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Thursday, 28. March 2024
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 1910-02-18 hh:mm
Wir waren wieder mal die letzten

Wir waren wieder mal die letzten beim Frühstück. Dann betrachteten wir uns Assuan bei Tag u. wollten hernach das Lager der Bisharins aufsuchen; Halick der Brave trottelte mit. Kaum waren wir etwas vom Hotel entfernt, als wir auch schon einem sehr schönen Bisharin begegneten, er kehrte um, uns in sein Lager zu führen u. schlugen wir einen Weg durch die winkeligsten Gassen Assuans an den niedrigen Häusern hockten Araber u. Kinder mit Fliegen dicht besät. Die Mücken saßen so fest u. niemand scheucht sie weg. Dann kamen wir aus dem Dorf in sandige Wüste, nirgends wuchs etwas. Von Ferne schimmerten Zelte. Wie schmutzig sind die Araber im Vergleich zu den Bisharins. Letztere halten mehr auf sich was Wohnung u. Frisur anbelangt. Zelte mit Teppichen u. Tüchern belegt bilden ihr Heim, die Frisur ist der obere Teil buschig, dann hängen unzählige Zöpfchen im Kreise herunter, so dick mit Fett beschmiert, daß sie gleich schmalen Lederriemen aussehen. Viel Schmuck tragen die Weiber u. sehen etwas besser aus als die Araber. Unser Führer zeigte uns seine Familie, welche im Zelt saß, wir warfen den Kindern einige Münzen hinein, erst waren wir erstaunt, daß der kaum 18 jährige schon Frau u. Kinder hatte! Dann wurden wir völlig umringt von  Kindern, welche teatralische Bewegungen u. Knixe machten unter andauerndem Geschrei: very goog Lady, min Lady, haben Piaster Lady. Wir machen sämtliche Bewegungen nach u. baten dann die Jugend soll einen Tanz aufführen für 1 Lire. Fritzchen fotografirte die ganze Truppe.

Als wir halb taub vom Lärm das Lager verließen, dabei konstatierend, daß die Bisharins auch nie aussterben werden, gingen wir über den halb zerfallenen Friedhof zurück nach Assuan. Die Sonne schien glühend heiß u. führte uns der Weg über den Markt. Das Fleisch hängt da, ebenso die Fische, dabei roch es stark nach Gewürzen. Da wir noch Zeit hatten nahmen wir ein Segelboot u. fuhren bei vollem Wind nilaufwärts nach dem Katarakt Hotel u. wieder zurück, Frau Professor sah uns noch um gleich Alarm zu schlagen, wenn wir umkippten verfolgte sie das Boot so gut sie konnte. Nach Tisch war  Deutsches Freuen angesagt, da jedoch Wagen, Esel u. Kamele längst zuvor  bestellt werden mußten bekamen wir nichts mehr u. mußten zu Fuß gehen. Der Weg war kurz, jedoch sehr mühsam im ½ m tiefen Sand, der teilweise durch die fortwährenden Wagen u. Esel, die vorbei kamen, derartig in die Luft wirbelte daß man das Taschentuch nicht mehr vom Gesicht brachte um nicht zu ersticken. Bald erreichten wir die abgesteckte Sandfläche. 10 Piaster Entreè kostete die Sache, dafür bekam man Tee, nebst einem Brötchen u. Süßigkeiten umsonst. Wir benahmen uns so vornehm, daß wir bald in der ersten Reihe saßen. Das Eselrennen war nett. Damen u. Herren beteiligten sich. Das Aufgießen von Kartoffeln war amüsant, ebenso das Topfrennen. Die Araber durften auch eine Kameljagd u. Sacklaufen veranstalten, das Strickziehen war großartig, die Sieger führten wilde Tänze auf. In der Pause futterten wir feste um das teure Entreé herauszuschinden. Dann zogen wir heim durch die sanddurchwirbelte Luft. Abends war Konzert im Javor-Hotel auf der Insel Elefantine

Wir Damen zogen ihre Toiletten an u. nach dem Dinner fuhren wir per Boot über den Nil. Wir hörten gerade noch die beiden letzten Melodien u. besahen uns dabei den Park der idyllisch gelegenen Insel, die ihren Namen den letzten Elefanten die darauf gefunden wurden, zu verdanken hat.

 

 

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