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Friday, 29. March 2024
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2019-11-19 10:10
Vielen Dank ..

.. an die lieben Kommentare mit der Anteilnahme.

Es ist nicht leicht. Das ist es nie.
Heute werden wir Mamas Zimmer im Pflegeheim leer räumen. Das Pflegeheim gibt den Angehörigen immer 3 Tage. Ich kann das verstehen, auch wenn es das nicht einfacher macht. Die Möbel dürfen stehen bleiben. Es gäbe immer Verwendung für neue Bewohner die eben mit nichts rein kommen. Auch die Verbdandssachen, Katheter und Stomaversorgung nimmt das Pflegeheim sehr gerne. Da sei oft Mangel. Die Alternative wäre wegwerfen. Und das Kistenweise. Mama war immer gut versorgt, und eine Rückgabe an den Händler wäre sinnlos, da die einmal geöffnete Pakete nicht weiter verwenden dürfen. Das ist ja auch in Krankenhäusern so, alles was im Patientenzimmer lag darf nicht weiter benutzt werden, selbst wenn es selber noch eingepackt ist. Das wurde mir mal erklärt als ich fragte warum wir da ein ganzes Paket an einzelnverpackten Pflastern mitnehmen sollten. Das sind die Hygienevorschriften. In Pflegeheimen läuft das meist ja etwas anders. Die Katheter sind alle einzeln verpackt, da handelt es sich um nichts offenes. Aber der Karton in dem sie kamen wurde halt geöffnet. Ich glaube, im Bad stehen auch noch 2 Kartons. Was dieses Verbdandmaterial angeht hatte Mama immer genug. Durch den Dekubitus wurde immer massig geschickt und die letzte Lieferung muss vor einer Woche gewesen sein. Die haben Rechnung geschickt, die ich aber nicht bezahlen werde da Mama befreit war. Das wissen die auch, habe schon Schreiben aufgesetzt.

Ja, regeln können wir derzeit fast nichts. Wir haben von der Kripo bzw. vom Staatsanwalt noch keine Freigabe. Daher hat die Überführung noch nicht statt gefunden und daher haben wir noch keine Sterbeurkunde. Die wir aber für alles Bürokratische benötigen. Ich kann nichts kündigen. Ich kann das Testament nicht eröffnen lassen und keinen Erbschein beantragen. Auch bei der Sparkasse lässt sich nichts regeln. Ich kann nur alle nötigen Unterlagen zusammen suchen. Ich möchte den Bausparvertrag auflösen und das Guthaben auf Nicos Vertrag umschreiben lassen. Zu Nicos Vertrag müssen wir aber noch die Namensänderung vorlegen. Schriftlich hat denen damals die Kopie nicht gereicht, wir müssen mit dem Original zur SParkasse. Und dann muss ich klären ob man das übertragen kann. Nicos Vertrag ist so ein Kindervertrag mit 10 % Zinsen und hat daher eine jährliche Obergrenze an dessen, was überwiesen werden darf. Da kommen wir weit drüber. ANdererseits ist das Jahr fast rum, wenn wir dieses Jahr überweisen und im Januar. Ich denke, das wäre in Mamas Sinne gewesen. Den Dauerauftrag damals mussten wir ja löschen. Weil wenn ihr Vermögen aufgebraucht gewesen wäre und wir das Sozialamt für die Kosten hinzugezogen hätten, dann hätten die das zurück gefordert. Da bin ich einerseits froh, das ihr das erspart geblieben ist. Sie hatte immer allles was sie brauchte, unabhängig von den Kosten. Und immer alles was sie wollte. Sie wollte einen neuen Fernseher und ein neues Tablet. Wir sollten aber bis Black Friday warten. Mein Mann hatte sich dann schon mal umgeguckt, sie hatte genau gesagt was sie wollte. Beim rollenden Einkaufswagen der immer Mittwochs durch das Heim fuhr hat sie sich gerne was geholt. Oder hat auch bestellt, dann brachte ihr die Dame Lachs mit. Und immer Chips für Nico und Zartbitterschoki für mich. Weil ich ihr sagte, das ich Zartbitterschoki abends auch ein Stück essen kann weil die nicht so viel Zucker hat. Meistens war es die gute von Lindt. Mit dem Satz vom Sozialamt, ich glaube das Taschengeld liegt aktuell bei 107 EUro monatlich für alles (Fußpflege, Drogerieartikel etc, das ist alles da schon mit drin) wäre sowas eng geworden. Alleine Fußpflege liegt ja schon bei 20 Euro. Dahingehend hatte sie nie Sorge. Das finde ich beruhigend. Geldsorgen hatte sie nie, das kann auch sehr belastend sein.

Ich bin jetzt erstmal krank geschrieben. Ich habe meinem Vorgesetzten das auch gesagt. Ich soll tapfer bleiben. Nächste Woche Freitag werde ich wieder gehen. Das hat 2 Gründe. Zum einen, wenn hier alles vorrüber ist, wird mir die Decke auf den Kopf fallen. Dann fange ich an zu grübeln und das schwarze Loch tut sich noch weiter auf. Zum anderen werde ich dann meine Kündigung abgeben. Den Vertrag schicke ich heute zurück. Und ich freue mich auch irgendwie, auch wenn die Freude sehr getrübt ist. Mama hat meine Sprachnachricht von Mittwoch nicht mehr gehört. Sie war noch als ungelesen in der Alexa. Das fand ich traurig. Aber ich glaube fest daran, das sie von da oben jetzt zu sieht. Mit Papa und meiner Schwester im Arm. Ohne Schmerzen, ohne Rollstuhl, gesund. Und irgendwann, dann werden wir uns da oben wieder sehen. Es ist ein für mich tröstlicher Gedanke. Trotzdem macht es das nicht einfacher. Ich fühle mich irgendwie entwurzelt. Kennt das jemand? Der einen Pfegerin im Pfegeheim, der geht es genauso. Ich wusste das nicht. Ihr Bruder tödlich verunglückt, sehr früh wohl schon, vor 4 Jahren starb ihre Mama, dieses Jahr ihr Papa. Man ist nicht alleine, aber aus der eigenen Familie ist man einfach die "letzte".

Und das ist es auch wieder, man weiß nie welches Paket der eine oder andere zu tragen hat. Ich wusste das von der Pflegerin nicht. Hätte es auch nie gedacht. Warum auch?! Aber da sieht man wieder, das man immer nur die Fassade zu sehen bekommt. Man sollte nie zu schnell urteilen, weil man nie weiß, welche Wege der jenige bereits bestritten hat. Welche Steine er überklettern und welche Verluste er ertragen musste.

Kommentare

03:48 20.11.2019
Schlimme Tage - wobei die bürokratischen Angelegenheiten und andere Regelungsnotwendigkeiten zum Glück ja auch ein wenig von der Trauer und den Tränen ablenken
Good luck!
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
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2019-11-19 10:10