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Tagebuch babajaga
2006-10-13 10:16
Heimatbesuch
Gestern und vorgestern war ich in Berlin bei meinen Ellis und K.
Mit Mutti habe ich wieder über alles mögliche gequatscht. Vergangenheitsbewältigung würde man das vermutlich nennen. Ein Bekannter von mir sagt immer, wer seine Vergangenheit nicht verarbeitet, kann auch keine Zukunft aufbauen. Na gut, da hat er wahrscheinlich recht, meint das ganze aber wohl eher im Zusammenhang mit Beziehung. Keine Ahnung, ist allerdings auch unwichtig. Nach solchen Gesprächen jedenfalls schwirrt mir oftmals der Kopf und mich bewegen wieder so viele Dinge. Zum Beispiel würde mich mal brennend interessieren, was in meiner Schwester vor sich geht, wenn sie sich so überhaupt gar nicht mehr meldet. Ich denke, egal was gewesen ist und egal was vielleicht kommen wird, so verbohrt kann man nicht nicht. Es mag ja sein, dass sie immer noch sauer ist, dass keiner ihr wirklich gesagt hat, dass ich geheiratet habe, dass keiner mehr ihr Leben finanzieren will und das keiner mehr es als wichtig empfindet, ob sie nun ihr Studium beendet oder nicht, aber ist es nicht vielleicht dennoch an der Zeit mal zu sagen, hey Leute ich lebe noch? Ich finde es einfach zum Kotzen, dass sie meint, sie darf die Diva unserer Familie sein und sich dann auch noch wundert, wenn niemand sich für ihr Divendasein interessiert. Wir sind alle auf dem Boden der Tatsachen geblieben, wir verdienen alle unser eigenes Geld und sind auf die Knete der anderen Familienmitglieder nicht angewiesen, warum also glaubt sie, dass sie die Ausnahme sein darf? Und wenn es keiner zulässt, dass sie die Ausnahme ist, warum glaubt sie dann, beleidigt sein zu müssen? Sie ist es doch selbst, die sich ausgrenzt, sie ist es, die mit uns nichts zu tun haben will, sie ist es, die sich auf Anfragen nicht meldet etc. etc. etc...
Ich glaube, jeder hat mal diese typische Anti-Eltern-Phase, der eine früher, der andere später. Ich hatte sie ungefähr mit Mitte 20. Das ging so über 5 Jahre und dann war es auch wieder gut. Allerdings habe ich mich regelmäßig bei meinen Eltern gemeldet und sei es nur 1x im Jahr zu Weihnachten. Ich habe meine Anstandsanrufe zu Weihnachten und zum Geburtstag gemacht und habe mich immer mal wieder gemeldet, aber sie? Da kommt gar nichts. Nicht mal ein Danke, wenn ein Geschenk bei ihr ankommt. Und somit habe ich beschlossen, ihr mal eine ernsthafte Mail zu schreiben und mich ansonsten in eben der gleichen Weise von ihr abzuwenden, nämlich gar nichts mehr von mir hören zu lassen. Geschenke braucht sie mir dann auch nicht mehr zu schicken, geschweige denn welche zu erwarten. Ich beschenke ja auch keine fremden Leute und nur weil sie zufällig den gleichen Namen hat wie ich, heißt das ja noch lange nicht, dass wir etwas miteinander zu tun haben.
Ich bin ziemlich enttäuscht von ihr, aber es ihre Entscheidung und ich werde ihr ganz sicher nicht hinterher laufen, wie ein junger Hund, selbst wenn es das ist, was sie will. Wir glauben nämlich, sie möchte, dass man sie anbettelt, uns doch die Gnade zu erweisen, dass Hoheit mit uns reden und das alles dafür, dass sie zutreten kann und uns den Rücken kehren kann. Wenn ich eines nicht nötig habe, dann mich vor meiner kleinen Schwester zu erniedrigen. Soweit kommt es noch!
Und während ich das so schreibe, werde ich schon wieder wütend auf sie. Genau wie damals, als wir noch klein waren. Ich war so oft wütend wegen ihr - allerdings auch wegen anderen Sachen. Heute stehe ich über den Dingen und sage mir, sie ist es nicht wert. Sie ist gar nichts mehr wert. Nicht mal, dass wir uns Gedanken darum machen, ob sie gesund ist oder nicht. Wer sich so benimmt, hat außer Missachtung nichts anderes verdient. Leid tragende dabei ist immer nur meine Mutter, sie kommt mit der Situation überhaupt nicht klar und ich bin am grübeln, wie ich ihr dabei helfen kann. Vermutlich aber gar nicht. Zum einen kann ich ihre Gefühle nicht nachempfinden - schließlich ist meine Schwester eben "nur" meine Schwester - und zum anderen geht in jedem Menschen etwas anderes vor und wir haben eh festgestellt, dass wir zwei verschiedene Typen Mensch sind.
Ich glaube, ich werde es mal noch mal mit einer Mail versuchen, die allerdings meinen Unmut über ihr Verhalten ausdrücken wird, das ist sicher. Ich erwarte nicht, dass sich daraufhin etwas ändert und noch weniger erwarte ich, dass die Dame sich meldet, aber sie darf gerne wissen, dass es mich ankotzt, wie sie sich benimmt. Wenn jemand so wenig wie sie in ihrem Leben erreicht hat, dann sollte dieser Jemand mal ganz gepflegt die Gusche halten und nicht auch noch den großen Macker spielen und so tun, als hätte sie sonst was vollbracht und dürfe auf den Untertanen rumhacken... Sie sonnt sich doch eh nur im Glanz anderer, die etwas haben, das sie nicht hat – nämlich Geld. Und ich frage mich auch, warum sie so sehr wie andere sein will. Hat sie tatsächlich so wenig Selbstbewusstsein? Das allerdings wäre echt bitter, da sie ja immer versucht hat zu suggerieren, dass sie ach so toll ist. Tja, was ist geblieben und was nutzt ihr das Geld anderer Leute? Lässt sie sich am Ende aushalten und findet das auch noch toll? Na wie peinlich wäre das denn? Allerdings sind das alles nur Vermutungen und ich weiß nicht wirklich, was meine kleine Schwester macht und vielleicht werde ich es nie erfahren, aber dann ist es eben so.

Gestern war ich mit K in Marzahn unterwegs... Meine Güte war das ein komisches Gefühl dort, wo ich als Kind rumgeturnt bin zu sehen, was daraus geworden ist. Nichts ist mehr wirklich so, wie es mal war. Meine Schule ist noch da, aber dafür haben sie die Kitas abgerissen, eine andere Schule haben sie auch dem Erdboden gleich gemacht. Statt dessen gibt es riesiges Einkaufszentrum, das allerdings relativ leer ist. K. meinte zwar, sie würde das als angenehm empfinden – klar, ich auch – aber letzten Endes zeugt es wohl eher davon, dass die Leute nicht genug Kohle haben.
Die alten Plattenbauten sehen z.T. schon sehr schön saniert aus, andere sehen noch genau aus, wie damals zur Wende. K. wohnt in einem, der noch alt ist. Von innen allerdings haben sie die Wohnungen wohl schon gemacht und ich war begeistert, als ich gehört habe, dass die Mieten vergleichsweise niedrig sind. Sie hat etwa 20qm mehr als ich, bezahlt aber 100 Euro weniger. Wie ungerecht ist das verteilt? Und ich möchte mal behaupten, der Wohnkomfort in ihrer Wohnung ist höher als der in meiner. Mein Haus wurde schon vor dem Krieg gebaut und danach saniert, wieder aufgebaut etc. Es ist und bleibt aber dennoch ein Altbau und ist trotz allem so ungleich teurer. Aber gut, das ist eben Hamburg. Da ist es nun mal teurer als in Ostberlin – Marzahn.
Abends ist es erschreckend dunkel in den Häusern. Man stellt sich also zwangsweise die Frage, ob da wirklich jemand wohnt. Die Autodichte vor den Häusern lässt allerdings darauf schließen. Früher haben die Parkplätze für die paar Trabis locker gereicht, heute ist es eher so, dass man zirkeln und suchen muss, um sein Auto überhaupt irgendwo los zu werden. Da ist wirklich alles zugeparkt. Eine Straße, die definitiv in zwei Richtungen befahrbar ist (also von den Verkehrsregeln her) kann nur in eine Richtung gleichzeitig befahren werden, weil der Platz für 2 Autos gar nicht ausreicht. Da werden Kreuzungen zu geparkt, ebenso Einfahrten etc. Ich frage mich, was passiert, wenn da die Feuerwehr oder der Krankenwagen mal durch muss. Andere Parkplätze sind Privatparkplätze... Da kommt man gar nicht erst rauf. Hinterhöfe sind abgeriegelt. Höfe, auf denen ich gespielt habe. Ich war völlig von den Socken. Vermutlich sind das aber Eigentumswohnungen und die schotten sich dann eben ab. Die wollen nicht, dass irgendwer ihren Hinterhof benutzt oder die Straße vor ihrem Haus befährt. Erstaunlich, dass man wenigstens den Fußweg benutzen darf.
Die beiden Hochhäuser in denen damals die meisten von uns gewohnt haben sind auch völlig verschieden. Vermutlich ist das eine Sozialer Wohnungsbau, das andere wird privat vermietet. Tatsache ist jedenfalls, dass das eine fast voll ist, wogegen in dem anderen viele Wohnungen leer stehen. Einige Namen an den Klingeln kannte ich noch – ist auch ein komisches Gefühl, wenn man bedenkt, dass ich 92 nach Hamburg gezogen bin. Auch die Eltern meiner damaligen besten Freundin wohnen noch dort, wo sie schon früher gewohnt haben. Ich weiß nicht, warum sie noch nicht von dort weg gezogen sind, aber es hat sicherlich einen Grund. Die dazu gehörige Freundin arbeitet heute in der nahe gelegenen Apotheke. Leider war sie gestern nicht da, so dass wir sie nicht sprechen konnten. Aber es hätte mich schon mal interessiert, ob sie mit ihrem Leben so zufrieden ist, wie es jetzt läuft. Das letzte was ich von ihr gehört hatte, war, dass sie endlich mit ihrer Freundin zusammen gezogen ist. Danach kam leider nichts mehr. Na ja, vielleicht rufe ich ja doch mal in der Apotheke an...
Auf der Promenade waren wir auch. Das war früher schon die Einkaufsstraße von Marzahn und ist es heute immer noch. Nur hat sie sich etwas verändert. Eigentlich ist es ein schönes Einkaufszentrum geworden, aber haben die Leute auch genug Geld? Ich kann mir das fast nicht vorstellen. Auffällig ist auch, dass sich statt Aldi und Co, Kaiser’s dort breit gemacht hat und die sind verdammt teuer. Mich hat es fast auf den Arsch gehauen, als ich gesehen habe, dass die für eine Packung Wurst – wie es beim Aldi gang und gäbe ist – mal eben schnell 2,99 haben wollen... Sind die denn noch ganz bei Trost? Okay, man muss ja nicht dort einkaufen gehen, aber in so einem Wohnghetto hätte ich erwartet, dass man dort auch irgendwo in der Nähe einen Discounter findet. Am Ende gibt es mal einen kleinen Plus, aber das ist auch nicht unbedingt das non plus ultra, finde ich.
Natürlich gibt es auch dort Leute, die sich ein Einfamilienhaus leisten können. Allerdings würde ich mein Haus nicht so bauen wollen, wie die es da tun. Fehlt am Ende doch das Geld für Privatsphäre? Die bauen so dicht an dicht, dass sie eigentlich nie Ruhe haben können. Vor dem Haus ein Stück Rasen, auf dem man sich ganz sicher nicht sonnen kann, weil dort die Straße ist und jeder der dort lang läuft praktisch fast über den Rasen drüber latscht, hinter dem Haus die Terrasse kann vom Nachbarn sehr schön eingesehen werden und wenn der mit seinem Auto auf den Hof kommt, dann wird die Wurst auf dem Teller mal eben eingenebelt... Nee, danke, das müsste ich nicht haben. Ich habe früher mal gedacht, dass meine Eltern dicht an ihren Nachbarn dran wohnen, aber die können sich inzwischen mit ein bissel Hecke und so gut ihre Privatsphäre sichern. In den Häusern in Marzahn dürfte das nie möglich sein, denn entweder verzichtet man auf Sonne und baut sich eine riesige Hecke da hin oder aber man lässt sich eben beobachten. Wenn ich mir dann noch überlege, dass es ja auch Menschen gibt, die nicht miteinander klar kommen, na vielen Dank auch.
Mein Resümee ist jedenfalls, so schön die Wohnung von K. auch ist, ich glaube, ich möchte dort trotzdem nicht mehr wohnen. Mein Bedarf ist für den Rest meines Lebens gedeckt.

Aber wir haben uns super nett unterhalten. Es war mal wieder richtig schön einen mit ihr ausplaudern zu können. Sie ist dolle verliebt und überhaupt. Auf unserem Streifzug durch die Buchhandlung habe ich natürlich auch gleich noch zwei Bücher mitgenommen, wie sollte es anders möglich sein. Und damit ich mal dazu komme, meine Bücher auch zu lesen, werde ich mich jetzt ins Wohnzimmer setzen und genau das tun.

Mein CD-Wechsler ist endgültig im Eimer, was mich total ärgert, aber bei Ebay gibt es vielleicht Ersatz und morgen wollen A. und ich mal nach Dresden fahren und sehen, ob wir dort nicht vielleicht für kleines Geld einen neuen kriegen. Es kann ja nicht jeder so überheblich sein, wie das kleine „Geiz-ist-geil“-Arschloch bei Saturn, der vermutlich einfach von Tuten und Blasen keine Ahnung hat und noch dazu keine Lust hatte, zu arbeiten. Aber wenn er meint, dass es geil ist, seine Kundschaft auflaufen zu lassen, dann ist es eben so. Die Beschwerde wird postwendend bei Saturn eingehen. Jetzt gehe ich aber erst mal lesen.

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2006-10-13 10:16