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Tagebuch benda
2006-11-23 17:28
2. Tag: Sightseeing in Addis, Teil 2
Es fahren viele Autos in Addis. Verkehrsregeln scheinen nicht notwendig zu sein. Die Hupe reicht aus, dazu ein paar wenige Ampeln. Jedes zweite Auto ist ein Taxi oder Taxibus. Die Fahrzeuge sind leicht zu erkennen. Sie sind alle blau-weiß. Die Taxibusse sind meist alte Toyota-9-Sitzer und Citroen-Kastenwagen, allerdings sitzen in diesen Fahrzeugen eher doppelt so viele Menschen als eigentlich reinpassen. Haltestellen oder Taxistände sind offensichtlich überall da, wo sich die Men-schen versammeln. Wenn so ein Taxibus am Fahrzeugrand anhält, dann ist er auch schon voll. Bei den Citroen-Kastenwagen ist der Einstieg hinten. Eine Person fährt hier oft stehend in der of-fenen Tür mit. Er ist den Fahrgästen beim ein- und aussteigen behilflich. Immer noch sind wir auf der Suche nach einer Landkarte, aber da ist nichts zu machen. In ganz Addis, der Hauptstadt von Äthiopien ist keine Landkarte aufzutreiben. Unser nächstes Ziel ist die Nationalbank von Äthiopien. Schon von außen ist die Nationalbank ein beeindruckendes Gebäude. Das Gebäude wird be-wacht. Die Soldaten stehen und patrouillieren mit Maschinenpistolen bewaffnet vor dem Gebäude. Die breite und hohe Treppe zum Eingang darf nur hoch laufen, wer eine Sicherheitskontrolle über sich ergehen lässt. Abtasten, Jackentaschen leeren. Jürgen muss seinen Rucksack im Auto las-sen. Ein komisches Gefühl beschleicht mich, als wir an den bewaffneten Wachen vorbeigehen. Unser Fahrer hat uns vorher gewarnt auf keinen Fall Fotos zu machen. Das Ablichten von militäri-schen Anlagen, nationalen Gebäuden und strategischen Brücken ist streng verboten. Es droht Gefängnis. Die Äthiopier sind da sehr konsequent. Das Gebäude ist von innen sehr prunkvoll ausgestattet. Hohe schwere Türen, überall Marmor. Vom Treppenhaus kommt man in der ersten Etage auf eine Galerie, von der aus man in die Halle im Erdgeschoß blicken kann. Die Galerie führt rundherum und dort reiht sich ein Schalter an den nächsten. Wir haben den Schalter zum Geld wechseln gefunden. Ich tausche 150 EUR, das ergibt in der Landeswährung 1650 birr (Kurs 1 zu 10,5). Im Hotel hatte ich am Morgen bereits 100 EUR gewechselt zum Kurs von 1 zu 9,9. Alle großen Gebäude in der Stadt sind staatliche oder militärische Gebäude. Die weiteren ansehnlichen Häuser sind Botschaftsvillen, dazu kommen das Hilton-Hotel und das Sheridan. In den alten Häu-sern, eigentlich eher Baracken, entlang der Straßen, reiht sich ein Laden an den nächsten. Die Geschäfte sind sehr klein und eine Produktauswahl wie bei uns gibt es natürlich nicht. Ich sehe eine Metzgerei. Das Geschäft ist gerade 2 Meter breit. Es hat keinen Eingang, wie fast alle Ge-schäfte, stattdessen bildet eine Theke die Front. Hinter dem Metzger sehe ich zwei Kuhhälften hängen. Die Fliegen spielen darauf fangen. Ein Kunde hat wohl gerade etwas bestellt und der Metzger schneidet einen Streifen Fleisch aus der Schulter und wickelt ihn in eine Zeitung. Die vie-len Fliegen wehrt er dabei immer wieder mit der Hand ab. Auch die Bäckereien sind sehr klein. Meistens steht eine kleine Vitrine im Laden, mit zwei verschiedenen Brotsorten, höchsten 25-30 Teile, und das war es.

Die Stadt wirkt konzeptlos. Ein paar größere Staatsgebäude, denen man ansieht, dass die DDR hier früher „gewütet“ hat. Immer wieder große Ruinen von alten Hotels oder Regierungsgebäuden. Und dazwischen tausende von armseligen, aus Resten von Holz und Stein, mit Lehm zusammen-geklebte, Wellblechhütten. Wir bitten unseren „Driver“ uns an einen Aussichtspunkt zu fahren, eine Stelle, von der man sich einen Überblick über die junge Hauptstadt Äthiopiens verschaffen kann. Von der asphaltierten Straße fahren wir jetzt ab, einen kleinen Berg hoch. Je höher wir kommen, desto hügeliger und unbequemer wird die Fahrt auf der Schotterpiste. Als wir die Stelle erreicht haben, von der aus man einen guten Überblick über Addis hat, können wir den Anblick nicht wirklich genießen. All zu sehr haben sich die Eindrücke unten in der Stadt in unseren Köpfen eingebrannt. Eine alte Frau begegnet uns. In dem die Frau an der rechten Hand die Fingerspitzen zusammenhält und die Hand zum Mund führt, bettelt sie uns um etwas zu Essen an. Dabei schaut sie sehr traurig mit ihren schwarzen Augen. Die Frau trägt ein riesengroßes Reisigbündel Eukalyp-tusholz auf dem Rücken. Ich könnte diese Last nicht tragen. Als wir den Berg wieder hinunter fah-ren überholen wir alle 50 Meter eine Frau mit so einem Holzstapel auf dem Rücken. Alte Frauen genauso wie junge Frauen. Zwei Eselherden mit ihren Treibern kommen uns auf dem Schotterweg entgegen. Wir fahren zurück zum Hotel. Auf der Hotelterrasse trinken wir gemütlich ein Bier. Es ist still, denn alle müssen diese gewaltigen Eindrücke erst einmal sacken lassen.

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reisen 

Kommentare


unbekannt
13:49 02.05.2007
Hoch soll er leben, hoch soll er leben, dreimal hoch! *sing*
Das macht man doch in deinem Alter, oder? *grins*


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2006-11-23 17:28