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2016-06-07 02:46
Wolkenatlas

02:30 Uhr... ein Kaffee....eine Zigarette - Pause! Pause, obwohl mir eigentlich danach wäre, mich in die Arme von Hypnos zu werfen und mir von Morpheus schöne Träume schicken zu lassen. Ich bin müde, und schlafen wäre jetzt cool...aber noch ein bisschen, noch ein paar Seiten von "Gretchen" will ich korrigieren und setzen. Es ist so ganz anders, als einen fiktiven Text zu bearbeiten. Es nimmt mich gefangen. Ob sie ahnte, dass viele Jahre später eine andere Frau ihr Tagebuch lesen, bearbeiten, Illustrationen dafür malen und veröffentlichen würde? Manchmal habe ich das Gefühl, sie ahnte es.... so fühlt es sich zumindest an. Okay, ich brauche wahrscheinlich Schlaf. :) Eine Frage beschäftigt mich wirklich: Mein Schicksal ist mit dem ihren verbunden. Mit welchem fremden Menschen aus der Zukunft ist mein Schicksal verbunden? Wie sehr sind wir alle, obwohl wir uns gar nicht kennen, und vielleicht in ganz unterschiedlichen Zeiten leben, voneinander beeinflusst? Das erinnert mich an den Film:"Cloud Atlas". Steht alles schon fest? Dass Zukunft entsteht, weil es eine Vergangenheit gibt, auf der Zukunft aufbaut, ist klar. Aber wie sieht das anders herum aus? In wie weit formt sich die Vergangenheit, entsprechend der Gestaltung der Zukunft? Kurz: Hätte Gretchen das Tagebuch auch geschrieben, wenn in der Zukunft niemand da gewesen wäre, der es gelesen hätte? Ich glaube, Zeit ist nicht linear - das ist keine Einbahnstraße....und sowohl die Vergangehit beeinflusst die Zukunft, als auch ebenso umgekehrt. So, Kaffee leer, Hirn auch... :) .... ich denke, ich gönne mir jetzt doch ein paar Stunden Schlaf und tauche morgen wieder ins Jahr 1926 ab und setze weiter. Hier einer von Gretchen's Tagebucheintragungen, und das zukünftige Buchcover samt einigen Blumenillustrationen (Gretchen hat Blumen in ihr Tagebuch eingelegt, deswegen fiel die Entscheidung auf Blumenbilder):

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Freitag d. 1ten Okt. 1926

Ich fühle mich noch immer nicht wohl. Die trüben Gedanken weichen nicht. Wo soll ich Trost finden? Könnte ich wenigstens, wie ich es einst konnte, mit glaubendem Herzen vor Gott treten und ihn um Trost und Stärke bitten! Ein Gebet kommt oft von meinen Lippen, aber so oft quält mich der Zweifel an meinem Gott. Glaubenslos?

Sehr krank und elend fühle ich mich. Es ist auch kaum anders zu erwarten. Man hat mich gehetzt wie ein Wild, das verenden soll und muss!

Mein Gott, gib mir Selbstüberwindung und die Kraft zu verbergen, dass ich sie üben muss. Nicht nur treu, auch freudig, lass mich meine Lebensaufgabe lösen. Ach, mir fehlt die Freudigkeit in der Pflichterfüllung. Du kennst die Gewalt dieser grässlichen Versuchungen, die mich oft ergreifen. Lass mich ihrer nicht erliegen! Gib mir Kraft und Mut!

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Kommentare

04:05 08.06.2016
nun denn
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08:32 07.06.2016
Sehr spannend. :)
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03:59 07.06.2016
By the way...es sind keine Pflanzenzeichnungen, sondern Illustrationen von Blumen
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03:58 07.06.2016
@rida ... vielen Dank für deinen Kommentar, das Lob und auch den orthografischen Hinweis. Dazu muss ich dir allerdings sagen, dass ich die Schreibweise schon ganz bewusst so gewählt habe ... a) verwendet Grete diese in ihrem Tagebuch selbst, und b) sieht es einfach ansprechender aus, und c) wenn du mal auf den von dir verlinkten Wikipedia-Artikel schaust...und diesen weiter runter scrollst, wirst du folgenden Satz entdecken: "Seit der Rechtschreibreform von 1996 ist diese Verwendung zulässig, wenn sie die Grundform eines Eigennamens verdeutlichen soll (z.B. Andrea’s Blumenecke)." und dann wird dir auch klar werden, dass es sich im Falle eines Buchtitels um eben jene Verdeutlichung eines Eigennamens handelt.... es liegt also im Ermessen, ob man nun diese Schreibweise innerhalb eines Buchtitels (der ja einen Eigennamen darstellt) anwendet oder nicht. Aber, ob nun apostrophiertes s oder nicht, spielt für mich keine Rolle. Ich möchte keinen Orthographie-Wettbewerb gewinnen, und auch keinen Bestseller veröffentlichen - wer sich also bereits an einem kleinen s aufhängt, der sollte die Finger von dem Buch lassen. Ich habe nämlich - und dies ganz bewusst - einige von ihren Rechtschreib- und Interpunktionsfehlern gelassen. Dadurch behält dieses Buch seine Persönlichkeit, sein Herz. Wer es kritisieren will, bitteschön - besser schlechte Werbung, als gar keine. Allerdings zwingt es mich ja dann schon fast dazu, mich vor dem Kritiker zu verneigen. Denn scheinbar hat er schon erfolgreich hunderte von tollen Büchern verlegt, oder anderweitig grandiose Texte verfasst, wie sonst hätte er das Recht, die Erfahrung und den verdienten Respekt, ein anderes Werk zu kritisieren!? In diesem Sinne ... stehe ich voll und ganz hinter meinem gewählten Buchtitel "Gretchen's Tagebuch"!
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03:19 07.06.2016
Sehr schön geschrieben, wie so viele alte Texte und Briefe
Auch die Pflanzenzeichnungen, absolute Spitze!
Allerdings passt dazu nicht der Buchtitel mit Orthographiefehler, den (angel-)sächsischen Genitiv mit Auslassungszeichen gibt es im Deutschen nicht https://de.wikipedia.org/wiki/Sächsischer_Genitiv Gretchen bekommt das "s" direkt angehängt, wie Peterchens Mondfahrt
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2016-06-07 02:46