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Tagebuch babajaga
2006-10-09 13:18
Sorgen
Es ist ein komisches Gefühl, ausgerechnet heute und hier und jetzt sich über so was den Kopf zu zerbrechen. Eigentlich sollte ich mich entspannt zurücklehnen und die Zeit Zeit sein lassen. Ich habe Urlaub und sollte nur entspannt sein. Statt dessen habe ich mich hingestellt und bei A. mal ein bissel Ordnung geschafft. Immerhin bin ich mal wieder eine ganze Woche hier und da ist es doch ganz angenehm, wenn es auch ein bissel gemütlich ist.

Das war das eigentliche Ansinnen. Da wir beide viel arbeiten und ich noch dazu eigentlich nur am WE hier bin ist es mir vielleicht gar nicht so aufgefallen, aber heute ist es mir schlagartig klar geworden: Hier wurde seit Juni, seit ich das letzte Mal für länger hier war, nichts mehr gemacht. Das Bad sah wieder genauso schlimm aus wie damals und auch der Küchenboden. Ab und an bewaffnet er sich ja mal mit einem Staubsauger, aber das war es dann vermutlich auch schon. Andererseits mag er aber Regale besonders gerne. Das bedeutet aber eigentlich auch, dass ab und zu mal Staub gewischt werden müsste und vor allem, dass man nicht allen Scheiß in die Regale rein stopft. Das sieht einfach blöd aus.

Na ja, ich bin mit mehreren gelben Säcken bewaffnet hier durch und habe auch einiges weg geschmissen von dem ich meinte, dass es eh niemals mehr angeguckt wird, anderes habe ich einfach nur auf einen Haufen gelegt. Diesen Haufen muss er selbst auseinander nehmen, weil es sich viel um Arbeit dreht und ich nicht weiß, was davon denn nun definitiv noch gebraucht wird oder nicht.
Meine Sorge dabei ist allerdings die Tatsache, dass er offensichtlich nichts wegschmeißen kann. Dieses Problem haben sicherlich viele Menschen, aber hier habe ich doch den Eindruck, dass es fast Überhand nimmt. Ich meine alte Zettel, die eine Notiz enthalten, die zig Jahre alt ist und schon in sicherlich 3 oder 4 Autos rum gelegen hat, kann man vielleicht ja doch mal entsorgen. Und Dinge, die man einfach nicht mehr braucht, kann man auch weg schmeißen.
Ich will mich allerdings nicht in sein Leben einmischen und ich will ihn ganz sicher auch nicht bevormunden, aber ich denke, darüber sollten wir bei Gelegenheit mal reden. Immerhin steht das Thema, wir wollen zusammen ziehen auch noch auf dem Plan. Wenn ich mir überlegen, wie er sich bei einer Fläche von 120qm schon zumüllt, dann frage ich mich, was will er vielleicht mal mit 200qm machen? Und warum kann er so schlecht was weg schmeißen? Und die schlimmste von allen Fragen: Kann ich damit umgehen? Vermutlich nicht. Ich bin sicherlich niemand, der ständig alles steril aufgeräumt haben muss und ich bin auch nicht allergisch gegen Staub, aber wenn sich der Dreck türmt und der Unrat über die Massen zunimmt, dann kann ich echt brutal werden und einfach alles weg schmeißen, was mir in die Finger kommt. Dies wiederum dürfte auf seinen Unmut stoßen, denn auch er hat ja ein Leben und auch er hängt an gewissen Dingen, die man als Außenstehender vielleicht nicht einschätzen kann.

Also hilft nur reden. Ich werde genau das tun und ich werde ihm auch anbieten, dass wir den großen Berg zusammen auseinander nehmen. Alleine kapituliert er sicherlich einfach davor und der Berg wird noch größer oder am Ende doch wieder gleichmäßig in der ganzen Wohnung verteilt. Letzeres will ich unbedingt vermeiden, denn ich glaube, er sieht es gar nicht so richtig, wo überall was rumliegt...
Das was mir Sorgen bereitet ist am Ende die Tatsache, dass nichts weg werfen zu können, eine Sucht werden kann. Solche Menschen sehen es nicht einmal mehr, dass sie sich zumüllen... Also werde ich nachher zumindest mal das Leergut entsorgen und auf dem Weg nach Berlin das Papier und die leeren Flaschen los werden. Dann ist der Flur schon mal wieder etwas übersichtlicher. Und ich werde ihn bitten, dass wir um diverse Regale in den Fluren Vorhänge drapieren. Es muss ja nicht 08/15 sein, sondern kann ja wirklich hübscher Stoff sein, aber ich finde es einfach hässlich, wenn man stets und ständig auf irgendwelche Reste starren muss. Das geht auch anders...

Nun ja, für heute sieht es erst mal wieder halbwegs gemütlich aus und ich glaube, wenn ich ihm meine Sorgen mitteile, kann er sie vielleicht auch verstehen. Warten wir es also ab.

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