Wir leben in dieser Woche in beständiger Aufregung und Sorge, durch Italien´s unverständliches Verhalten. Stündlich wird die Kriegserklärung an Oesterreich erwartet und die Folgen dieses Ereignisses für uns sind unabsehbar! Die italienische Friedenspartei unter Giolitti ist nicht stark genug, um gegen die Kriegshetzer, (die seit Beginn unseres Krieges, von England bezahlt das Volk aufwiegeln) erfolgreich aufzutreten. Der König schwach und schwankend, fürchtet die Revolution, welche der römische Paugle offen predigt im Falle das Ministerium nicht den Krieg erkläre.-

Die gesamte italienische Presse soll von England bestochen und erkauft sein, ebenso der Dichter d´Anunzio , welcher in allen Großstädten Versammlungen einberuft und den Krieg predigt! –

Unsere Heere unter Makensen setzen in Galizien ihren Siegeslauf fort und stehen vor Przemysl. In Flandern haben wir uns, der neuen franz.-engl. Offensive gegenüber tapfer gehalten, den Yperkanal überschritten und Gefangene, Munition und mehrere kl. Städte genommen! Ueberall stehen wir gut und hofften auf Frieden – und nun wirft das unselige Italien sich gegen uns auf; es ist ein in der Geschichte beispielsloser Treubruch!-

Rudolf macht in der nächsten Woche das Kriegsabitur und soll dann in Trier eintreten! Nach dreimonatiger Ausbildung kommt er dann jedenfalls an die Front! Hätten wir dies geahnt, so würden wir ihn doch nur zur Artillerie gelassen haben! Doch er schwärmt f. Infanterie und nun sitzen wir in großen Sorgen, während er freudig und tatendurstig aus dem Elternhause scheidet.