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2016-02-14 21:44
Warten auf Tag X
In einem halben Jahr werde ich 34 Jahre alt werden und manchmal, da kann ich es kaum fassen, wie ahnungslos ich eigentlich bin. Was habe ich eigentlich mit der ganzen Zeit bis heute gemacht? Was ist da nur schief gelaufen?

Vieles, was in meinem Leben passiert ist, schmerzt auch heute noch. Und es ist fast schon beeindruckend zu nennen, wie tief so manche negative Prägung sitzt, wie weit bestimmte Änste reichen.

Aber dennoch: Wenn es darum geht, sich nur auf die Gegenwart zu konzentrieren und nicht nach hinten und auch nicht nach vorne zu blicken, fällt es mir doch deutlich leichter, die Vergangenheit hinter mir zu lassen.

Darauf zu vertrauen, dass man nur vollständig im Jetzt sein muss, damit sich die Zukunft so fügt, wie sie sich fügen soll … Dass sie sich so oder so fügen wird, wie sie sich fügen soll … Damit habe ich so meine Probleme.

Die Freiheit, die sich daraus ergibt, sich keine Gedanken mehr machen zu müssen über das, was war und was sein wird, diese Freiheit reizt mich durchaus.

Aber ich frage mich doch, ob die Sache mit dem Jetzt nicht vielleicht nur etwas für Schönwettertage ist. Wenn alles gut läuft, ist es leicht, darauf zu vertrauen, dass alles gut werden wird. So ist es einfach, die Dinge einfach laufen zu lassen.

Aber was, wenn es gerade schlecht läuft? Und kann es tatsächlich schlecht laufen, wenn man wirklich vollkommen im Jetzt ist? Ich weiß es nicht … an diesem Gedanken beiße ich mich im Moment fest.

Und wenn Jetzt wirklich nur das unmittelbare Jetzt ist, also nicht der nächste Monat, nicht die nächste Woche, nicht mal die nächsten drei Tage, sondern wirklich nur jetzt, wie kommt man dann von A nach B? Ist man sich nicht mit jeder Entscheidung, die man trifft, bewusst darüber, dass sie Auswirkungen in der Zukunft haben kann?

Wenn ich meinen Jahresurlaub auf Mallorca verbringen möchte, muss ich doch an irgendeinem Punkt mit der Planung anfangen. Also beschäftige ich mich ja doch mit der Zukunft, nur durch schlichte Fügung buchen sich kein Flug und keine Unterkunft. Klar, natürlich kann ich heute die Entscheidung treffen, einen Flug zu buchen, aber wenn ich erst im Juni fliege, denke ich ja doch darüber nach, was im Juni sein wird.

Das macht mir in gewisser Weise einen Knoten ins Hirn. Erleuchtet bin ich sicherlich nicht. Noch lange nicht.

Vieles läuft im Moment in meinem Leben richtig gut. In vielerlei Hinsicht tue ich mir endlich wieder gut und die ersten positiven Auswirkungen kann ich bereits erkennen. Der Februar ist zur Hälfte vorbei und er hat sich wirklich gelohnt. Er war bisher der Reset, den ich mich gewünscht habe und ich glaube, es geht wirklich bergauf. Wenn ich nur nicht irgendwann auf dem Weg die Puste verliere.

Und das ist so ein bisschen der Punkt: Die nötige Kraft, die es braucht, ich ziehe sie nicht zu 100% aus mir, sondern aus der Hoffnung auf etwas, was vielleicht nie passiert. Man weiß es nicht.

Ich habe das Gefühl, ich sollte eine Entscheidung treffen. Um alles wirklich zu meinem Ding zu machen.

Natürlich … es geht mir um Mister Silvester und mich. Noch immer habe ich absolut keine Ahnung, wie er eigentlich mittlerweile zu mir steht.

Die Woche lief gut. Wirklich gut und da war es im Grunde nicht nötig, die Dinge weiter zu hinterfragen. Es sind mehr die Wochenenden und so insgesamt … diese vier Wochen, sie sind ganz schön lang und ein wenig fürchte ich, dass das nichts mehr werden wird, wenn wir zwei weitere Wochen jegliche persönlichen Themen ausklammern.

Zweifel ist Gift, so ein Gift und doch … Ich zweifele.

Kleinigkeiten treffen mich. Wie die Geschichte von seiner besten Freundin. Sie wurde wohl auch gerade von einem Typen fallengelassen. Nach kurzer Trauerphase hat sie die Geschichte zu den Akten gelegt und jetzt will der Typ wohl wieder. Es streichelt ihr Ego, aber im Grunde ist die Sache für sie gelaufen.

Und in solchen Momenten frage ich mich: Spricht er jetzt wirklich über seine Freundin? Und wenn ja, gibt es noch einen Subtext? Auf diese Idee könnte man durchaus kommen.

Mein großer Schatz an vornehmlich negativen Erfahrungen hat mich gelehrt, dass man nur Klarheit bekommt, wenn man bestimmte Dinge anspricht, dass es aber auch Dinge und Situationen gibt, die man totreden kann.

Irgendwie ist die Telefonroutine suboptimal, die wir praktizieren. An den Wochenenden, am Freitag, am Samstag, da schreiben wir höchstens ein paar Nachrichten hin und her, unter der Woche, wenn die Zeit für mich begrenzt ist, da reden wir. Und dann … Auch wenn es ideale Zeitpunkte nicht gibt, aber … wenn ich ohnehin dank der Telefonate oft nur vier bis fünf Stunden Schlaf kriege, will ich nicht noch riskieren, mit einer “Katastrophe” in den nächsten Arbeitstag starten. Ich weiß, was für eine emotionale Achterbahnfahrt ich sein kann und meine Tiefs kann ich während der Arbeitswoche nicht so wirklich gebrauchen.

Seine Lebensführung und meine … so wirklich passen sie auch nicht zusammen. Morgen wird er wohl erneut für zwei Wochen krankgeschrieben werden. Und während ich neben der Arbeit im Moment alles versuche, um mir gut zu tun, scheint er das Gegenteil zu praktizieren. Das fängt schon beim Essen an. All das, was ich derzeit vermeide, isst er in größeren Mengen und das, obwohl er es so gerne zum Gift erklärt. Ich bin froh,, wenn ich unter der Woche meine fünf Stunden Schlaf kriege, er schläft locker zwölf Stunden. Und wenn doch ein Termin dazwischen kommt, ein früher, holt er den verpassten Schlaf eben nach, wenn er wieder zu Hause ist.

Und dann ist da Facebook. Bis heute habe ich das Prinzip “Facebook” nicht wirklich verstanden. Noch immer vermisse ich es nicht in meinem Leben. Anderen Social Media-Plattformen kann ich noch einen gewissen Zweck zubilligen, sie nutze ich auch. Aber … im Grunde sind es nur meine Youtube-Abos und mein Instagram-Feed, bei denen ich halbwegs tagesaktuell informiert bin, für alles andere fehlt mir schlicht die Zeit und ich kann nicht den Nutzen erkennen, der mich davon überzeugen würde, Zeit dafür aufzubringen.

Ich persönlich glaube dennoch durchaus daran, dass Facebook auch politisch nicht irrelevant ist. Der Arabische Frühling vor nun schon fünf Jahren war ein Beispiel dafür. Und wenn Menschen in wie auch immer gearteten Krisengebieten Facebook instrumentalisieren, um die Weltöffentlichkeit auf sich aufmerksam zu machen, finde ich das gut.

Ebenso gut finde ich es, wenn Journalisten es zur Aufklärung nutzen, Aufklärung jenseits der Mainstream-Medien.

Aber … zweischneidig wird es für mich in dem Moment, in dem sich Privatpersonen vom sicheren heimischen Sofa aus plötzlich in Verschwörungstheorien verwickeln lassen. Egal ob rechte, linke, anti-amerikanische oder anti-russische Verschwörungstheorien. Es ist ein schmaler Grad zwischen Aufmerksam machen und Hetzen.

Wenn die Auseinandersetzungen mit fremden Menschen zu viel Raum im eigenen Leben einnehmen, ist das vielleicht durchaus nicht so ganz gut. Ist das wirklich so wichtig, ob wildfremde Menschen Sachen liken, disliken oder einen für bestimmte Posts entfreunden?

Ich weiß, ich habe viele meiner bald 34 Lebensjahre virtuell verlebt, aber doch irgendwie immer mit der Hoffnung auf etwas Reales. Die Grundlage war eine andere, es ging da immer um ein konketes “Du+Ich=Wir”, was zwar nie eintrat, aber die Hoffnung darauf war da. Die Ebene war so viel persönlicher.

Irgendwie muss ich unwillkürlich an bockige Kinder im Kindergarten denken, wenn ich höre, dass es ein echtes Drama ist, ob jemand jemanden wegen eines bestimmten Posts entfreundet. Da frage ich mich doch, ob da die Prioritäten nicht falsch verteilt sind im Leben.

Aber irgendwie ist es auch kein Wunder: Wenn man ein halbes Jahr lang nichts zu tun hat und den halben Tag verschläft, muss man die andere Hälfte des Tages ja immer noch irgendwie rumkriegen. Kochen und Essen nehmen nur einen kleinen Teil der Zeit ein und es gibt auch nicht immer irgendwo eine Sportevent, das man verfolgen kann.

Im Januar hat Mister Silvester diese freie Zeit und Energie wohl vermutlich in mich gesteckt. Das glaube ich, kann man schon so sehen. Ist das noch so süß oder ist das schon eine milde Form von Stalking, könnte man sich fragen, wenn man sich überlegt, wie viel Zeit er allein in die Suche nach meinem Blog investiert hat. Und ich weiß, wie schwierig er zu finden ist. Oder das mit dem Flughafen … Er hatte ja jede Menge Zeit, sich vorzubereiten, im Gegensatz zu mir. Und … Nie, nie bin ich mit dieser Fluglinie und dieser Flugroute auf diesem Gate angekommen. Nie. Ich wusste nicht mal, dass es das überhaupt gibt. Und nachdem ich nur wenige Tage zuvor noch gesagt hatte, dass ich Zeit brauche und erst einmal wieder zu mir selbst finden muss … Ich weiß es auch nicht …

Ich bin kein Karrieremädchen und ich brauche auch keinen geilen Hengst im Designeranzug, der mit seinem Prestigejob jede Menge Kohle schefelt.

Im Gegenteil. Geld und Erfolg machen nicht glücklich. Das Geld macht vieles einfacher, aber mit dem Erfolg fehlt dann oft auch die Zeit, diese Bequemlichkeit zu genießen. Je mehr man hat, umso mehr glaubt man, haben zu müssen, um langfristig glücklich zu sein. So mein Eindruck und das bin nicht ich.

So ganz grundsätzlich haben Mister Silvester und ich ähnliche Vorstellungen vom Leben, ähnliche Idee, wie wir es uns gerne langfristig am liebsten gestalten würden. Ich glaube schon, wir hätten gemeinsam vielleicht sogar eine größere Chance, unsere generellen Ziele im Leben zu verwirklichen.

Aber im Moment …

Manchmal habe ich den Eindruck, dass er sein Leben, was mich betrifft, auf Pause gedrückt hat, für den Moment. Und irgendwie muss man die Zeit ja füllen. Ich weiß selbst noch zu gut, wie ungesund es ist, wenn man Wochen und Monate damit verbringt, auf etwas zu hoffen, was doch nicht eintritt. Und da ich mir den Februar für mich gewünscht habe … Manchmal, da macht er so Andeutungen, dass er im Grunde nur die Zeit bis zum März totschlägt, mit all dem Alkohol, den Facebookverschwörungen, dem Schlaf, dem Junkfood.

Und wenn es so wäre, wäre es auch für mich völlig ok. Nicht nur, weil es irgendwie doch auch schmeichelhaft ist, dass da jemand auf einen wartet. Sondern auch … Ich weiß auch nicht … ich hätte mehr von meiner Zeit für mich, wenn ich wirklich darauf vertrauen würde, dass es Zeit für mich ist und dass er sich danach noch genauso sehr dem "Du und ich" widmen möchte wie ich.

Aber vier Wochen sind lang und sie können sicherlich auch einiges an der Perspektive ändern, vermeintliche Gefühle wieder abkühlen lassen. Vielleicht bin ich ja doch nur ein netter Zeitvertreib, der ab und an das Ego ein wenig streichelt.

Mich verunsichert das alles und ich merke, dass ich mich gerne zurückziehen möchte. Es abhaken, zu den Akten legen, den Kontakt auslaufen lassen …

Im Grunde wäre das vielleicht auch gar nicht so eine schlechte Entscheidung, nur würde ich sie wohl aus den völlig falschen Gründen treffen. Wieder einmal wäre es Angst, die mich leitet. Angst, nicht gewollt zu sein und deswegen geht man in der Konsequenz lieber als gegangen zu werden. Aber so kommt man ja auch keinen Schritt im Leben weiter, so bin ich in all den Jahren hier gelandet, wo ich jetzt bin.

Ich wünschte, mein Leben wäre so verlaufen, dass ich nun die nötige Souveränität hätte, anders mit dieser Situation umzugehen. Und ich weiß, eigentlich brauche ich nur eine Chance und ein bisschen Sicherheit, um sicherer zu werden.

Wenn man das so liest, mag man kaum glauben, dass der Beruf mich in so eine Art Führungsposition gebracht hat, wo ich ohne Probleme Entscheidungen treffe und Leute anleite. Aber: Ich hatte auch wirklich Glück mit dieser Stelle und dieser Firma, weil ich dort die idealen Bedingungen vorgefunden habe, mich ohne Angst ausprobieren zu können. Das war einfach.

Privat werde ich wohl nie einen Schritt weiterkommen, wenn ich mich immer wieder zurückziehe. Es ist ein Teufelskreis, ein ewiger.

Ich will nicht einfach wegwerfen, was vielleicht hätte gut sein können, denn so werde ich beim nächsten Mal auch nicht bereiter sein, zu bleiben.

Letztens fand ich eine Karte mit diesem Zitat von Anaïs Nin:

„Und es kam der Tag, da das Risiko, in der Knospe zu verharren, schmerzlicher wurde als das Risiko, zu blühen.“

Ich habe sie gekauft. Mit dem Gedanken, sie ihm zu schicken, Ende Februar, Anfang März. Weil sie so sehr passt zu allem, wie die Faust auf das Auge, in so vielerlei Hinsicht. Weil es eine schöne Art ist, zu sagen: „Ich bin bereit.“

Ich weiß, bin mir da ganz sicher, noch vor zwei Wochen wäre das eine Geste gewesen, die ihre Wirkung ganz sicher nicht verfehlt hätte. Aber ich frage mich, ob sie nicht zu spät kommen könnte, wenn noch zwei weitere Wochen vergehen.

Letztendlich ist er der einzige, der mir meine Fragen beantworten und mir meine Unsicherheiten nehmen kann. Aber … Was bringt mir das schon, wenn er immer, wenn ich ihn frage, sagt, dass sich nichts geändert hat und gleichzeitig davon spricht, dass alles eine Illusion ist. Was bringt es mir, wenn mir in den zwei Stunden unter der Woche die Zeit, die Geduld und der Mut fehlen, um das Gespräch zu vertiefen und vielleicht noch einmal nachzuhaken?

Eine neue Woche steht bevor. Vielleicht ist das mein Glück. Denn da füllen sich meine Tage ganz automatisch wieder mehr und die Zeit für dumme Gedanken kommt gar nicht erst auf. Noch zwei Wochen bis zu Tag X. 29.02.2016. Und dann?

Kommentare

21:13 15.02.2016
Ach, süß seid ihr, ihr Lieben! Danke für die Komplimente und Ermutigungen!
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06:10 15.02.2016
Ohja. ein riesiger Kindergarten. Und die Prioritäten werden definitiv falsch gesetzt bzw. haben sich total verschoben!
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22:52 14.02.2016
Facebook ist ein Kindergarten. Und politisch/medial sehr relevant. Teil der "nächsten" Generation Schäfchen.

Du warst oft mutig. Bist oft gefallen. Aber der Mensch lernt nur, indem er tausend Mal hinfällt und wieder aufsteht... und den Mut, die Neugier besitzt du... dein ganzes Tagebuch platzt fast davon, also lass es raus, lass DICH raus! ♥♥♥
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22:39 14.02.2016
Wow. Es ist wundervoll, wie du schreibst. so leicht und verständlich und irgendwie hinterschwellig tief.blick.end. Dein Schreibstil [deine Gedanken] - aber vor allem dein Schreibstil - gefällt mir sehr!
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2016-02-14 21:44