
Früher war das immer anders herum. Ich war die Überlegene und er hat immer auf mich gewartet, ich niemals auf ihn. Ich wusste, dass Chris zu mir kommen würde. Jeder Zeit, immer wieder, denn er liebte mich. Als er eines Tages nicht auftauchte, mir am Telefon auswich, wusste ich sofort was los ist, wie der Hase läuft. Er hatte jemand anderes kennen gelernt. Sie.
Heute hat sich das Blatt also gewendet. Ich bin die Unterlegene, die Hoffende, die Wartende. Er hat so vieles in der Hand. Bei ihm liegt die Entscheidung, aber "keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung". Wie sooft im Leben ist die Zeit der Gegenspieler. Der Moment in welchem ich das letzte emotionale Band, dass uns verbindet zerschlagen werde, rückt immer näher. Jeder hat ein Recht auf Liebe und auf mehr.
Ich habe es nicht verdient derart behandelt zu werden. Doch es ist gerecht, eine ganz neue Erfahrung und für den Moment halte ich daran fest. Für den Augenblick fühle ich mich wohl in der Position der Unterlegenen, der Wartenden. Ich würde mir schäbig vorkommen, diese Rolle zu schnell von mir zu stoßen. Er hat ein bisschen Zeit verdient.
Aber ich kenne mich und ich weiß, dass diese Zeit begrenzt ist. Mehr als begrenzt, wahrscheinlich werde ich ihm bei der nächsten Gelegenheit meinen Standpunkt erläutern und eine Entscheidung verlangen.
Vor noch einem Jahr bezeichnete ich unsere Affäre als Erinnerung, belanglos, als Racheakt. Heute ist das anders. Der Wandel hat sich in diesem Jahr vollzogen. Meine Affäre mit Michi, die Beziehung zu Toby, das absolute sexuelle Chaos. Ich bin reifer geworden, wieder ein Jahr älter und so vieles zeigt sich in einem ganz neuen Licht. Durch Toby weiß ich nun, was mir in einer Beziehung wichtig ist und was nicht. Chris verfügte über die Eigenschaften, die mir etwas bedeuten, auf die ich nicht verzichten möchte und kann. Dennoch gab es 100 Gründe, die gegen ihn Sprachen, Grund für unsere damalige Trennung waren. 100 Gründe, die plötzlich nicht mehr existieren. Ich war jung und unerfahren, heute bin ich das nicht mehr. Heute kenne ich den Weg, um diese 100 Gründe zu bewältigen, aus dem Weg zu schaffen. Heute kann ich mich ausdrücken, habe mehr Selbstvertrauen und mehr Leidenschaft. Die 100 Gründe lösen sich in Luft auf.
Dennoch, die Entscheidung ist bald fällig. Ich weiß nur zu gut, welche Antwort er auf meine Frage parat haben wird. Dieses Wissen gibt mir Macht und Stärke.
Ich werde nicht weinen, ich werde nicht zerbrechen, in tausend Stücke zerspringen. Ich werde mit dem Wissen weiterleben, dass ich es versucht habe und gescheitert bin. Aber immerhin habe ich es versucht!
Das zu wissen reicht!
Noch 19 Tage. 19 Tage bis ich mein Leben, so wie ich es kannte, Jahre gelebt habe, verlassen werde. 19 Tage bis zu meinem Umzug in die neue Stadt. 19 Tage und ein bedeutendes, aber auch trauriges Kapitel meines Lebens nimmt ein Ende.
19 Tage und ich habe die Chance auf einen Neuanfang. Vielleicht wird Chris ein Teil davon sein, vielleicht auch nicht. Wenn nicht, dann ist das dieses Mal endgültig. Es gibt ein Maß für Zurückweisungen und in Bezug auf Chris, ist das bald erreicht. Bald gelangen wir an den Punkt, an welchen ich ihm nicht mehr glauben kann, wenn er mir ins Ohr flüstert, wie oft er an mich denkt, mich vermisst.
Vielleicht werde ich das Maß aber auch niemals erreichen, denn er war meine erste große Liebe und dieser gebührt bekanntlich auf ewig ein besonderer Platz im Erinnerungsteil des Herzens.
Who knows...?

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