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2010-09-06 19:09
Zu viele Gedanken sind zu viele Gedanken sind zu viele Gedanken

Manchmal wäre ich gerne stumpfer. Dümmer. Ich glaube, dann würde ich mir auch über viel weniger Dinge Gedanken machen, wäre viel weniger sensibel für die winzigsten Nuancen. Schade, dass man das nicht einfach abstellen kann.

Der Sonntag ist im Moment nicht der Lieblingstag meiner Woche. Sonntag heißt Elternbesuch.

Man kommt zur Tür rein, so war es gestern, und bemerkt gleich eine gereizte Grundstimmung. Kriegt man dann selbst einen halbwegs blöden Kommentar ab, rattert es gleich wieder im Kopf, auf der Suche nach einem Anlass.

Ich höre mir die Erzählungen meiner Ma an, die froh ist, es jemandem erzählen zu können. Sie erzählt davon, wie sehr sie mein Dad nervt, jetzt, wo er wirklich jeden Tag zu Hause ist. Oh süßes Rentnerdasein.

Kurz bevor ich kam, hatte es wohl mal wieder zwischen den beiden geknallt. Daher die gereizte Stimmung. In der letzten Woche hat es mehrmals geknallt. Er nervt sie, er ist genervt von ihr, weil sie nicht wirklich auf seine Vorschläge eingeht.

Schwierig. Schwierig. Aber im Grunde ihr Problem. Nicht meins.

Und trotzdem kann ich mich dem nicht entziehen.

Allein meiner Ma zuliebe höre ich zu.

Und er und ich…Ich bin momentan lieber mit meiner Ma zusammen als mit ihm. Ich war sehr froh darüber, dass er zu meinen Gunsten am Samstag auf den Museumsbesuch verzichtete und nicht sie. Ich hätte mit ihm nicht so gerne alleine die Ausstellung besuchen wollen.

Ich würde ihn gerne meiden, nur geht es nicht.

Es ist….hm…eine latente Ablehnung, Abneigung in mir, wenn ich an ihn denke.

Wenn sie mir erzählt, dass er den ganzen Abend vor dem PC vebracht hat, auf der Suche nach neuen Visitenkarten…Ich bin sicher, dass ist nicht das einzige, womit er sich befasst hat. Bis mitten in die Nacht hinein. Wenn ich da seine Kopfhörer auf dem PC drapiert sehe…Es macht mich traurig auf der einen Seite, weil sie so überdeutlich zeigen, dass etwas nicht stimmt zwischen ihnen, aber es stößt mich auch ab, stößt mich ab, weil ich um ihre Naivität weiß. Sie hat ja keine Ahnung.

Und ich will sie nicht mehr haben, die Ahnung. Mittlerweile bereue ich es, dass ich früher in den Ferien, wenn meine Eltern weg waren, gelegentlich n Cookies und temporären Internetdateien meines Dads schnüffelte. Manches will man auch eigentlich gar nicht so genau wissen.

Eigentlich war es mir immer egal. Eigentlich war ich da immer recht tolerant.

Aber dann irgendwann passiert etwas und es ist dann alles auf einmal anders.

Ich habe nie darüber geschrieben, weder damals, als es aktuell war noch zu einem späteren Zeitpunkt. Und ich weiß auch heute nicht, ob ich es wirklich ausschreiben will, weil es irgendwie…Vielleicht ist es manchmal besser, wenn manche Dinge einfach nur diffus durch den Kopf wabern und nicht greifbar, sichtbar, deutlich, glasklar werden.

Denn das Gesamtbild, dass sich dann ergeben würde, findet man vielleicht gar nicht mehr so schön und Dinge, die andere immer mal wieder andeuteten, werden auf einmal noch sehr viel wahrscheinlicher.

Grenzen verschwimmen. Grenzen zwischen normal, ungewohnt, unangebracht. Man weiß es nicht mehr einzuordnen und fühlt sich doch unbehaglich und auf der anderen Seite fühlt man sich klein und dumm und albern und hysterisch.

Zufall. Absicht. Normal. Unnormal.

Wenn man sich selbst unwohl und unbehaglich fühlt, wie hat man das zu bewerten?

Liegt es an einem selbst, weil man übertreibt und sich in Dinge hineinsteigert, Dinge zerdenkt und umdenkt, so dass sich da erst ein…seltsames Gesamtbild ergibt?

Oder gibt es auch immer einen realen Anlass, wenn man sich unbehaglich fühlt?

Fragen. Fragen. Und es wäre so viel leichter, wenn man sie einfach verdrängen könnte. Es wäre so viel leichter, wenn man sie einfach vergessen könnte. Vergessen. Verdrängen. Nicht mehr daran denken.

Ich bin sehr sensibel für feine Nuancen und merke sofort, wenn ich zur Tür hereinkomme, dass etwas nicht stimmt, dass die Stimmung gereizt ist. Und dieses Gefühl bestätigt sich dann im weiteren Verlauf auch immer durch Erzählungen.

In der Hinsicht kann ich mich also auf mein Gefühl verlassen.

Sollte ich dann in anderen Situationen zweifeln?

Nein, ich sollte es in anderen Situationen ignorieren.

Was bringt es mir denn, dass ich mir darüber den Kopf zerbreche?

Selbst wenn ich recht habe, selbst wenn mein Gefühl stimmt…Was dann? Was fängt man dann mit diesem Wissen an? Wie geht man damit um? Wie fühlt man sich selbst, wenn man es genau weiß? Ist das wirklich immer so gut? Will man wirklich immer alles wissen?

 

Kommentare


unbekannt
22:28 06.09.2010
Ich denke, nein, ich möchte nicht immer alles wissen, alles zu Ende denken und ja, es ist eine Sache zwischen ihm und ihr; aber ich weiß, wie schlecht man das als Kind bei den Eltern lassen kann.

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unbekannt
20:51 06.09.2010
Sehr schwierig...und nichts, wobei dir jemand wirklich irgendwelche "Tipps" oder Antworten geben kann.
Ich persönlich bin jemand, der einen "Schwebezustand" sehr viel weniger ertragen kann, als die "Wahrheit".


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2010-09-06 19:09