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Friday, 26. April 2024
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2006-12-28 01:26
Wie es war: Björn und Ich
Mit der Klinge fahr ich langsam
meinen Unterarm hinauf.
Dann ein Schnitt, klein und flach,
und die Welt um mich blüht auf.

Schmerz schärft alle meine Sinne,
jede Faser ist gestimmt.
Und ich hör den Körper singen,
wenn der Schmerz die Last mir nimmt.

Tiefer noch ein bisschen tiefer
schneid ich in den wei遝n Arm.
Aus der Wunde sickert lautlos
dunkles Blut und mir wird warm.

Das Blut so rot, das Blut so rein.
Die Zeit heilt meine Wunden nicht.
Mein Blut zu sehn, ist wunderschön,
mein Blut zu sehen, tröstet mich.
Glück durchstreift den ganzen Körper.
Schmerz treibt jeden Schmerz heraus.
Um auf diese Art zu fühlen,
nehm ich all das Leid in Kauf.

Das Blut so rot, das Blut so rein ...
Ich verletze nur die Hülle

Alles was darunter liegt,
hab ich so tief eingeschlossen,
dass es sich mir selbst entzieht.

Das Blut so rot, das Blut so rein ...

(Subway to Sally "Narben)

Irgendwann in den letzten Tagen schoss mir der Name "Björn" durch den Kopf..Irgendwann Heiligabend aus unerfindlichen Gründen.. Björn..We lange hatte ich schon nicht mehr an ihn gedacht.. an unsere Zeit..unsere Gemeinsamkeiten..unsere Partys zum Vergessen der Vergangenheit.. und an unsere Masken..

Wie fing es an?
Oh ja.. das habe ich heute noch bildlich vor mir..
Wir lernten uns an einem Freitag abend kennen.. Die ganze Woche war bei mir heftig.. damals war ich in meiner schlimmsten Zeit.. Die Krankheit war voll da.. Tägliches Ritzen gehörte dazu wie die Zigarette nach dem Essen oder das alltägliche Arbeiten..
Tiefe Depressionen.. Keiner kam an mich heran..Und doch merkte es keiner
Ich lernte schon weit vorher, eine Maske zu tragen.. Für alle war ich die sarkastische, liebend gern feiernde und meist lächelnde FreundinDurch nichts zu erschüttern.Ich spielte die perfekte Rolle eines anderen Menschen.

Auf jeden Fall saß ich an diese Freitag in der Falle, frisch aufgeschlitzte und verbundene Handgelenke..Inmitten von Freunden..
Und plötzlich stand er da..groß,schlank,schwarze Haare.. in schwarz..Er lief an unsere Ecke vorbei, blieb neben mir stehen und sah mich an und in dem Moment blieb alles stehen..Die Welt blieb stehn und wir nahmen nur uns beide gegenseitig wahr..Wir sahen in die Augen des anderen und doch sahen wir viel mehr.. Wir sahen hinter die Maske des anderen..Wir sahen die Tragödien des anderen.. Wir fühlten mit ihm..
Irgendwann nahmen wir die Welt um uns herum wieder wahr und unsere Blicke streiften die Handgelenke des jeweils anderen.
4 Handgelenke..4 verbundene Handgelenke..
Ich kann mich auch noch an den ersten Satz erinnern.. Ich fragte ihn:" Ah schau mal einer ran.. Noch einer mit einem Arbeitsunfall.."
Und alles nahm seinen Lauf.
Ich muss an dieser Stelle betonen: Wir waren NIE ineinander verliebt.. Wir fühlten uns sehr wohl zueinander hingezogen, aber wir verliebten uns nicht.Bis heute glaube ich,das es eine Art Selbstschutz war.. Wir wussten,wir taten uns nicht gut..

So lernten wir uns also kennen..
Er fragte mich,ob ich das Shagall in Bremen kennen würde.. Ich kannte es..hatte auch schon gehört, das die schwarze Gemeinde sich dort einmal in der Woche zusammen fand zum Feiern,aber bisher war ich noch nicht da gewesen..

Eine Woche nach unserem Kennenlernen holte er mich also zu Hause ab und ab gings ins Shagall..Das Shagall wurde für mich schon sehr bald viel mehr als nur eine Disco mit einer etwas anderen Musikrichtung.. Ich lernte Menschen kennen,die ähnliche Lebenswege hatten, ähnliche Krankheiten..
In den gemeinsamen Gesprächen mit Menschen,die man kennenlernte, fand man heraus,dasman nicht alleine war.. Man fühlte sich zusammen gehörig.

Wo war ich stehen geblieben? Björn und ich?
Als wir uns kennenlernten,war ich gerade wieder Single..naja.. so halb.. Ich war so gut wie solo.. Björn war vergeben.. Mit einer Bekannten von mir.. Ich halte bis heute nicht viel von ihr..Sie war mir egal..
Wie ich oben schon sagte, wir fühlten uns zueinander hingezogen..Oder anders: Wir waren geil auifeinander..
Bei dem vierten oder fünften Shagallbesuch also ergab es sich.. Ich lernte meine spätere Ex-Freundin näher kennen.. Erst Just for Fun später knutschten wir leidenschaftlich.. und dann..Er sah sich das Spektakel an.. Später am Abend standen wir wir nur zu dritt da und er sah mich die ganze Zeit an, bis er mich irgendwann stumpf an sich sich zog und flüsterte "Lass es sie nie erfahren" und küsste mich..
So verbrachten wir die Nacht in der Disco,als das Pärchen,das wir nie sein würden und landeten schlussendlich in der Kiste..

Wir waren Freunde.. Kumpels..Nie mehr.. Aber wir standen aufeinander..Und jeder Donnerstag war Unser.. Wir genossen den Alkohol, die Musik, die Küsse..

Party zum Vergessen! Party zum Verdrängen! Feiern.. Feiern um zu Fühlen..Trinken zum Vergessen und zum Verdrängen!
Es gab uns und zumindest an diesen Abenden fühlten wir uns lebendig und normal..

Björn und ich redeten nie über unsere Probleme..wenn nur ansatzweise..Aber wir wussten,dass das Gegenüber in den vergangenen Jahren viel durch gemacht hatte.
Wir unterstützten uns ohne zu reden..
Lange Zeit..
So schnell unsere Freundschaft begonnen hatte, endete sie auch.
Irgendwann war ich wieder in einer festen Beziehung. Die Shagallbesuche wurden weniger, hörten auf.. Zwischendurch eine SMS, einen Anruf, ein wenig Feiern.. Dann war Schluß.

Einmal sah ich ihn noch..im letzten Jahr..
Es war wie immer, wir unterhielten uns lange..versprachen uns gegenseitig sich beim anderen zu melden.. und taten es nicht..

Heute bekam ich einen Anruf: David :) Man...ich liebte diesen Mann, er war der einzige,mit dem ich auch nach der Shagall-Zeit Kontakt hielt.. Aber nun hatten wir durch verschiedene Angelegenheiten seit einem halben Jahr nichts voneinander gehört..
Von ihm erfuhr das, was Björn heut treibt..
Björn..für jeden das arrogante Arschloch,ohne Rücksicht auf Verluste nur auf sich fixiert.. Björn hat vor ca. einem halben Jahr geheiratet und ist in seine Heimat zurückgezogen..
Das hat mich völlig vom Hocker gehauen..
Das passt zu ihm, wie ich zur Schlager-Musik..
Menschen können sich ändern.. Aber Björn..

Wir brauchten einander.. Es war unsere Zeit und das wir uns trafen war gut für uns..
Wir gaben uns alles und nichts.. Ich danke dir!

Tags

leben 

Kommentare


unbekannt
20:57 31.12.2006
Komm gut ins neue Jahr :)

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2006-12-28 01:26