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Tagebuch bugafrosch
2009-03-11 22:53
Einen Tag in Nelson
04.02.2009 Nelson

Heute Morgen wurde ich von einer Mitbewohnerin des Zimmers geweckt so gegen 7.00 Uhr, weil sie herumzuwuseln begann. War ja nicht so schlimm, da ich auch nicht so lange schlafen wollte. Nach meinem klassischen „Neuseelandfrühstück“ machte ich auf in nördliche Richtung, als ich die Herberge verließ, denn ich wollte in Richtung Wald wandern. In nördliche Richtung machte es mir eher den Eindruck, einen Weg zu finden, auf den ich Wandern konnte.



Ich entschied mich erst einmal für einen Weg, der schien, nach oben zu führen. Eine Weile war dies auch, doch letztendlich landete ich in einer Sackgasse. Also überlegte ich mir, querfeldein zu gehen, was ein fataler Fehler war. Ich hätte niemals gedacht, dass querfeldein Gehen zu einem Problem werden könnte. Nicht nur, dass es sehr steil war, ich bekam aus dem Gestrüpp kaum meine Füße hoch und blieb ständig an Kletten hängen. Dieser „Abstecher“ kostete nicht nur viel Kraft und Zeit, ich hatte auch Mühe, diese Minikletten von meinen Schuhen und meinen Strümpfen zu bekommen. Aber ich schaffte es mit viel Geduld mich von all diesen Kletten zu befreien und meine Wanderung fortzusetzen. Doch war mir das eine Lehre nicht noch einmal auf die Idee zu kommen, vom Weg abzukommen an Stellen, wo ich nicht sehen kann, wo ich hintrete. Also marschierte ich erst einmal wieder abwärts. An der Wohngebietsstraße wieder angekommen entdeckte ich doch tatsächlich einen Waldweg, der aufwärts führte. Warum sah ich diesen nicht schon vorhin? Egal, dieser Weg führt in Serpentinen nach oben und nach oben ist ja mein Wunsch. Vor mir entdeckte ich zwei ältere Herren. Bei der Bezeichnung „ältere“ sollte man in Neuseeland vorsichtig sein, denn die Neuseeländer sehen oftmals älter aus als sie wirklich sind. Das kommt von der Sonne, da sich viele Neuseeländer nicht davor schützen und somit ihre Haut schneller altert. Doch gewarnt wird hier viel vor der Intensität der Sonne und ich creme mich ja jeden Morgen fleißig ein, egal ob die Sonne schon scheint oder nicht. Und das mit Lichtschutzfaktor 50. Empfohlen ist mindestens 30+. Bisher habe ich jedenfalls noch keinen Sonnenbrand. Ein unwahrscheinlich lautes Zirpen begleitet mich hier auf dem Weg, als ob Millionen von Grillen hier zirpen würden – einfach nur Wahnsinn. Das ist wirklich so laut, dass ich fast Gänsehaut bekomme, so unheimlich klingt das. Ich stieg weiter hinauf, überholte die „älteren“ Herren und kam an einem abgesperrten Gebiet heraus – dem Sir Stanley Park.



Dieser war recht klein und somit hatte ich diesen auch schnell durchquert. Unterwegs fielen mir schon oft Schilder mit dem Hinweis – Centre of New Zealand auf, nur dachte mir bisher nichts dabei. Centre, naja, kann vieles bedeuten. Nur diese Schilder häuften sich und ich stellte mir doch langsam die Frage, was sich wohl hinter den „Centre“ verbergen mag. Eine Idee hatte ich jedenfalls keine. Von weiten sah ich auf einem Berg eine Art Denkmal stehen, das wie ein Stab aussah. Als ich nun ein Schild sah – Centre of New Zealand 5 min. und das sich nicht mehr weitentfernte Denkmal in dieser Zeit zu erreichen schien, schlug ich den Weg mal in die Richtung des Hinweisschildes ein. Und siehe da, Centre of New Zealand ist tatsächlich Neuseelands Mittelpunkt und dieser befindet sich unweit vom Ortskern Nelson. Warum wird dafür nur so wenig geworben? Ich finde, das ist doch ein lohnendes Ziel.



Wo ist eigentlich der Mittelpunkt Deutschlands? Ad hoc habe ich jedenfalls darauf keine Antwort. Von diesem Punkt aus lief ich wieder abwärts in nördlicher Richtung auf der Suche nach einen weiteren Weg in die Berge. Eine Wanderkarte habe ich ja nicht von diesem Gebiet und versuche mich also so durchzufinden. So schwer kann das nicht sein, glaube ich jedenfalls. An einem kleinen Fluss entdeckte ich wieder einen neuen Weg und wanderte entlang dieses Flusses.





An einer großen Weide entdeckte ich am Rande des Waldes eine Art Brücke über den sich dort befindlichen Zaun. Ich nahm diesen Weg, der über diese Brücke führt und verschwand erst einmal in einem mir völlig unbekannten neuseeländischen Wald, ohne bestimmtes Ziel. Ein wunderschönes Waldgebiet, was mich aufgrund der steilen Hänge, freien Flächen und hohen Bäume sehr stark an den Schwarzwald erinnerte.



Auch entdeckte ich viele kleine niedliche bunte Vögel, die sich aber leider nicht von mir fotografieren lassen wollen. Schade, der Wald bleibt leider nicht so schön und ich komme an ziemlichen stark geholzten Wald. Sieht wirklich grauenvoll aus. Wo wohl all die vielen bunten Vögel sein mögen, die ich zuvor noch sah? In diesem Waldgebiet wählte ich zuerst einen Weg, der den Anschein gab, dahinzuführen, wohin ich wollte, Richtung Nelson, also südöstliche Richtung. Nur mein gewählter Weg endete in einer Sackgasse und an Hinweisschilder dachte hier auch niemand mehr, wie auch – ohne Bäume. Diese standen erst ca. 100 m vom Weg entfernt. So lief ich also wieder ein Stück zurück und wählte nun einen Weg der nach unten zu verlaufen schien. Naja, ohne Wanderkarte eben nicht so einfach. Doch dieser Weg war erst einmal grob richtig, denn als wieder die Hinweisschilder begannen, wer der Irrlauf perfekt. Letztendlich entdeckte ich einen Weg, der ziemlich schmal war und sich als Mountainbikestrecke entpuppte. Die Abhänge waren so steil, dass ich zu Fuß Mühe hatte nicht abzurutschen. Wie man hier mit einem Mountainbike fahren kann, ist schon bewundernswert. Nun fing es wieder an zu regnen und ich entdeckte Siedlungshäuser, einen Ausläufer von Nelson.



Nun hatte ich doch noch nicht so rechte Lust, wieder in meine Herberge zurückzukehren und blieb im Stadtgebiet. Von weitem sah ich eine große Kirche und dachte mir, schau sie Dir von innen an. Ein sehr imposantes Bauwerk. Die Architektur hier in Neuseeland ist eh sehr beachtenswert, da viele Baustile vermischt werden, wie z.B. typisch englisch, „maorisch“, amerikanisch, aber auch typisch südseeländisch.



Als ich die Kirche betrat, wurde ich von schönen Orgelklängen empfangen. Ich setze mich in eine der vielen einladenden Bankreihen und lauschte den Klängen der Orgel. Dabei schossen mir auf einmal viele Gedanken durch den Kopf, wie der Gedanke, was ich unter anderem in Neuseeland für mich wollte – mit meiner Vergangenheit Frieden schließen. Meine letzten Jahre waren geprägt von zwei Trennungen. Ich will hier in Neuseeland und meinem Urlaub nun den Abstand gewinnen, den ich brauche, um einen Neuanfang in Sachen Beziehung zu wagen und dabei mit allem Geschehenen, mit der Vergangenheit Frieden zu schließen und zu vergeben. Mir standen dabei plötzlich Tränen in den Augen, weil die Gedanken und Gefühle auf einmal machten, was sie wollten. Nur, was mich sehr wunderte, es kamen nun all die schönen Erinnerungen hervor, die ich anscheinend verborgen hatte und das gab mir Kraft. Lange Zeit zuvor vielen mir nur die negativen Dinge meiner beiden mir bis dahin sehr bedeutenden Beziehungen ein. Doch sie begannen auf einmal zu verwischen, sich aufzulösen. Es ist wie, als falle eine große Last von mir ab. Das gab mir ein sehr glückliches Gefühl und ich tat etwas, was ich in meinem ganzen Leben noch niemals getan habe. Ich zündete beim Verlassen der Kirche eine Kerze an, in Gedanken die Vergangenheit in mir beginnt zu ruhen und ein schöner Neubeginn steht mir bevor.

An einer Tafel entdeckte ich noch, dass die Queen 1956 diese Kirche besuchte. Sie durchreiste in diesem Jahr offensichtlich ganz Neuseeland, denn ich las oft von ihr. Mein anschließender Weg führte mich noch ein wenig durch die City und dann in die Herberge zurück. Als ich da ankam, verspürte ich den Wunsch auf meinem iPod Mamma Mia zu hören, was ich auch tat. Von meiner Wanderung war ich so müde, dass ich sogar ein wenig eingeschlafen bin und von einer neuen Mitbewohnerin geweckt wurde, weil sie ins Zimmer kam. Und wie konnte es anders sein, sie war auch aus Deutschland.

Wenig später machte ich mich dann noch einmal auf und wollte in Richtung Süden, wo sich der Beach of Nelson befinden sollte. Doch es fing wieder stärker an zu regnen und ich kam nur bis zum Hafen, einem Jachtclub. Ich schaute hinaus aufs Meer, eine Insel und ein großer Felsen lagen vor dem Hafen und kehrte wieder um. Den Abend verbrachte ich mit K. und J., wir unterhielten uns bis Mitternacht und tranken, eher K. und ich dabei einen schönen neuseeländischen Rotwein der Nordinsel, trocken, aber sehr fruchtig.





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reisen 

Kommentare

22:12 24.01.2012
Du hast tolle Bilder,super
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07:12 20.03.2009
Diese Hinweise sind immer für Fußgänger, entweder auf der Straße wie hier oder als Richtiges Verkehrsschild. Alkohol in der Öffentlichkeit ist in NZ fast überall da verboten, wo viele Menschen zusammen kommen. Ich schrieb ja glaube ich schon, dass selbst als ich Wein kaufte, musste die Ware bei Scannen von einer zweiten Verkäuferin bestätigt werden.
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unbekannt
20:47 18.03.2009
Das letzte Bild

zählt das für Autofahrer oder Fußgänger


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unbekannt
07:58 12.03.2009
verirrt zum mittelpunkt neuseelands und dann zu versteckten, schönen erinnerungen gefunden....ein schöner tag :)

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