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Friday, 19. April 2024
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 1910-02-12 hh:mm
Zum ersten mal bummelten wir a...

Zum ersten mal bummelten wir allein durch die engen Gassen Cairos, wir suchten ein Viertel auf, welches wir noch nicht gesehen hatten, fanden aber die gleichen Zustände. Gleich nach dem Lunch besuchten wir das Ägyptische Museum, wir gingen zu Fuß, kannten wir doch schon ganz gut uns in Cairo aus. Das Museum liegt in schön gepflegten Anlagen u. ist ein ganz neues Gebäude im modernen arabischen Stil. Nach dem Entre`gelangten wir in eine kolossale Halle umgeben von breiten Säulengängen. Am Ende dieser Halle saßen Ramses II u. seine Gattin in 4 facher Lebensgröße. Viele Sarkofage u. 2 hölzerne Nilbrocken befinden sich im Museum. In den Säulenhallen stehen Könige u. Göttinnen in übermenschlicher Größe jedoch gut erhalten. Im 1. Stock sind verschiedene Abteilungen: Mumien, Götzen, Gefässe jeder Art, wertvolle Schmucksachen  Spielzeuge u. Hausgeräte etc. enthaltend, wir mußten oftmals lachen über die Stellungen der Götter! Jetzt würde man eine solche Haltung nicht gerade fromm nennen u. anbetungswürdig! Jedenfalls kamen wir doppelt so gescheit aus dem Gebäude heraus. Dann fuhren wir zur Stadt zurück mußte Fritzchen doch zum Maskenball am Abend noch weiße Crysantemen haben. Nachdem wir sämtliche Warenhäuser abgeklopft hatten – fanden wir endlich welche in einem Blumenladen. Dann richteten wir unsere Aufzüge zurecht um uns gleich nach dem Dinner umzukleiden. Gegen 10 Uhr gingen wir in den deutschen Club, trafen schon in der Garderobe Herrn Professor, welcher uns sogleich seinen Tisch zeigte. Fritzchen zahlte seine Strafe, weil er im schwarzen Frack erschien u. „weiß“ Vorschrift war. Alle Anwesenden hatten Masken, ich wollte mein schönes Gesicht nicht zudecken, ebenso Fritzchen, blieben wir doch einfach trist. Herr Ritterhaus stellte uns gleich seine Frau vor, Jula kam gleich als Matrosin auf uns zu ebenso Frl. Dinkler als arabische Zeitung, es war ein zu niedliches Kostüm u. bekam es den II Preis, weil man die Zeitungen noch nie in einer so schönen Auflage gesehen hatte. Frau Professor war in weißseid. Domino, Frau Dr. Hanse als „Post“ sehr umfangreich. Frau Weberer als Carmen benahm sich ganz als solche. Herr Galet war ihr Don Jose. Der deutsche Consul u. Frau saßen auch an unserem Tisch, es war eine lustige Gesellschaft beisammen u. ich tanzte wie ledig. Dann wurde das Teaterstück aufgeführt. Die Culissen bildeten Cairo im Schnee, Herr v. Jechmann hat alles selbst gedichtet u. wurde die Anwesenden oft sehr mitgenommen. Frl. Dinkler spielte reizend, sie war die hübscheste Erscheinung. Den I. Preis bekam eine Jüdin Fr. Dr. Berg, sie war als Äroplan da u. hatte die Flugmaschine auf dem Kopf, was nicht gerade reizend aussah, dann ist sie viel zu dick um angenehm aufzufallen. Die Entdeckung des Nordpols erregte große Heiterkeit Cook u. Peary waren prachtvoll; die streitenden Colonien wurden täuschend bestritten.  – Dann wurde wieder getanzt, es kam ein großer Cotillon vor. Fritzchen bestellte Sekt u. belegte Brötchen, die großen Beifall fanden. Um 4 Uhr zogen wir heim. –

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