Zu Besuch bei kranken Kinder im Marienstift Braunschweig
Weihnachten 1904. Das liebe Mariechen Rönnefahrt sie ist so gut. Und da habe ich mit ihr Freundschaft geschlossen. Sie ist so liebevoll zu mir, wie nur eine Freundin sein kann. Das ist aber bloß deshalb gekommen, weil wir Frl. Emmchen Ostendorf so furchtbar lieb haben. Was Mariechen schon für mich alles getan hat, das ist einfach rührend. Das l. Emmchen hatte mir keinen Brief geschrieben, warum weiß ich nicht? Da hat sie denn an Frl. Emmchen einen so entzückenden Brief geschrieben. Ob sie mir nun schreiben wird. Auch ich habe sie doch furchtbar lieb. Es glaubt mir niemand. Wenn sie mich nur ein kleines Bischen lieb hat. Schw. Julie ist manchmal so freundlich u. manchmal wieder entsetzlich. Als ich jetzt oben krank lag, war sie stets nett und freundlich. Das Eine. Ich schwärme nur für Frl. Emmchen Ostendorf. Gestern d. 29. Dezember waren wir in Braunschweig, es war wonnig dort. Besonders schön war es bei den kleinen Kindern im Marienstift. Es waren süße Kinder. Die armen Geschöpfe, sie müssen immer im Bett liegen. Es waren die meißten noch jung, doch vor allen fand ich die 13jährige Liesbeth Feise aus Duddenhausen bei Bücke bei Bremen. Sie liegt schon seit den 4. August 1904. im Krankenhause, sie hat etwas am Fuß. Sie ist so furchtbar geduldig. Am 7. Januar hat sie Geburtstag, da wollen wir ihr schreiben. Ihr Vater ist Lehrer. In Braunschweig hat sie eine Tante. Die Kinder im Krankenhause haben auch Stunde. Die armen Kinder manche liegen schon 2 Jahre im Krankenhause. Im Marienstift haben wir noch ein paar Weihnachtslieder gesungen, dann hat Herr Pfarrer Buschmann uns Geschichten erzählt. Von einem Kreuz am rotseidenen Band. Ich wollte lieber bei den Kindern bleiben, als wieder nach dem Kloster zu fahren. Ich konnte mich so schlecht von den Kindern trennen. So gern möchte ich einmal Schwester werden bei den kleinen Kindern werden. Ach so furchtbar gern.