Heute Morgen 9 Uhr fing ganz unerwartet das Telephon wie rasend zu läuten an! Ich lief ins´Bureau, fand meinen Mann bereits am Telephon nachschreibend – plötzlich drehte er sich um und rief mit zu: Fahnen heraus!! – Ich ahnte einen Sieg und ließ sofort die beiden Fahnen aushängen! Als ich wieder in das Bureau kam, hörte ich von dem großen Sieg an der masurischen Seenplatte! In der 9tägigen Winterschlacht in Masuren wurde die rote russ. Armee aus Ostpreußen vertrieben und vernichtend geschlagen, 50,000 Russen gefangen – 48 Geschütze und 66 Maschinengewehre, sowie unübersehbares Kriegsmateriel erbeutet! Der Kaiser wohnte dem entscheidenden Gefechte bei. Die Leistungen der Truppen, bei der Überwindung niedrigster Witterungs- und Wegeverhältnisse in 9täg. Kämpfen seien über jedes Lob erhaben. Generalfeldmarschall v. Hindenburg leitete die Schlacht, Gen. v. Eichhorn u. Gen. v. Below waren die Ausführenden. –

Nun ist also endlich das arme Ostpreußen von den russischen Räubern befreit, die Städte sollen Ruinen gleichen und der Kaiser soll in einer Ansprache an die Siegestruppen; nach dem Siege, tief bewegt gesagt haben, es sei seine erste und größte Sorge, sein geliebtes Ostpreußen wieder auferstehen zu lassen! –

Hier rief der große, längst ersehnte Sieg, die hellste Begeisterung hervor! Als unsere Fahnen – die ersten – erschienen, sammelten sich viele Leute vor unserer Depeschentafel an, wo nur kurz von 50,000 gefangenen Russen gemeldet und ein Extrablatt im Verlauf einer Viertelstunde angekündigt wurde! –

Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht in der Stadt, und die Leute kamen gelaufen, um das Extrablatt zu lesen. Jedes Haus hatte geflaggt, die Schulen schloßen und die Kinder zogen singend durch die Straßen! Gott sei Dank, für dieses Aufatmen nach langer, trostloser Zeit des Wartens!