Was die sich wohl denken?
Im Moment werde ich auf diversen Singleseiten ganz oft von verheirateten Männern angeschrieben, die meine Väter sein könnten und eine Affäre suchen.

Darauf einzugehen kommt für mich persönlich nicht in Frage, weil ich eben am Beispiel meiner Eltern und somit auch irgendwie am eigenen Leib mitbekommen habe, wie viel so was kaputt machen kann.

Aber manchmal frage ich mich ja dann doch, wie diese Männer überhaupt auf die Idee kommen, mich erfolgreich anschreiben zu können. Sie sehen oftmals schon total verlebt aus, uns trennen ganze Lebensweisen, mit Frau und Kind und Haus habe ich ja nun gar nichts am Hut. Und zu mindestens den Profilen ist nicht zu entnehmen, dass sie wenigstens finanziell etwas zu bieten hätten. Denn das liebe Geld mag ja durchaus schon mal hin und wieder für das ein oder andere Mädel in meinem Alter (oder noch jünger) ein Grund sein, sich auf so einen Mann einzulassen.

Manchmal bin ich einfach neugierig und antworte dem ein oder anderen von diesen Herren doch und frage ganz direkt nach ihren Motiven. Eigentlich bekommt man da immer dieselbe Antwort. „Meine Frau und mich verbindet ja so viel, wir haben ja so viel gemeinsam erlebt, ich liebe sie über alles, würde sie nie aufgeben, aber beim Sex stimmt eben einfach gar nichts mehr.“

Wahrscheinlich habe ich zu hohe Erwartungen, wenn ich mich dann im Stillen frage, ob man darüber nicht reden kann. Jedenfalls versichert man mir immer, dass all das Reden nichts gebracht und man schon alles versucht habe.

Eigentlich steht es mir ja nicht zu, über diese Menschen in irgendeiner Form zu urteilen, schließlich ist jeder für sein Leben selbst verantwortlich und wenn ihr Lebenswandel ihnen kein schlechtes Gewissen bereitet, ist das ganz sicher auch nicht meine Aufgabe, ihnen ein solches einzureden.

Aber im Stillen denke ich mir dann immer, dass es doch wohl für alle Beteiligten fairer wäre, wenn sich die entsprechenden Herren ein paarmal im Monat einen Puffbesuch leisten würden. Teurer als mögliche anfallende Hotelkosten, Getränkeausgaben etc. für die Affäre kann das auch nicht sein, schließlich soll es ja auch in diesem Gewerbe Angebote zu Schleuderpreisen geben. Und es wäre wenigstens eine ganz klare Dienstleistung. Gefühle ausgeschlossen. Denn auch der weibliche Part einer Affäre kann sicher trotz aller klaren Absprachen von Anfang an nicht immer ausschließen, dass sich doch Gefühle entwickeln.

Na ja. Wie gesagt: Jeder muss selbst wissen, was er mit seinem Leben anfängt. Es sind einfach diese Heimlichtuereien, die mich persönlich stören. Denn die machen nach meiner ganz persönlichen Erfahrung viel mehr kaputt, wenn sie auffliegen, als jedes Fremdgehen an sich.

Und wer weiß, vielleicht würde man ja Überraschendes in offenen Gesprächen zu hören kriegen. Vielleicht hat man ja Glück und hat eine verständnisvolle und ebenfalls unbefriedigte Ehepartnerin, die nichts gegen eine offene Ehe einzuwenden hat.

Der letzte, bei dem ich mir die Mühe machte, ihn nach seinen Beweggründen zu fragen, antwortete mir folgendes: „Nee, reden ist absolut nicht möglich. Und ich habe mich jahrelang bemüht. Meine Frau ist auch ohne Sex ganz glücklich, so wie es ist. Da muss ich mich dann eben anderweitig umschauen.“

Bei so was könnte ich ja kotzen. Wie kann er sich anmaßen, darüber zu entscheiden, ob und wie seine Frau glücklich ist? Gut…Wie kann ich mir anmaßen, die Vermutung in den Raum zu stellen, dass sie es nicht ist?

Vielleicht sollte ich mal mein Foto ändern. Vielleicht lassen sie mich ja dann wieder in Ruhe, die werten gebundenen 45-50-Plus-Herren. Und dann brauche ich mir auch nicht mehr den Kopf über die Probleme von anderen Leuten zu zerbrechen.