Zu mir kommen 15.04.2003
Zu mir kommen

Dienstag, 15. April 2003

Gestern hat U. den größeren von Peters Koffern abgeholt. Ich habe ihn aussortiert und zugleich mit Brettspielen, die ich in der legendären Speisekammer „eingelagert“ hatte bestückt. Sie möchte recht bald auf den Flohmarkt gehen und wollte dies gern mitnehmen. So geht dies dann nicht an das Sozialamt, welches sonst immer ein dankbarer Abnehmer für meine brauchbaren Sachen ist.

Ich hatte aber ein bißchen das Gefühl, daß ich mich rechtfertigen muß, warum ich für einen Monat allein in Vancouver bin. Na ja, soll ich alternativ zu Hause versauern? Oder stückchenweise meinen Urlaub verbraten. For sure, will ich nicht nach Mallorca & Co. Da fahre ich doch lieber an einen Platz, den ich gut kenne und den ich liebe. Ich weiß, daß es Momente geben wird (oder vielleicht auch Stunden), an denen es mir nicht so gut geht, schlichtweg, weil Peter nicht mehr da ist und ich viele Plätze wiedersehen werde, an denen wir gemeinsam gewesen waren. Manchmal wird es mir vielleicht auch ein wenig langweilig sein, einfach, weil ich keinen direkten Ansprechpartner habe. Aber für den Rest der Zeit habe ich mir viel vorgenommen:

morgens früh raus und im Queen Elizabeth Park etwas gejoggt/gelaufen, danach zu IGA oder Safeway und Frühstücksutensilien besorgt oder alternativ
zum Markt auf Granville Island und dort frische Bagel besorgt. Der Stand dort hat ca. 20 verschiedene Sorten. Auch die Markthalle an sich ist schon sehr interessant. Sie ist jeden Tag geöffnet.

Dann zurück und ausgiebig gefrühstückt mit frischem Obst und den Dingen, die ich besorgt habe.
Dann etwas lesen, schreiben etc.
Dann je nach Sonnenschein (zu viel schadet meiner Haut) gehe ich das Nachmittagsprogramm an und da gibt es ja nun jede Menge in Vancouver und Umgebung zu sehen.
Auch will ich viele Detailstudien mit meiner Videocamera machen, versuchen das richtige canadische Leben einzufangen.
Abends vielleicht nochmals lesen/schreiben/studieren, vielleicht auch ein bißchen in die canadische Glotze gucken und nicht zu spät ins Bett, da ich ja nächsten Morgen wieder sehr früh aufstehe.
Meditationen will ich auch machen. Außerdem wird der eine oder die andere regelmäßig anrufen, na ja usw. usf. Werde auch Briefe schreiben und viel (richtiges) Tagebuch schreiben und sicherlich mal wieder auch mein Leben analysieren und neue Pläne ausarbeiten. Theoretisch (gar praktisch) könnte ich mich ja wieder damit beschäftigen, was wäre, wenn ich für immer nach Canada gehen würde (ach, wenn doch nicht alles in diesem Fall vom schnöden Mammon abhängen würde. Aber vielleicht gibt es ja auch noch ganz andere Möglichkeiten).

Es wäre natürlich wirklich super gewesen, wenn Gerald zu dieser Zeit da gewesen wäre, so wie wir uns das ursprünglich erhofft hatten. Doch er ist nun mal in D. G. und wir werden uns dann recht bald am Pfingstfreitag in Berlin sehen. Außerdem wird das jetzt seine letzte Auftragsarbeit sein und dann ist damit Schluß, als er den Vertrag unterschrieb, kannten wir uns auch noch nicht. Na ja, wie gesagt, es wäre der Himmel auf Erden, wenn ich ihn Karfreitag schon sehen könnte, aber das ist nun mal nicht und es ist müßig, darüber nachzugrübeln. Mache ich das beste daraus und Vancouver (vor allem die Ecke wo ich bin mit seinen schönen Heritage Häusern und dem vielen Frühlingsgrün) ist da die beste Voraussetzung für gegeben.

Ich mag an Gerald auch sein ehrliches positives Denken. Sicherlich hat er auch manchmal Zweifel, doch die sind nur kurz und er kehrt zu seiner aufbauenden Grundhaltung schnell zurück. Da möchte ich auch Stück für Stück immer mehr hinkommen und tue ich auch, wenn ich es mit meinen Ideen von vor 20 oder 30 Jahren vergleiche!

Und um dahin zu kommen brauche ich Zeit, manches an mir zu überdenken, zu sehen, warum ich es mache und mir ein Konzept überlegen, wie ich es besser machen kann und es dann auch einfach tun. Es ist schön, daß ich Urlaub habe und nicht nur Abstand von der Arbeit gewinne, sondern auch mehr zu mir kommen kann.