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Tagebuch babajaga
2006-09-20 08:34
Rückfall - nein, danke... - 14.09.2006
Ich habe es gewußt! Die ersten paar Tage waren viel zu easy, als dass nicht noch irgendwas hätte nach kommen müssen. Der Durchschnitt hat seinen ersten Durchhänger am 3. bis 5. Tag. Genaugenommen passieren die meisten Rückfälle am 4. Nun gut, damit hatte ich so überhaupt keine Probleme, aber ich habe auch immer gewußt, dass ich ein Spätzünder bin. Und so hat es mich gestern Abend gequält. Und gequält ist der richtige Ausdruck für das, was in mir vorging. Ich kam mir wirklich so vor, als hätte ich auf der einen Schulter einen Teufel zu sitzen und auf der anderen einen Engel, wobei der Teufel mir ins Ohr flüsterte, dass eine Zigarette doch gar nicht so schlimm wäre und man doch wenigstens mal testen müsse, ob ich inzwischen denn standhaft genug wäre, danach wieder aufzuhören und das Engelchen meinte dazu eben nur, dass genau das ziemlich bescheuert wäre. Um es kurz zu machen, das Engelchen und ich haben gewonnen... Der Teufel zog mit eingezogenem Schwanz von dannen und heute morgen geht es mir prächtig bei diesem Gedanken. Aber gestern Abend war ich nervös, ich konnte kaum ruhig sitzen, bin ständig zwischen Wohnzimmer und Küche hin und her getigert, immer auf der Suche nach irgendwas womit ich mich ablenken könnte. Mein Magen war ständig der Meinung, dass er Hunger hat - klar früher habe ich dagegen eben geraucht! - und mein Durst war noch schlimmer... So viel kann man eigentlich gar nicht trinken...
Aber wie auch immer, das was zählt und worüber ich mich enorm freue:
Ich habe nicht geraucht!

In diesem Zusammenhang habe ich mal über meine letzten beiden Rückfälle nachgedacht. Ich hatte bereits 2x das Vergnügen aufgehört zu haben und in beiden Fällen habe ich es durchaus länger als eine Woche durchgehalten ("Aufhörversuche" von ein paar Tagen zähle ich nämlich gar nicht erst mit, weil sie doch nur Kinderkram sind).

Beim ersten Mal habe ich noch geglaubt, ich könnte so rauchen, wie es meine Mutter tut. Immer dann, wenn jemand Zigaretten hat, immer dann, wenn man am quatschen ist und einen Kaffee trinkt, immer dann... aber eben selbst keine Kippen kauft und darauf angewiesen ist, dass andere einen mitfinanzieren. Das hat wahrscheinlich den tieferen Hintergrund, dass schnorren ja irgendwas mit Erniedrigung zu tun hat. Allerdings hatte ich "Glück" und eine Freundin, bei der ich nicht lange betteln musste, sondern die mir schlicht und einfach die Zigaretten gegeben hat - ähnlich wie bei dem Verhältnis zwischen meiner Mam und mir, da musste sie ja auch nicht betteln.
Zu diesem Zeitpunkt habe ich noch bei der Bahn gearbeitet, hatte es aber schon ins Büro geschafft. Meine Freundin arbeitete aber nach wie vor in der Werkstatt und da ich sowieso ab und an dort unten zu tun hatte, bin ich eben bei ihr vorbei gegangen und habe so ein paar Minuten ein Schwätzen gehalten - und eine mit ihr geraucht. Anfangs war es vielleicht einmal die Woche, später so 2 bis 3x und irgendwann stand ich jeden Tag dort unten und im Prinzip habe ich mich beim Ausdrücken der Zigarette darauf gefreut, morgen wieder dort zu stehen. Und auch wenn ich mich gerne mit E. unterhalten habe - und es auch heute noch tue - so war doch eher die Zigarette der springende Punkt, weshalb ich in schöner Regelmäßigkeit nach unten getigert bin.
Irgendwann hat sie mir einfach ins Gesicht gesagt, dass ich mich nicht selbst belügen soll und ich doch schon längst wieder drauf bin, dass ich in schöner Regelmäßigkeit rauche, sie mir die Zigaretten zwar nicht vorenthalten würde, es aber für absolut affig hält, sich selbst einzureden, man würde ja nicht rauchen. Und Recht hat sie gehabt, mein nächster Weg ging zum Zigaretten-Automaten und das war's dann für lange Zeit mit dem Nichtrauchen.

Den zweiten Versuch hatte ich mit meiner damaligen Schwägerin gestartet. Sie allerdings hat es dann auch geschafft und seit dem nie wieder geraucht. Das muss jetzt so 3 Jahre her sein. Wir haben oft zusammen gesessen und entweder ihr Wohnzimmer oder meine Küche verqualmt und wir haben wirklich viel zusammen geraucht. Mein damaliger Freund sagte immer, wir würden uns unsere eigene Räucherkammer schaffen und meistens hat er sich verdrückt. Verständlich, schließlich war er Nichtraucher. Er hat zwar ab und zu mal eine geraucht - wenn er was getrunken hatte oder so, aber musste immer Camel ohne Filter sein, die waren nämlich einfach nicht so leicht aufzutreiben. Ich denke gerade darüber nach, ob er jemals wirklich geraucht hat, so richtig meine ich, aber ich glaube nicht.
Irgendwann an irgendeinem schönen Wochenende haben wir dann also beschlossen, dass ab sofort Schluß sein soll mit der Quarzerei. Ich hatte gerade eine Stange Westpoint Steckies gekauft, die so im Schrank verschwanden, genauso wie das Steckzeug etc. dazu. Nun ja, ich denke heute, genau das war mein Fehler. Es wäre sinnvoller gewesen zu sagen, das alles rauche ich noch auf und dann ist Schluß. Und dann hätte auch wirklich Schluß sein müssen, vielleicht wäre ich dann nie wieder rückfällig geworden. Aber so habe ich mir das berühmte Hintertürchen offen gelassen: Wenn es denn gar nicht geht, kann ich ja wieder anfangen. Ein Psychologe würde heute vielleicht sogar sagen, ich hatte nie vor wirklich aufzuhören. Dafür habe ich es aber erstaunliche 10 Monate durchgehalten!
Und dann kam der Tag an dem ich meine Trennung von meinem damaligen Freund durchziehen wollte oder eigentlich musste, da er das ganze gerochen hat und vermutlich immer noch gehofft hat, dass etwas zu retten wäre. Tja und dieses Gespräch habe ich nicht ohne Zigarette überstanden. Hätte ich keine da gehabt, wäre ich vermutlich sogar sauber geblieben. Es war mitten in der Nacht, mir war kalt, ich hätte mich erst anziehen müssen und runter zum Automaten laufen müssen, wenn ich keine gehabt hätte. Aber so brauchte ich sie nur aus dem Schrank zu holen und konnte wieder rauchen. Und ich habe geraucht! 4 oder 5 direkt hintereinander. Vielleicht deshalb, weil die erste so eklig war oder vielleicht auch weil ich mich an irgendwas festhalten wollte, vielleicht weil es mich beruhigt hat an der Zigarette zu ziehen, ich weiß es nicht. Jedenfalls habe ich das folgende dreiviertel Jahr Terror seinerseits nur mit Nikotin überstanden und als endlich wieder Ruhe einkehrte habe ich angefangen G. zu bewundern, die immer noch ohne den ganzen Scheiß auskam.

Und irgendwann kam mir der Gedanke, dass es doch ganz gut wäre wieder aufzuhören. Bis dahin war viel Zeit ins Land und viel Geld durch den Schornstein gegangen und ich brauchte bestimmt 1 Jahr um mir dessen bewusst zu werden, dass ich wirklich nicht mehr rauchen will. Und deshalb bin ich heute morgen besonders stolz, dass ich diese Suchtattacken von gestern Abend gut überstanden habe. Dabei geholfen haben mir 2 Leute, mit denen ich Stunden lang telefoniert habe und die mir die Frage "Wie geht es Dir" wirklich aus dem Grunde stellen um zu wissen, wie es mir geht und nicht einfach um höflich zu sein. Ihnen konnte ich erzählen, dass ich einen scheiß Abend hinter mir habe und so gerne eine rauchen wollte, es aber nicht getan habe und mich letzten Endes gut dabei fühle.

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