Zur Feier des Montags
Die Musik ist laut, dein Guinness kalt. Menschenmassen. Man nennt es Pub, in deinen Augen ist es mehr eine Disco. Zumindest kommt bei dir Party-Feeling auf, wenn du die sich wiegenden Massen, die Klamotten der Mädchen betrachtest. Kurze Röcke, Kleider, High-Heels und viel zu viel Schminke. Not your business.
Andere Länder, andere Sitten. Du versuchst dich ein bisschen anzupassen, trägst zur Feier des Montags ein Kleid. Angora-Wolle, schlicht. Nicht bunt, knapp den Po bedeckend, mit Pailetten, Glitzer.
Kühl und bitter rinnt das Guinness deine Kehle hinunter. Endlich hast du wieder Zeit zum feiern, Muse ein bisschen Alkohol zu trinken, ausgelassen zu sein.
Am Anfang warst du skeptisch bezüglich des Auslandssemesters. Heute würdest du es jedem empfehlen, der die Entscheidung noch vor sich hat.
It is definitely an experience, a lot of fun.
Und überhaupt, die vierzig Vorlesungsstunden pro Woche, die du daheim belegen musstest, sind hier auf 19 zusammen geschrumpft. 19, man stelle sich das mal vor.
Auf deinem Bett liegt ein Buch. Das dritte, dass du hier begonnen hast. Du hast wieder Zeit zu lesen.
Es gefällt dir, es macht dir Spaß, du fühlst dich besser. Und vielleicht liegt dort die wichtigste Erkenntnis begraben. 40 Stunden Vorlesung pro Woche kann man ertragen, 50 bis 60 Stunden Arbeit definitiv auch noch für die verbleibenden zwei Jahre. Aber nicht langfristig. Und nicht weil dir das Durchhaltevermögen, die Ausdauer fehlt, sondern einfach, weil du dir dein Leben anders vorstellst. Du willst reisen, etwas von der Welt sehen. Fürs erste genügt dir Europa, aber wenn du älter bist, willst du die Welt