Teil 2, der erste Besuch
Nun, Mister Big und ich hatten uns in den letzten Tagen und Wochen vor unserem geplanten Treffen wohl regelrecht "heiss" aufeinander gemacht. Unsere Mails und Chat-Gespräche waren sehr intim und vertraut. Aber dennoch blieb natürlich die Frage - wie wird die Realität sein, werden wir uns "riechen" können, Gesprächsthemen haben. Und natülich auch das Äusserliche. Natürlich hatten wir uns Fotos gemailt. Aber ein Foto kann ja immer sehr täuschen. Würde er über meine viel zu ausgeprägten Rundungen hinwegsehen können? Erschwerend kam für mich hinzu, dass mein Pc zu der Zeit eine Macke hatte und ich Fotos nur sehr unscharf erkennen konnte. Er war nun nicht gerade mein Traummann, rein äusserlich, aber das störte mich nicht.... aber wie würde es sein, wenn wir uns real gegenüberstehen? Aber ein wenig verliebt war ich schon, so oder so.

Dann kam Tag X - viel zu früh war ich am Flughafen. Der Flieger sollte pünktlich kommen, dann 15 Min. Verspätung haben, kam dann doch pünktlich... landete. Immer wieder ging die Tür auf, immer wieder kamen Passagiere einzeln oder zu zweit herraus. .......Nur er nicht....Die Anzeige wechselte schon, es war sicher eine Viertelstunde vergangen, ich drehte langsam durch - da ging noch einmal die Tür auf.... und ein ziemlich schmächtiger Typ kam strahlend wie ein Honigkuchenpferd auf mich zu.

*kicher* im ersten Moment dachte ich sowas wie "ach du jeh". Aber dann umarmten und küssten wir uns auch schon - seltsam, als wenn es so sein müsste. Es kam auch gar kein Moment Peinlichkeit oder unangenehmes Schweigen auf. Wir unterhielten uns gut und schienen gegenseitig stets die Nähe des anderen zu suchen. Offiziell hatte er sich bei seinem Bruder eingemietet (der in meiner Stadt wohnt), da fuhren wir dann auch mit seinem Mietwagen vorbei um seine Tasche dort erstmal abzuladen. Dann zu mir nach Hause.

Nun, was soll ich sagen - da dauerte es dann keine zehn Minuten, dass wir im Bett landeten, was wiederum von IHM ausging. Es war warm, zärtlich, "gemütlich", einfach schön. Da war es irgendwann am Nachmittag. .... Abends so gegen acht trieb uns der Hunger dann doch nochmal nach draussen. Nicht das wir in der Zwischenzeit irgendeiner Art Marathon veranstaltet haben, wir lagen lange Zeit auch immer mal einfach so ganz eng beieinander und kuschelten.

Am nächsten Tag kamen dann die anderen beiden Freunde an, die wir von der Bahn abholten. Auch die beiden waren sehr sympathisch und wir verstanden uns von anfang an. Für mich ein spannender Moment. Wie würde er sich zu mir verhalten, so unter "Zeugen". In Gegenwart von anderen. Es dauerte einen klitzekleinen Moment, aber nach wenigen Minuten hatte ich wieder seine Hand.... bald küssten wir uns. Die anderen beiden "grienten sich eins". Hatte doch vor allem die Frau der beiden (die übrigens _kein_ Pärchen waren) miterlebt, wie ich die letzten Wochen vorher gezittert hatte. Hatte jeden kleinen Zwist von uns von mir zu hören bekommen, meine Zweifel und eben unsere ganze Vorgeschichte. Na jedenfalls diese gemeinsamen Tage waren für mich genial, es war wunderschön. Da ich alleinerziehend, nur mit einem Teilzeitjob bin, bin ich finanziell nicht sonderlich "auf Rosen gebettet". Aber in diesen Tagen unternahmen wir soviel, gingen jeden Tag essen, ins Kino, in den Zoo, machten Sight-seeing - und da er auch um meine finanzielle Situation wusste, war ich fast immer von ihm eingeladen. Auch das trug natürlich, zu einem kleinen (!) Teil, zu der Faszination dieserTage bei. Das Gästezimmer seines Bruders benutzte er übrigens nicht mehr.

Die anderen beiden reisten dann am Montag vormittag ab, er erst am Montag abend, also hatten wir wiederum ein paar letzte Stunden alleine. Wir zogen durch die Stadt, er kaufte sich noch einen Stadtplan - "für den nächsten Besuch" , wir lagen auf dem Rasen in der Sonne. Ich fand es einfach wunderschön. Dann der Abschied - schon auf dem Weg zu Flughafen zog es mir die Kehle zu. Und am Gate konnte ich meine Tränen dann nicht mehr zurückhalten. Ich weiss nicht, ob es mir nur so vorkam oder ob es wirklich so wahr... aber ich hatte den Eindruck, dass er in dem Moment, wo er meine Traurigkeit mitbekam ein kleines Stück von mir abrückte. Ihm schien der Abschied eigentlich ganz leicht zu fallen. Wir verabredeten uns noch für den selben Abend, uns wieder im chat zu treffen.

Das taten wir dann auch. Ich "flüsterte" ihm dann irgendwas in der Art zu, dass er mir fehlen würde, ich traurig wäre, dass er nicht mehr da sei. Ich weiss nicht mehr wie - aber ich merkte, dass er irgendwie seltsam reagierte. Da fragte ich dann, ob es für ihn nicht auch schade wäre, dass unsere Zeit schon vorbei wäre .....- und was kam als Antwort?

"NEIN".... sagte er... er meinte, ich hätte doch gewusst, dass er keine Beziehung haben wollte. Nun, in dem Moment "stürzte" ich erstmal aus dem chat. In mir brach doch so einiges zusammen. Drei Minuten später rief er an, versuchte sich zu erklären, sagte, dass die Tage ja auch für ihn schön gewesen wären, aber dennoch wäre er jetzt eben wieder zu Hause. Ich hatte diese Tage einfach nur genossen, hatte mir um das Thema Beziehung eigentlich gar keine Gedanken gemacht. Oder vielleicht auch wissentlich um dieses Thema einen Bogen gemacht? Ich weiss es nicht mehr wirklich. Aber dann seine Einstellung dermassen hart wiederum "vor den Latz geknallt zu bekommen" schockte mich schon. Hier ging es doch für mich auch garnicht um Beziehung, sondern nur darum, daß er mir fehlte und ich ihm auch so gern gefehlt hätte. Er mailte dann auch nochmal, es schien, als wolle er seine harte Aussage ein wenig abschwächen, aber er meinte auch, meine Tränen hätten ihn schon auf eine Art schockiert. Das diese ganze Geschichte einen dermassen hohen Stellenwert für mich gehabt hätte.

Fortsetzung folgt