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2005-05-30 00:37
WASSER
Aus aktuellem Anlass (Temperaturen über 26°) eine kleine Fibel über Wasser, Wasserbeschaffung, Wassertransport und alles überhaupt rund ums Wasser.

Die allgemeine Formel lautet: ohne Essen – 30 Tage; ohne Wasser 2-3 Tage.
Was ich nur bestätigen kann. Denn aus eigenen Tests weiß ich nunmehr, dass ich es bei Belastung keine 30Std. ohne Wasserzufuhr aushalten könnte.

Wie bei allem im Leben, machen die Umstände erst das Problem... man wird bei –10 Grad und 10m Schnee weniger ans Verdursten denken, als bei praller Sonne und +30°.
Außerdem kommt noch die Leistung dazu, die man erbringen „muss“. Muss deshalb in Anführungsstrichen, weil man sich nicht wirklich immer bewegen muss, wann man es tatsächlich tut.
So sehe ich häufig bepackte Großfamilien an die Baggerseen ziehen, die sich mit ihren 4 Kindern, Opa und Oma, sowie dem lieben Sklaven namens „Fifi“ (einem bedauernswerten Langhaardackel – der seit 120min keinen Napf mit Wasser mehr gesehen haben muss) Richtung Badestelle ziehen.
Dort lagern sie dann möglichst in der absoluten prallen Sonne (man will ja braun werden), damit weder Fifi noch Opa und Oma Schatten finden können – selbst der obligatorische Sonnenschirm (der lediglich die Stelle als „besetzt“ anzeigt) bringt keine Abkühlung.
Wozu der See da ist?
Ich für meinen Teil würde sagen – zum baden. Diese besagte Beispielfamilie ist eher Wasserscheu und hat Angst Fifi könnte vielleicht ertrinken... wer weiß?

Fazit dieser Story: Beweg Dich, wenn es heiß ist, nur im Notfall mehr als unbedingt nötig.

Und denke nicht verkehrt!
Wer im Schatten sitzt und eine Limo schlürft kann sich seiner Kleider entblößen, wie er lustig ist und FKKmäßig Lust und Laune verspürt.
Wer aber läuft, arbeitet oder beides zugleich – der muss es wie ein Beduine machen (jene kennen sich mit Laufen, Arbeiten und richtigem Dress in der Hitze am besten aus... logisch, oder?).
Zieh weite und saugfähige Kleider an, möglichst hell bis schneeweiß.
Trag Sandalen (sind die gerade mode? Na, wer 300km nach Süden durch die Sahara muss, macht seine Mode selber – das erhält die Denkfähigkeit).
Trage unbedingt eine Kopfbedeckung – ein Beduinentuch oder eine dünne Kappe wirken wunder – notfalls das T-Shirt zusammenwickeln und um den Kopf schnüren. (So manche Unterhose ist Sommers, wie Winters am Kopf besser aufgehoben, als dort, wo sie standesgemäß sitzt)

Beim Laufen:
Du wirst Dich sicher auf dem Boden wälzen... aber man muss tatsächlich anders atmen, wenn man in der Hitze lange laufen muss.
Kernpunkt des ganzen ist es, die Schleimhäute so feucht wie möglich zu halten... man macht deshalb zwischen Ein- und Ausatmen eine kleine Pause. Geatmet wird nur durch die Nase – diese ist die Klimaanlage des Körpers und regelt die Temperatur des Atems, wie die der Schleimhäute.
Wer durch den Mund keucht und Jappst wie die Forelle im Fischteich – der wird nicht lange ohne einem Schluck aus der Wasserflasche auskommen. Und die ist baldigst leer und der Sarg respektive der Magen eines Aasfressers wird umso voller werden.

Der Schritt sollte so kraftsparend und lahm wie möglich sein – ab Temperaturen über 40° machen Beduinen meistens nur noch sehr, sehr kurze Intervallwanderungen und sitzen sonst hinter einer großen Düne (dort entseht mehr Thermik und damit ein kleiner Luftzug von rückwärts).

Gelaufen wird solange, wie es die Umstände noch zulassen.
Ansonsten verlegt man seinen Schönheitsschlaf getrost auf die Mittags- und Nachmittagszeit, um dann des Nachts weiterzuwandern – da können in der Wüste aber schon mal Frostbeulen anstehen. Also, in die Wüste immer dicke Socken mitnehmen!

Nun zum Wasser an sich.

Wasser hat die ulkige Eigenschaft, auch dort noch zu sein, wo man es nicht sieht.
Das ist ein Vorteil für den Survivor – da kann man nicht nur Leute zum staunen bringen – nein, Man(n?) kann auch seine haut retten.

Wie ich es schon öfters bemerkte, dezent, aber immer wieder : MÜLLTÜTEN – MÜLLTÜTEN und noch mal MÜLLTÜTEN!

Man nehme eine Mülltüte, stopfe alles rein was nach seinem dafürhalten Wasser enthalten könnte (Gras, Laub, Kies, Steine, Rinde, Kleidung...) schnüre das ganze luftdicht zu und lege es in die Sonne (die ist meist ausreichend vorhanden, wenn es warm ist).
Nun heißt’s warten... ... ... etwa 40-60min... ... ... dann hat sich unten eine grünliche Lache gebildet – ca. 100-300ml (je nach Füllung und Wartezeit).
Macht man das mit drei bis vier Tüten gleichzeitig, hat man schnell einen Liter oder ganz fleißige sogar zwei Liter zusammen.

Im größeren Umfang lässt sich dieser Trick auch noch verfeinern.

Dazu bemühen wir einmal wieder das liebe Militär – wer töten will, darf keinen Durst haben.
Das wussten nicht nur die Römer – nein, auch die Legionäre der Fremdenlegion.
Also kamen diese findigen Wüstenlegionäre auf die Idee, ihre Kautschukplanen zur Wassergewinnung einzusetzen.

Hierzu nimmt der normale Survivor folgendes:
Ein/e Poncho/Rettungsdecke/Tarp/Zeltbahn/Alufolie/aufgeschnittene große Mülltüte... ; einen Spaten bzw. Grabstock/Stein; einen kleinen Stein; ein Gefäß für ca. 1-2 Liter;
sowie natürlich Krempel zum entwässern (Gras, Laub, Kies, tote Tiere, Exkremente...) und vielleicht ne volle Blase, noch vom letzten Wasserloch mitgebracht.

Jetzt geht’s los:
Loch graben... nicht zu tief, etwa 40cm – so nach Schnauze geringfügig kleiner als die Folie.
Die Folie darüber breiten und an der hinteren Kannte schon mal mit dem Aushub festklopfen.
Das zu entwässernde Zeug ins Loch geben; einmal gemütlich drüber uriniert, vielleicht noch einen netten Neger dazu abgeseilt und dann in die Mitte des Lochs das Gefäß stellen.
Die Folie nun über dem Loch ausbreiten und mehr oder weniger spannen.
Mit dem Aushub und anderen Hilfsmitteln luftdicht verschließen.
Das wichtigste... damit das Kondenswasser weiß, dass es in das Gefäß tropfen soll... den kleinen Stein in die Mitte der Folie (über dem Gefäß) legen... jetzt rinnt das Kondensat zur Mitte und tropft in das Behältnis.

Nach etwa 4-5 Stunden ist das Behältnis garantiert voll... schon allein durch den Urin.

Das kann man dann wirklich trinken?
Man kann das Zeug bedenkenlos trinken – da es aber destilliertes Wasser ist – also gänzlich frei an Mineralien – muss man etwas Kies oder Erde hineingeben.
Nicht viel – nur ein paar Krümel.
Das Wasser ist sehr gierig, wenn es destilliert wurde und zieht sofort alle Mineralien aus dem Kies... danach kann man es trinken, als wäre es aus dem Bach um die Ecke – aber bei dem wäre die Wasserbeschaff-Prozedur einfacher ausgefallen.

Selbst der trockenste Wüstensand hat noch Wasser in sich.
Wirklich trocken ist nur der Mond, denn da verdampft alles sofort, weil kein Atmosphärendruck da ist... aber auf dem Mond haben wir eh, als Survivor, wenig zu suchen.

Wasser transportiert man am besten in... na? Flaschen? – nein... Wasserschläuche bzw. -säcken!
Die haben den Vorteil, dass sie mehr fassen als eine banale Flasche, sich aber geleert schön klein zusammenfalten lassen.

Wer das nicht hat, nimmt ne Mülltüte – die kümmert sich nicht drum, was in ihr getragen wird.

Auch in Schuhen bzw. Stiefeln kann man Wasser tragen ... nur wer Schweißfüsse hat muss sich da entsprechend vorbereiten. Käsewasser ist immer noch besser, als kein Wasser.

Nun noch ein Hinweis zur Trinkbarkeit:

Die Gewässer in Europa sind grundsätzlich ALLE erst mal verschmutzt und viele davon so stark, dass es lebensbedrohlich sein kann.
Grundvoraussetzung für einen Wanderer, wie Survivor, ist es daher nach Anzeichen von Verschmutzung und totem Wasser zu suchen – ehe getrunken wird.
Weiterhin sollte jedes Wasser zumindest abgekocht werden... wenn es danach auch nicht mehr unbedingt schmackhaft ist.
Wer dem entgehen will, sorgt vor.
Micopur ist eine Lösung um sauberes Wasser auch über Wochen, teilweise Monate, sauber transportieren zu können.
Dann gibt es von der Bundeswehr (und sicher auch anderen Armeen dieser Welt) spezielle Entkeimungspillen, die sogar Brack- und Klärwasser, trinkbar machen.
Ich habe es getestet (Selbstversuch – macht richtig kluch)... ich lebe noch .

Regenwasser ist auch nicht mehr das, was der Begriff vermuten lässt.
Irgendwo muss der Smog der Industrie, der Flugzeuge, Töfftöffs und Zügen ja landen – spätestens in uns.

Also wie immer – Vorsicht geht vor Erfolg!

Guten Durst allen Lesern und passt auf, dass Euch nie die Mülltüten ausgehen *GGG*

Michael.

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